
Städtisches Leben: Die Städte zur Zeit des Buddha
Merkmale und Bedeutung der Städte wie Sravasti, Rajgir und Vaishali
Inhaltsverzeichnis
Charakteristika der Städte der Zweiten Urbanisierung
Die Städte, die während der Zweiten Urbanisierung im Gangestal aufblühten, dienten als Zentren der Verwaltung, des Handels und der Kultur. Sie waren oft von Mauern aus Lehm oder gebrannten Ziegeln umgeben, manchmal zusätzlich durch Gräben geschützt. Archäologisch sind sie eng mit der Nördlichen Schwarz Polierten Keramik (NBPW), fortschrittlicher Eisentechnologie und der Einführung von Münzgeld (meist silberne Stanzmarkenmünzen) verbunden. Obwohl Hinweise auf Planung existieren (möglicherweise beeinflusst durch die frühere Indus-Kultur), waren die Stadtgrundrisse im Gangestal des 5. Jahrhunderts v. Chr. vielleicht weniger rigide als in Harappa. Dennoch gab es Anzeichen für Infrastruktur wie Entwässerungssysteme, wenn auch weniger ausgeprägt als in der Indus-Zeit. Innerhalb der Städte gab es oft spezielle Viertel für Handwerker und Händler (Vessas). Diese urbanen Zentren beherbergten eine vielfältige Bevölkerung: Herrscher, Beamte, Priester, Händler, Handwerker, Soldaten, Diener, Arbeiter und Asketen.
Profile wichtiger Städte (Archäologische & Textuelle Synthese)
Sravasti (Savatthi): Als Hauptstadt des mächtigen Königreichs Kosala war Sravasti ein bedeutendes Zentrum im heutigen Uttar Pradesh. Für den Buddha war es ein Hauptwirkungsort; er verbrachte hier 25 Regenzeitklausuren, die meisten davon in den Klöstern Jetavana und Pubbarama, die ihm von wohlhabenden Anhängern gestiftet wurden. Die Stadt galt als wichtiger Handelsknotenpunkt. Die archäologische Stätte Saheth-Maheth zeigt eine halbmondförmige Anlage mit Lehm- und Ziegelwällen (Mahet). Im Jetavana-Bereich (Saheth) fanden sich Überreste von Klosteranlagen mit Stupas (wie die des Anathapindika und des Angulimala), Hütten (Gandhakuti, Kosambakuti) und dem Anandabodhi-Baum. Funde umfassen NBPW-Keramik, Münzen, Perlen, Terrakottafiguren und Inschriften. Berichte von Ashoka, Faxian und Xuanzang bezeugen ihre historische Bedeutung. Textquellen beschreiben Sravasti als reich und bevölkerungsreich (die Angabe von 57.000 Familien ist jedoch wahrscheinlich eine Übertreibung, siehe Abschnitt weiter unten).
Rajgir (Rajagriha): Die frühe Hauptstadt von Magadha lag strategisch günstig und ist eng mit den Königen Bimbisara und Ajatashatru verbunden. Sie war ein zentraler Ort für die buddhistische Lehre. Wichtige Stätten sind der Veluvana-Hain (das erste vom König Bimbisara gestiftete Kloster), der Geiergipfel (Grdhrakuta), wo der Buddha viele Lehrreden hielt, und die Saptaparni-Höhle, der Ort des Ersten Buddhistischen Konzils nach dem Tod des Buddha. König Bimbisara ließ einen Steintreppenweg zum Geiergipfel anlegen. Archäologische Funde umfassen Stupas aus der Maurya-Zeit und Befestigungsanlagen, deren genaue Datierung ins 5. Jh. v. Chr. jedoch komplex ist. Rajgir war auch ein wichtiges Zentrum des Jainismus.
Vaishali (Vesali): Als Hauptstadt der Licchavis und der Vajji-Konföderation war Vaishali das Zentrum einer mächtigen Republik bzw. Oligarchie. Texte beschreiben sie als große, wohlhabende und bevölkerungsreiche Stadt. Die Erwähnung von 7.707 Lustgärten und Teichen ist wohl symbolisch zu verstehen. Die berühmte Kurtisane Ambapali lebte hier. Der Buddha besuchte Vaishali mehrfach, erlaubte hier erstmals Frauen den Eintritt in den Orden und verkündete in der Nähe sein bevorstehendes Parinirvana. Archäologische Funde bestätigen die Bedeutung der Stadt: der Reliquien-Stupa (der einen Teil der Asche des Buddha enthalten soll), der Ananda-Stupa, das Kutagarasala Vihara (ein Kloster, in dem der Buddha oft weilte), eine gut erhaltene Ashoka-Säule und der Krönungsteich (Abhishek Pushkarini). Texte erwähnen drei Stadtmauern mit Toren und Wachtürmen. Möglicherweise existiert hier ein vor-maurischer Stupa.
Kausambi (Kosambi): Die Hauptstadt des Vatsa-Königreichs lag nahe dem heutigen Allahabad am Zusammenfluss von Ganga und Yamuna. Sie war ein bedeutendes Wirtschafts- und Handelszentrum. Der Buddha hielt sich hier im sechsten und neunten Jahr nach seiner Erleuchtung auf und predigte. Archäologische Ausgrabungen legten das Ghositarama-Kloster frei (datiert ins 6. Jh. v. Chr., ein Aufenthaltsort des Buddha), massive Befestigungsanlagen und eine Ashoka-Säule (heute im Fort von Prayagraj) mit Inschriften, die die Handelsbedeutung der Stadt erwähnen. Auch Xuanzang besuchte die Stätte.
Varanasi (Kasi/Banaras): Als Hauptstadt des Kasi Mahajanapada lag Varanasi am Zusammenfluss von Varuna und Asi. Einst ein mächtiges Reich, wurde es später von Kosala absorbiert. Die Stadt war ein wichtiges Zentrum für Handel und Textilherstellung, insbesondere für die orangebraunen Roben buddhistischer Mönche. In unmittelbarer Nähe liegt Sarnath, der Ort der ersten Lehrrede des Buddha.
Abschätzung der städtischen Größe
Die genaue Größe und Bevölkerungszahl dieser Städte im 5. Jahrhundert v. Chr. lässt sich nur schwer bestimmen. Es fehlen schriftliche Zensusdaten aus dieser Zeit, und archäologische Ausgrabungen erfassen oft nur Ausschnitte der riesigen Fundorte. Bevölkerungsabschätzungen sind daher hochspekulativ und basieren auf Methoden wie der Analyse der Siedlungsfläche, Schätzungen der Wohndichte (oft durch Analogien zu modernen oder anderen antiken Siedlungen) oder der Interpretation textlicher Hinweise, die jedoch häufig symbolisch oder übertrieben sind. Schätzungen für dieselbe antike Stadt können stark variieren.
Archäologische Anhaltspunkte liefern die Ausmaße der befestigten Areale (z.B. die Mauern von Sravasti), die Dichte der Bebauung in ausgegrabenen Sektoren, die Existenz großer öffentlicher oder klösterlicher Bauten und Hinweise auf Infrastruktur wie Straßen oder Entwässerung. Textliche Angaben zur Prosperität oder zu hohen Einwohnerzahlen (z.B. 57.000 Familien in Sravasti, 7.707 Rajas/Lustgärten in Vaishali) sind mit großer Vorsicht zu genießen und wahrscheinlich symbolisch oder stark übertrieben.
Vergleichende Schätzungen für andere antike Städte bieten einen groben Rahmen: Babylon (600-400 v. Chr.) wird auf ca. 200.000 Einwohner geschätzt, Athen (430 v. Chr.) auf ca. 155.000. Pataliputra (später, ca. 300 v. Chr.) wird auf bis zu 400.000 geschätzt. Diese Zahlen deuten auf die mögliche Größenordnung hin, sind aber für das 5. Jahrhundert v. Chr. im Gangestal nur bedingt übertragbar. Eine Quelle erwähnt 20 Städte in Nordindien mit jeweils nur 30 bis 1000 Familien, was für die Hauptstädte der Mahajanapadas unrealistisch niedrig erscheint. Die Gesamtbevölkerung Indiens um 500 v. Chr. wird auf etwa 23 Millionen geschätzt.
Realistischerweise waren die großen Hauptstädte wie Sravasti, Rajgir, Vaishali und Kausambi für ihre Zeit bedeutende städtische Zentren, deren Bevölkerung wahrscheinlich in die Zehntausende ging (vgl. die Schätzung von 25.000 für eine andere Stadt des 5. Jh. v. Chr. oder Schätzungen für bronzezeitliche Städte wie Harappa mit bis zu 40.000-60.000 Einwohnern). Zahlen im Bereich von Hunderttausenden sind für diese spezifische Epoche und Region jedoch weniger wahrscheinlich, mit der möglichen Ausnahme der allergrößten aufstrebenden Zentren wie vielleicht Pataliputra, dessen Hauptwachstum aber möglicherweise etwas später einsetzte.
Die Konzentration von politischer Macht, wirtschaftlicher Aktivität (Handelszentren; Handwerksproduktion), vielfältiger Bevölkerungsgruppen und religiöser Institutionen (Klöster) machte diese Städte zu entscheidenden Knotenpunkten der Interaktion. Sie erleichterten den Austausch von Waren, Technologien (Eisen, NBPW) und Ideen (Śramaṇa-Bewegungen). Dass der Buddha sich in seiner Lehrtätigkeit stark auf städtische Zentren konzentrierte, unterstreicht deren Bedeutung als Einfluss- und Bevölkerungszentren. Die Entwicklung und Ausbreitung des Buddhismus wurde somit maßgeblich durch das bestehende und wachsende städtische Netzwerk der Zweiten Urbanisierung begünstigt. Städte boten dem jungen Sangha (Mönchsgemeinschaft) Publikum, Gönner (Händler, Könige) und Infrastruktur (Klöster).
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