Alltagsleben der Bevölkerung

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Alltagsleben der Bevölkerung

Der Stoff des Alltags: Die breite Bevölkerung

Landwirtschaft, Ernährung, materielle Kultur und Medizin der breiten Bevölkerung

Siedlungsformen und Wohnverhältnisse

Die Mehrheit der Bevölkerung lebte nicht in den aufstrebenden Städten, sondern in Dörfern. Diese Siedlungen befanden sich oft in der Nähe von Flüssen oder anderen Wasserquellen, die für Landwirtschaft und täglichen Bedarf unerlässlich waren. Die Behausungen waren überwiegend einfach und aus vergänglichen Materialien gebaut. Ein- oder zweistöckige Hütten und Häuser aus Holz, Bambus, Lehmziegeln oder Flechtwerkwänden, die mit Lehm verputzt wurden (Wattle-and-Daub), waren die Norm. Gebrannte Ziegel kamen zwar zunehmend in Gebrauch, besonders in Städten und in späteren Phasen, aber Holz blieb selbst für Palastbauten lange Zeit ein gängiges Material. Archäologische Spuren dieser Bauten finden sich in Form von Pfostenlöchern, Stampflehmböden und verbrannten Lehmbrocken mit Schilf- oder Rutenabdrücken. Häuser waren oft um einen Innenhof herum angelegt.

Lebensunterhalt und Ernährung

Die Landwirtschaft bildete die wirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft. Der Anbau von Reis, insbesondere der Nassreisanbau im fruchtbaren Gangestal, war von zentraler Bedeutung. Daneben wurden Weizen, Gerste, Hirse, Erbsen, Linsen, Bohnen, Zuckerrohr sowie verschiedene Obst- und Gemüsesorten kultiviert. Die Landwirtschaft war stark von den Monsunregen abhängig, weshalb auch Bewässerungsmethoden und Wasserspeicherung eine Rolle spielten.

Die Verbreitung von Eisenwerkzeugen wie Pflugscharen, Äxten, Sicheln und Hacken revolutionierte die landwirtschaftliche Produktion. Sie erleichterten die Rodung von Wäldern zur Gewinnung neuer Anbauflächen und steigerten die Effizienz der Bodenbearbeitung. Ochsen wurden als Zugtiere zum Pflügen eingesetzt. Archäologische Funde von Mahlsteinen (Querns), Reibsteinen (Mullers) und Stößeln (Pestles) belegen die Verarbeitung von Getreide.

Die Ernährung war für viele Menschen überwiegend vegetarisch, beeinflusst durch religiöse Strömungen wie Buddhismus und Jainismus sowie brahmanische Ideale. Grundnahrungsmittel waren Reis, Linsen, Gerste, Bohnen, Gemüse, Obst, Fladenbrot (aus Weizen oder Gerste) und Milchprodukte wie Ghee (geklärte Butter). Fleisch von Schweinen, Hühnern oder Ziegen sowie Fisch wurden jedoch ebenfalls verzehrt, wie Funde von Tierknochen und Angelhaken belegen. Jagd und Fischfang ergänzten die Nahrung. Gekocht wurde meist über offenen Feuern, und Wasser wurde in Tongefäßen aufbewahrt.

Materielle Kultur: Kleidung, Werkzeuge, Haushaltsgüter

Die Kleidung bestand hauptsächlich aus Baumwolle. Männer trugen typischerweise einen Dhoti, ein um die Hüften geschlungenes Tuch, das manchmal auch wie eine Hose gebunden wurde. Frauen trugen einen Sari, ein langes, kunstvoll drapiertes Tuch, oft ergänzt durch eine Bluse. Turbane waren bei Männern üblich. Einfacher Schmuck wurde ebenfalls getragen. In der früheren vedischen Zeit wurden auch Tierhäute verwendet. Der Pali-Kanon erwähnt spezifische Kleidungsstücke wie Tuniken, Untergewänder und Umhänge, die möglicherweise eher der Elite vorbehalten waren. Die Textilherstellung war ein wichtiger Wirtschaftszweig, wie das Beispiel Kasi zeigt.

Neben den bereits erwähnten Eisenwerkzeugen für Landwirtschaft und Handwerk waren auch Werkzeuge aus anderen Materialien in Gebrauch. Kupferobjekte wie Äxte, Meißel, Harpunen und Ringe, bekannt aus der früheren Ockerfarbenen Keramik (OCP)-Periode, wurden weiterhin genutzt. Werkzeuge und Schmuck aus Knochen und Geweih (Spitzen, Pfeilspitzen, Anhänger, Kämme) waren verbreitet, an manchen Orten wie Chirand sogar in großer Zahl. Mikrolithische Steinwerkzeuge, ein Erbe früherer Epochen, wurden ebenfalls noch verwendet.

Tongefäße waren für das tägliche Leben unverzichtbar – zur Aufbewahrung, zum Kochen und zum Essen. Gängige Keramiktypen waren Rote Ware, Schwarz-Rote Ware (BRW), Schwarz Glänzende Ware (Black Slipped Ware) und Graue Ware. Die hochwertige Nördliche Schwarz Polierte Keramik (NBPW) diente wahrscheinlich als Luxusgeschirr für wohlhabendere Schichten. Weitere Alltagsgegenstände, die archäologisch nachgewiesen wurden, sind Terrakottaobjekte (Figuren von Menschen und Tieren, Perlen, Schleuderkugeln, Armreifen, Spielzeugräder), Steinperlen sowie Glasperlen und -armreifen.

Gesundheit und Wohlbefinden: Medizin

Das Medizinsystem des Ayurveda („Wissenschaft vom Leben“) befand sich in der Entwicklung, mit Wurzeln in den vedischen Texten, insbesondere dem Atharvaveda. Wichtige Kompendien wie die Charaka Samhita und die Sushruta Samhita wurden zwar erst später endgültig niedergeschrieben, enthalten aber Wissen, das möglicherweise auf diese oder frühere Zeiten zurückgeht. Jivaka, der Leibarzt von König Bimbisara und des Buddha, lebte in dieser Epoche.

Die Kernkonzepte des Ayurveda basieren auf der Vorstellung, dass Gesundheit ein Gleichgewicht der fünf Elemente (Pancha Mahabhootas: Luft, Wasser, Raum/Äther, Erde, Feuer) und der drei Körpersäfte oder Grundenergien (Tridoshas: Vata, Pitta, Kapha) darstellt. Die Verdauungskraft (Agni) und die Ausscheidung von Abfallstoffen (Malas) galten als entscheidend für das Wohlbefinden. Man kannte sieben Körpergewebe (Sapta Dhatus). Krankheiten wurden auf ein Ungleichgewicht der Doshas, einen ungesunden Lebensstil, Karma oder äußere Einflüsse (in früheren vedischen oder volkstümlichen Vorstellungen auch Dämonen oder Geister) zurückgeführt.

Die Diagnose erfolgte durch die genaue Beobachtung des Patienten unter Einbeziehung aller Sinne: Puls (Nadi), Urin (Mootra), Stuhl (Mala), Zunge (Jihva), Sprache (Shabda), Tastsinn (Sparsha), Sehen (Druk) und äußeres Erscheinungsbild (Aakruti). Großer Wert wurde auf Prävention durch einen angemessenen Lebensstil, Ernährung und Hygiene (Sauberkeit, Baden, Zahnpflege) gelegt. Die Behandlung umfasste eine Vielzahl von pflanzlichen Heilmitteln (Hunderte von Pflanzen waren bekannt), aber auch Mineralien und tierische Produkte. Zu den angewandten Methoden gehörten diätetische Maßnahmen, die Verabreichung von Brechmitteln, Abführmitteln und Einläufen (die „fünf Prozeduren“ oder Panchakarma), Inhalationen, Aderlass (auch durch Blutegel) und kleinere chirurgische Eingriffe wie das Öffnen von Abszessen oder die Entfernung von Fremdkörpern. Komplexere Operationen wie die Entfernung von Blasensteinen (Lithotomie) oder plastische Chirurgie (z.B. Nasenrekonstruktion) werden in Texten wie der Sushruta Samhita beschrieben, was auf fortgeschrittenes Wissen hindeutet, dessen Verbreitung im 5. Jh. v. Chr. jedoch unklar ist. Magische Praktiken, Amulette und Gebete existierten wahrscheinlich parallel zu empirischen Methoden.

In den Texten werden verschiedene Krankheiten erwähnt, darunter Fieber, Husten, Schwindsucht (Tuberkulose), Durchfall, Ödeme, Abszesse, Krämpfe, Tumore, Hautkrankheiten (einschließlich Lepra), Pocken und Tollwut.

Trotz des Aufkommens von Staaten und Städten blieb die Grundlage der Gesellschaft ländlich und agrarisch geprägt. Die Menschen nutzten lokale Materialien für den Hausbau und verließen sich auf traditionelles Wissen in Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung. Die Kontinuität von Keramikstilen (z.B. Schwarz-Rote Ware neben NBPW) und Werkzeugtypen (Mikrolithen und Knochenwerkzeuge neben Eisenwerkzeugen) deutet auf eine graduelle Übernahme neuer Technologien hin, die in bestehende Lebensweisen integriert wurden. Während die Eliten in den Städten an der Spitze des Wandels standen (neue politische Formen, Luxusgüter wie NBPW), war das tägliche Leben der breiten Bevölkerung wahrscheinlich von starken Kontinuitäten geprägt, wobei neue Elemente wie Eisenwerkzeuge in bestehende landwirtschaftliche und soziale Muster adaptiert wurden. Ihre Welt wurde ebenso sehr von Jahreszeiten, lokalen Ressourcen und Gemeinschaftsstrukturen bestimmt wie von fernen politischen Ereignissen.

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