Entsagung (Nekkhamma)

Entsagung (Nekkhamma)
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Entsagung (Nekkhamma)

Nekkhamma – Entsagung als Weg zur Befreiung im frühen Buddhismus

Die Weisheit des Loslassens von weltlicher Anhaftung

Einleitung: Nekkhamma – Die Bedeutung der Entsagung im frühen Buddhismus

Der Pali-Begriff Nekkhamma ist ein zentrales Konzept im frühen Buddhismus, das oft mit „Entsagung“ oder „Verzicht“ übersetzt wird. Diese Übersetzungen können jedoch leicht zu Missverständnissen führen, da sie im modernen Sprachgebrauch oft negative Assoziationen von Verlust und Mangel hervorrufen. Im buddhistischen Kontext hat Nekkhamma jedoch eine tiefere und überwiegend positive Bedeutung: Es beschreibt das Loslassen von Anhaftungen, insbesondere an weltliche Vergnügungen, und die daraus resultierende Freiheit und ein höheres Glück. Es bezeichnet die „Freiheit von Lust, Begierde und Verlangen“ und das „Aufgeben der Welt, um ein heiliges Leben zu führen“.

Das Verständnis von Nekkhamma ist von entscheidender Bedeutung für Praktizierende, die den buddhistischen Pfad zur Befreiung vom Leiden (Dukkha) und zur Verwirklichung von Nibbāna (Nirwana) ernsthaft beschreiten möchten. Es ist keine bloße ethische Vorschrift, sondern repräsentiert eine grundlegende psychologische und spirituelle Neuausrichtung. Die Suche nach einem spirituellen Weg beginnt oft mit der schmerzhaften Erkenntnis der universellen Natur des Leidens und der Unzulänglichkeit weltlicher Befriedigungen. In diesem Kontext erweist sich Nekkhamma als ein wesentlicher Bestandteil des Weges, der aus diesem Leiden herausführt. Es ist eng verbunden mit Kernlehren wie den Vier Edlen Wahrheiten und dem Edlen Achtfachen Pfad.

Dieser Bericht beleuchtet die Definition und Etymologie von Nekkhamma, seine Einbettung in zentrale buddhistische Lehrkonzepte und stellt Schlüssel-Lehrreden (Suttas) aus dem Dīgha Nikāya (DN) und Majjhima Nikāya (MN) vor, die dieses Konzept verdeutlichen. Ergänzend werden Hinweise auf relevante Abschnitte im Samyutta Nikāya (SN) und Aṅguttara Nikāya (AN) gegeben, wobei Verweise primär auf Übersetzungen und Informationen von SuttaCentral.net basieren. Ziel ist es, sowohl Neueinsteigern als auch erfahreneren Laien einen fundierten Zugang zu diesem wichtigen Begriff zu ermöglichen.

Definition und Etymologie von Nekkhamma

Die gängigsten deutschen Übersetzungen für Nekkhamma (korrekte IAST-Transkription) sind Entsagung, Weltentsagung, Begierdelosigkeit oder auch Loslassen. Wörterbücher definieren es als „Aufgeben der Welt und Führung eines heiligen Lebens“, „Entsagung von oder Emanzipation von Weltlichkeit“, „Freiheit von Lust, Gier und Begierden“, „Leidenschaftslosigkeit“, „Selbstverleugnung“ und sogar als Synonym für Nibbāna selbst. Es wird explizit als das Gegenteil oder die Ablehnung aller weltlichen, sinnlichen Erfahrungen und Begierden beschrieben.

Die Etymologie des Wortes ist nicht eindeutig geklärt, scheint aber auf zwei Wurzeln zurückzugehen, deren Bedeutungen sich im buddhistischen Gebrauch überlagern:

  • Verbindung zu nikkhamati („hinausgehen“, „fortgehen“): Viele Quellen sehen eine formale Ableitung von nikkhamati, insbesondere dessen Gerundium nikkhamma („hinausgegangen seiend“). Dies deutet auf die ursprüngliche Bedeutung des „Fortgehens“ aus dem Haushalt in die Hauslosigkeit hin – der Akt der Ordination zum Mönch oder zur Nonne. Das Sanskrit-Äquivalent wäre hier naiṣkramya, was „Untätigkeit, Enthaltung“ bedeuten kann.
  • Verbindung zu kāma („Sinneslust“, „Begierde“): Obwohl die formale Ableitung von nikkhamati wahrscheinlicher ist, wird Nekkhamma in den Pali-Texten fast durchgängig als direkter Gegensatz zu kāma verwendet, als ob es von nikkāma („begierdelos“) abgeleitet wäre. Diese semantische Verbindung ist so stark, dass sie die funktionale Bedeutung des Begriffs prägt. Das mögliche Sanskrit-Äquivalent wäre naiṣkāmya, was „Unterdrückung der Begierde, tiefe Kontemplation“ bedeutet.

Diese wahrscheinliche duale etymologische Resonanz – das physische Hinausgehen und das innere Freiwerden von Begierde – spiegelt die Anwendung von Nekkhamma wider: Es bezeichnet sowohl den radikalen Schritt der Ordination, die als ideales Umfeld für die Praxis gilt, als auch die universelle innere Haltung des Loslassens und der Begierdelosigkeit, die für alle Praktizierenden, auch Laien, wesentlich ist. Unabhängig von der exakten sprachlichen Herkunft ist die funktionale Bedeutung im Kanon klar: Nekkhamma steht für die Abkehr von und die Freiheit von kāma. Es ist nicht nur Nicht-Anhaften, sondern eine bewusste Umorientierung weg von der gesamten Sphäre der Sinnesbefriedigung (kāma-loka), die als Hauptquelle des Leidens erkannt wird.

Nekkhamma im Kontext buddhistischer Lehren

Nekkhamma ist kein isoliertes Konzept, sondern tief in das Gefüge der buddhistischen Lehre eingebettet und mit anderen zentralen Elementen des Pfades verknüpft.

Rechte Absicht (Sammā-saṅkappa) im Edlen Achtfachen Pfad:

Der Edle Achtfache Pfad ist der Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt. Sein zweiter Faktor ist Sammā-saṅkappa, die Rechte Absicht oder Rechte Gesinnung. Diese besteht aus drei Komponenten:

  1. Nekkhamma-saṅkappa: Die Absicht der Entsagung, frei von Sinneslust.
  2. Avyāpāda-saṅkappa: Die Absicht des Nicht-Übelwollens oder Wohlwollens.
  3. Avihiṃsā-saṅkappa: Die Absicht der Nichtschädigung oder des Mitgefühls.

Nekkhamma bildet hier, zusammen mit Rechter Erkenntnis (Sammā-diṭṭhi), die Weisheitsgruppe (paññā-kkhandha) des Pfades. Es ist die mentale Entschlossenheit, sich von sinnlicher Begierde, Anhaftung und weltlichen Bestrebungen abzuwenden. Diese Absicht ist der direkte Gegenpol zur unheilsamen Absicht der Sinneslust (Kāma-saṅkappa). Die Platzierung der Rechten Absicht nach der Rechten Erkenntnis und vor den ethischen Faktoren (Rechte Rede, Rechtes Handeln etc.) legt nahe, dass das Verständnis der Realität (Rechte Erkenntnis) natürlicherweise zur Absicht führt, die Ursachen des Leidens loszulassen (Nekkhamma), was dann das ethische Verhalten und die geistige Entwicklung leitet. Es ist somit mehr als eine Verhaltenswahl; es ist eine grundlegende kognitive Neuausrichtung, die früh auf dem Pfad erforderlich ist.

Eine der Zehn Vollkommenheiten (Pāramīs):

In der Theravāda-Tradition ist Nekkhamma die dritte der zehn Pāramīs (Vollkommenheiten), die ein Bodhisatta (ein Wesen, das nach voller Erleuchtung strebt) über viele Leben hinweg kultiviert, um die Buddhaschaft zu erlangen. Die zehn Pāramīs sind: Dāna (Geben), Sīla (Sittlichkeit), Nekkhamma (Entsagung), Paññā (Weisheit), Viriya (Willenskraft), Khanti (Geduld), Sacca (Wahrhaftigkeit), Adhiṭṭhāna (Entschlossenheit), Mettā (Liebende Güte) und Upekkhā (Gleichmut). Dass Nekkhamma eine Pāramī ist, bedeutet, dass es sich nicht um einen Zustand handelt, den man sofort erreicht, sondern um eine Qualität, die durch beständige Anstrengung, durch wiederholte Akte des Loslassens und der Zurückhaltung über lange Zeiträume hinweg entwickelt wird. Dies rahmt Nekkhamma weniger als eine entmutigende, absolute Forderung, sondern als einen graduellen Entwicklungsprozess.

Gegenpol zu Sinnesvergnügen (Kāma) und Leiden (Dukkha):

Die buddhistische Lehre identifiziert Kāma – verstanden als Sinnesvergnügen, Sinnesobjekte und die damit verbundene Begierde – als eine Hauptursache für Dukkha (Leiden, Unzufriedenheit, Stress). Sinnesvergnügen sind ihrer Natur nach vergänglich, unbeständig und führen unweigerlich zu Enttäuschung, Anhaftung und Konflikt. Nekkhamma ist das direkte Gegenmittel (nissaraṇa – Entrinnen) zu Kāma. Die Einsicht in die Nachteile, Gefahren und das Leiden (ādīnava), die untrennbar mit dem Streben nach Sinnesfreuden verbunden sind, ist die treibende Kraft hinter der Entwicklung von Nekkhamma. Es ist das heilsame Mittel (upāya), um sich aus dem Kreislauf von Begierde und Leiden zu befreien.

Das Glück der Entsagung (Nekkhamma-sukha):

Ein entscheidender Aspekt, der oft übersehen wird, ist, dass Nekkhamma nicht zu einem freudlosen Leben führt. Im Gegenteil, die Texte beschreiben ein spezifisches Glück oder eine Glückseligkeit (sukha), die aus der Entsagung entsteht: Nekkhamma-sukha. Dieses Glück ist dem weltlichen, sinnlichen Glück (kāma-sukha) überlegen, da es stabiler, reiner und befriedigender ist. Es entspringt der Freiheit von Begierde, der inneren Ruhe, der Selbstmeisterung, der Einfachheit und der Zufriedenheit. Dieses höhere Glück wird oft mit meditativen Vertiefungen (jhāna) und der Glückseligkeit der Befreiten (Arahants) in Verbindung gebracht. Das Konzept des Nekkhamma-sukha stellt die gängige Annahme in Frage, dass Glück nur durch die Erfüllung sinnlicher Wünsche zu finden ist, und weist auf eine alternative, nachhaltigere Quelle des Wohlbefindens hin, die durch Loslassen und inneren Frieden erschlossen wird. Die Lehre betont oft diesen „Handel“: Man gibt eine begrenzte, problematische Freude auf, um eine weitaus größere, unbedingte Freude zu erlangen.

Nekkhamma in den Lehrreden (Suttas)

Obwohl das Prinzip der Entsagung den gesamten Kanon durchdringt, gibt es einige Lehrreden, die Nekkhamma besonders hervorheben oder seine Grundlagen beleuchten. Wie gewünscht, konzentrieren wir uns hier auf Beispiele aus dem Dīgha Nikāya und Majjhima Nikāya.

Dīgha Nikāya (DN):

  • DN 2: Sāmaññaphala Sutta (Die Früchte des Asketenlebens)
    • Kontext: In dieser bedeutenden Lehrrede sucht König Ajātasattu, geplagt von Schuldgefühlen wegen des Mordes an seinem Vater, den Buddha auf und fragt nach den sichtbaren Früchten eines Lebens als Asket (Mönch).
    • Relevanz für Nekkhamma: Das Sutta definiert Nekkhamma nicht direkt als Begriff, illustriert aber eindrucksvoll die Motivation dafür. Es stellt die Ängste, Paranoia und Gefahren dar, die mit weltlicher Macht und Sinnesvergnügen verbunden sind (verkörpert durch Ajātasattu). Demgegenüber beschreibt der Buddha ausführlich den „Stufenweisen Weg“ der buddhistischen Praxis – von Ethik (Sīla) über Geistessammlung (Samādhi) bis zu Weisheit (Paññā) – und die daraus resultierenden Früchte: innerer Frieden, Sicherheit, höhere geistige Fähigkeiten und schließlich Befreiung. Die Beschreibung des „Hauslebens als eng und staubig“ und des „Lebens des Fortgezogenen als offen und weit“ ist eine direkte Umschreibung des Ideals, das Nekkhamma zugrunde liegt. Das Sutta zeigt, warum der Weg der Entsagung dem weltlichen Leben vorzuziehen ist.

Majjhima Nikāya (MN):

  • MN 19: Dvedhāvitakka Sutta (Die zwei Arten des Denkens)
    • Kontext: Der Buddha berichtet von seiner eigenen Praxis vor der Erleuchtung, als er seine aufkommenden Gedanken systematisch in zwei Kategorien einteilte: heilsame und unheilsame.
    • Relevanz für Nekkhamma: Dieses Sutta ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis von Nekkhamma als Teil der Rechten Absicht. Es stellt kāma-vitakka (Gedanken der Sinneslust), byāpāda-vitakka (Gedanken des Übelwollens) und vihiṃsā-vitakka (Gedanken der Grausamkeit) direkt den drei heilsamen Gedanken gegenüber: nekkhamma-vitakka (Gedanken der Entsagung), avyāpāda-vitakka (Gedanken des Nicht-Übelwollens) und avihiṃsā-vitakka (Gedanken der Nichtschädigung). Es demonstriert die Methode der Entsagung auf der Ebene der Gedanken: das Erkennen der Schädlichkeit und des Leidenspotenzials unheilsamer Gedanken („führt zu meiner eigenen Pein, zur Pein anderer, zur Pein beider; blockiert Weisheit…“) und das bewusste Verwerfen dieser Gedanken, während gleichzeitig die heilsamen Gedanken kultiviert werden. Nekkhamma wird hier als aktive geistige Praxis dargestellt.
  • MN 13: Mahādukkhakkhandha Sutta (Die längere Lehrrede über die Leidensmasse)
    • Kontext: Um seine Lehre von der anderer Asketen abzugrenzen, legt der Buddha detailliert die Nachteile (ādīnava), Gefahren und das Leiden (dukkha) dar, die aus Sinnesvergnügen (kāma) resultieren.
    • Relevanz für Nekkhamma: Dieses Sutta liefert die tiefere Begründung, das „Warum“ hinter der Notwendigkeit von Nekkhamma. Es beschreibt eindringlich, wie das Streben nach Sinnesfreuden und deren Schutz zu Mühsal bei der Arbeit, Angst vor Verlust, Streitigkeiten auf allen Ebenen (von Familien bis zu Königreichen), Gewalt, Krieg und sogar zu grausamen Strafen und ungünstiger Wiedergeburt führt. Das Durchschauen dieser „Leidensmasse“, die direkt aus kāma erwächst, ist eine wesentliche Motivation, sich davon abzuwenden (Nekkhamma) und den Weg zur Befreiung einzuschlagen.

Übersicht der Kern-Suttas (DN/MN) zu Nekkhamma

Die folgende Tabelle bietet eine schnelle Übersicht über die genannten Lehrreden, die als guter Ausgangspunkt für ein vertieftes Studium dienen können:

Nikāya/Nr. Pali-Titel Deutscher Titel (Standardübersetzung) Kernrelevanz für Nekkhamma
DN 2 Sāmaññaphala Sutta Die Früchte des Asketenlebens Illustriert die Motivation zur Entsagung durch Darstellung der Vorteile des Pfades vs. Nachteile des weltlichen Lebens.
MN 19 Dvedhāvitakka Sutta Die zwei Arten des Denkens Direkter Kontrast von Gedanken der Entsagung (Nekkhamma-vitakka) vs. Sinneslust (Kāma-vitakka); Methode der Rechten Absicht.
MN 13 Mahādukkhakkhandha Sutta Die längere Lehrrede über die Leidensmasse Detaillierte Analyse des Leidens (Dukkha) durch Sinnesvergnügen (Kāma) als Motivation zur Entsagung.

Diese spezifischen Lehrreden bieten konkrete Anknüpfungspunkte, um das Konzept der Entsagung direkt in den Texten nachzuvollziehen und seine Bedeutung im Kontext des buddhistischen Pfades zu verstehen.

Weitere Erwähnungen in den Nikāyas

Über die genannten Kern-Suttas hinaus finden sich Bezüge zu Nekkhamma auch im Samyutta Nikāya und Aṅguttara Nikāya.

Samyutta Nikāya (SN):

Der Samyutta Nikāya (die „Gruppierte Sammlung“) ordnet die Lehrreden thematisch nach zentralen Lehrpunkten (wie die Fünf Aggregate, Bedingtes Entstehen, der Achtfache Pfad) oder nach den beteiligten Personen (Götter, Könige, Nonnen etc.). Eine Durchsicht der Struktur dieser Sammlung zeigt, dass es kein eigenes Kapitel (Saṃyutta) gibt, das ausschließlich dem Thema Nekkhamma gewidmet ist. Dies legt nahe, dass Nekkhamma weniger als eigenständiges, isoliertes Lehrthema betrachtet wurde (wie etwa die Aggregate oder das Bedingte Entstehen, die eigene umfangreiche Kapitel haben), sondern eher als ein fundamentaler Aspekt oder eine Qualität, die in verschiedene Bereiche des Pfades integriert ist. Begriffe, die mit Nekkhamma zusammenhängen, tauchen jedoch in verschiedenen Kapiteln auf. Beispiele hierfür sind:

  • Nekkhamma-vitakka (Gedanke der Entsagung) und Nekkhamma-saṅkappa (Absicht der Entsagung) als Teil des Edlen Achtfachen Pfades, der in SN 45 behandelt wird.
  • Nekkhamma-dhātu (Element der Entsagung/Leidenschaftslosigkeit), erwähnt z.B. in SN 14.12 (obwohl diese spezifische Referenz aus Wörterbuchquellen stammt, nicht aus den SN-Struktur-Snippets).

Aṅguttara Nikāya (AN):

Der Aṅguttara Nikāya (die „Angereihte Sammlung“) ist numerisch geordnet, wobei die Lehrreden nach der Anzahl der darin behandelten Punkte gruppiert sind (von Einer- bis Elfer-Abschnitten). Aufgrund dieser Struktur wird Nekkhamma hier oft als Teil von Aufzählungen erwähnt, die sich auf Pfadfaktoren, Gedankenarten, Glückszustände oder spezifische Praktiken beziehen. Dies unterstreicht die praktische Anwendung des Prinzips in verschiedenen Kontexten. Obwohl es schwierig ist, eine einzelne, allgemein als „berühmteste“ Rede zu Nekkhamma im AN zu identifizieren, finden sich relevante Diskussionen:

  • Das Thema des Glücks der Entsagung (Nekkhamma-sukha) im Gegensatz zum Sinnesglück (kāma-sukha) wird behandelt, wobei betont wird, dass das Aufgeben einer geringeren Freude zu einer größeren führt. Entsprechende Verweise finden sich z.B. in AN 1.80.
  • Gedanken der Entsagung (nekkhamma-vitakka) werden als Teil heilsamer Geisteszustände erwähnt.
  • AN 3.70 (Uposatha Sutta): Diese Lehrrede beschreibt die Praxis des Uposatha-Tages (Observanztag), an dem Laien acht Regeln einhalten, die eine Form der temporären Entsagung darstellen (z.B. Enthaltsamkeit, Verzicht auf Essen nach Mittag, Verzicht auf Unterhaltung und Schmuck). Diese Praxis wird als Nachahmung der Lebensweise der Arahants (vollständig Befreiten) dargestellt und dient der Reinigung des Geistes. Sie zeigt eine konkrete Anwendung von Nekkhamma-Prinzipien im Laienleben.

Die Behandlung von Nekkhamma im AN unterstreicht somit seine Rolle als integraler Bestandteil verschiedener Aspekte der buddhistischen Praxis und Geistesschulung.

Zusammenfassung und Ausblick

Nekkhamma, die Entsagung, ist ein vielschichtiges und grundlegendes Konzept im frühen Buddhismus. Es bedeutet weit mehr als nur äußerlichen Verzicht; es ist die innere Haltung des Loslassens, der Abkehr von sinnlicher Begierde (kāma) und Anhaftung, die aus der Einsicht in deren leidvolle Natur (dukkha) erwächst.

Als wesentlicher Bestandteil der Rechten Absicht (Sammā-saṅkappa) im Edlen Achtfachen Pfad und als eine der zehn Vollkommenheiten (Pāramīs) ist Nekkhamma kein optionaler Zusatz für Asketen, sondern ein unverzichtbarer Teil des Weges zur Befreiung für alle ernsthaft Praktizierenden. Die durchgängige Betonung in verschiedenen Lehrkontexten – von Definitionen über Pfadfaktoren bis hin zu praktischen Ratschlägen – unterstreicht seine zentrale Bedeutung.

Entscheidend ist das Verständnis, dass Nekkhamma nicht zu Mangel oder Leid führt, sondern im Gegenteil eine Quelle höheren Glücks (Nekkhamma-sukha) erschließt – ein Glück, das aus Freiheit, Frieden, Einfachheit und Selbstmeisterung entsteht und dem flüchtigen, problematischen Glück der Sinne (kāma-sukha) überlegen ist. Die Lehre verfolgt dabei oft einen pädagogischen Ansatz: Durch das Erkennen der Nachteile (ādīnava) des Anhaftens und der Vorteile (ānisaṃsa) des Loslassens wird der Geist auf natürliche Weise zur Entsagung hingeneigt.

Obwohl das Mönchsleben als ideales Umfeld für die vollständige Verwirklichung von Nekkhamma gilt, ist das zugrundeliegende Prinzip der inneren Entsagung – das Loslassen unheilsamer Gedanken und Begierden, die Kultivierung von Zufriedenheit und Einfachheit – auch für Laien von großer Bedeutung und praktizierbar.

Die in diesem Bericht vorgestellten Lehrreden, insbesondere DN 2 (Sāmaññaphala Sutta), MN 19 (Dvedhāvitakka Sutta) und MN 13 (Mahādukkhakkhandha Sutta), bieten wertvolle Einblicke in die Motivation, Methode und Notwendigkeit der Entsagung. Interessierte Leserinnen und Leser sind eingeladen, diese Texte auf Plattformen wie SuttaCentral.net weiter zu erforschen, um ihr Verständnis dieses befreienden Prinzips zu vertiefen.

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