
Die Drei Juwelen (Ti-Ratana): Leitfaden zu Definition, Bedeutung und Lehrreden im Palikanon
Einblicke in das Fundament des buddhistischen Weges: Buddha, Dhamma und Sangha
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die Drei Juwelen – Das Herz des buddhistischen Weges
- Definition und Erklärung: Was sind die Drei Juwelen (Ti-Ratana)?
- Verbundene Konzepte: Zuflucht (Saraṇagamana) und Vertrauen (Saddhā)
- Die Drei Juwelen in den Lehrreden des Palikanons
- Zusammenfassung: Die Drei Juwelen als Wegweiser
- Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
1. Einleitung: Die Drei Juwelen – Das Herz des buddhistischen Weges
Im Zentrum des Buddhismus, über alle Traditionen und Schulen hinweg, stehen die Drei Juwelen (Pali: Ti-Ratana oder Ratana-ttaya; Sanskrit: Tri-Ratna). Sie bilden das unerschütterliche Fundament, den zentralen Bezugspunkt und die höchste Orientierung für Praktizierende auf dem Weg zur Befreiung. Diese drei Pfeiler sind:
- Der Buddha: Der Erwachte, der den Weg zur Befreiung entdeckt und gelehrt hat.
- Das Dhamma: Die Lehre des Buddha, die universellen Gesetze der Wirklichkeit und der Weg zur Befreiung selbst.
- Der Sangha: Die Gemeinschaft der edlen Schüler, die den Dhamma verwirklichen und leben, sowie im weiteren Sinne die Gemeinschaft der Praktizierenden.
Sie werden als „Juwelen“ oder „Kostbarkeiten“ bezeichnet, da sie von unschätzbarem Wert sind, selten zu finden und einen sicheren Schutz vor den Gefahren und Leiden des Daseinszyklus (Saṃsāra) bieten. Die Hinwendung zu diesen Drei Juwelen, bekannt als Zufluchtnahme (Saraṇagamana), markiert traditionell den bewussten Eintritt in den buddhistischen Pfad und bildet die Grundlage für die gesamte spirituelle Praxis. Sie sind keine abstrakten Dogmen, sondern lebendige Wegweiser, die Orientierung, Inspiration und Vertrauen schenken.
Dieser Bericht zielt darauf ab, den Pali-Begriff Ti-Ratana klar zu definieren und zu erklären. Er beleuchtet zentrale damit verbundene Konzepte wie Zufluchtnahme (Saraṇagamana) und Vertrauen (Saddhā). Darüber hinaus stellt er spezifische Lehrreden (Suttas) aus den Hauptsammlungen des Palikanons – Dīgha Nikāya (DN), Majjhima Nikāya (MN), Saṃyutta Nikāya (SN) und Aṅguttara Nikāya (AN) – vor, die ein tieferes Verständnis dieser fundamentalen buddhistischen Prinzipien ermöglichen und als Leitfaden für weiterführende Studien dienen können.
2. Definition und Erklärung: Was sind die Drei Juwelen (Ti-Ratana)?
Der Begriff Ti-Ratana
Der Pali-Begriff Ti-Ratana setzt sich zusammen aus ti (drei) und ratana (Juwel, Edelstein, Kostbarkeit, Schatz). Synonyme Begriffe sind Ratana-ttaya im Pali und Tri-Ratna oder Ratna-traya im Sanskrit. Die Bezeichnung als „Juwel“ unterstreicht den außergewöhnlichen Wert dieser drei Elemente für den spirituellen Weg. Wie echte Juwelen sind sie selten, rein und besitzen die Kraft, Furcht zu vertreiben und Sicherheit zu gewähren. Ihre Kostbarkeit liegt darin, dass sie den Weg zur endgültigen Befreiung vom Leiden (Dukkha) und zur Verwirklichung von Nibbāna weisen.
Die drei Komponenten im Detail (Theravāda-Perspektive)
Aus der Perspektive des frühen Buddhismus, wie er im Palikanon überliefert ist, werden die Drei Juwelen wie folgt verstanden:
Der Buddha (Das Gelbe Juwel)
Dies bezieht sich in erster Linie auf den historischen Buddha, Siddhartha Gautama, der im 6.-5. Jahrhundert v. Chr. in Indien lebte und nach langer Suche die Erleuchtung erlangte. Er ist der Sammāsambuddha, der vollkommen aus eigener Kraft Erwachte, der den erloschenen Pfad zur Befreiung wiederentdeckt und ihn der Welt verkündet hat. Darüber hinaus repräsentiert der Buddha das Prinzip des Erwachens selbst – die Verkörperung höchster Weisheit (Paññā), unendlichen Mitgefühls (Karuṇā) und vollkommener Reinheit. Er ist der „Lehrer der Götter und Menschen“ (Satthā devamanussānaṃ) und das Vorbild, das zeigt, dass Befreiung für alle Wesen möglich ist. Die Zuflucht zum Buddha bedeutet, sowohl den historischen Lehrer anzuerkennen als auch das Potenzial zur Erleuchtung in sich selbst zu sehen.
Das Dhamma (Das Blaue Juwel)
Das Dhamma (Sanskrit: Dharma) bezeichnet die Lehre des Buddha, die er aus seiner Erleuchtungserfahrung heraus verkündet hat. Es umfasst die tiefgründige Analyse der Wirklichkeit, insbesondere die Vier Edlen Wahrheiten: die Wahrheit vom Leiden (Dukkha), von der Leidensentstehung (Samudaya), von der Leidenserlöschung (Nirodha) und vom Weg zur Leidenserlöschung (Magga). Der Kern des Weges ist der Edle Achtfache Pfad, der rechte Ansicht, rechte Absicht, rechte Rede, rechtes Handeln, rechten Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung umfasst. Das Dhamma beinhaltet auch grundlegende Prinzipien wie Vergänglichkeit (Anicca), Leidhaftigkeit (Dukkha) und Nicht-Selbst (Anattā). Es ist nicht nur eine Sammlung von Lehrsätzen, sondern der universelle kosmische Gesetzmäßigkeit und der Pfad, der direkt zur Befreiung, zum Nibbāna, führt. Die Lehre wird als svākkhāto (gut dargelegt), sandiṭṭhiko (hier und jetzt sichtbar), akāliko (zeitlos), ehipassiko (einladend zur Überprüfung), opanayiko (zum Ziel führend) und paccattaṃ veditabbo viññūhi (von den Weisen selbst zu erkennen) beschrieben.
Der Sangha (Das Rote Juwel)
Im höchsten Sinne bezeichnet der Sangha die Gemeinschaft der Edlen Schüler (Ariya-Sangha) – jene Individuen, die durch die Praxis des Dhamma zumindest die erste Stufe der Heiligkeit, den Stromeintritt (Sotāpatti), erreicht haben und auf dem Weg zur vollen Erleuchtung sind. Dies sind die „vier Paare“ oder „acht Arten von Personen“, die als würdig für Gaben und Verehrung gelten, da sie die Lehre leben und verwirklichen. Im konventionellen Sinne bezieht sich Sangha auch auf die Gemeinschaft der ordinierten Mönche (Bhikkhu-Sangha) und Nonnen (Bhikkhunī-Sangha), die ihr Leben der Praxis und Bewahrung des Dhamma widmen. Manchmal wird der Begriff auch erweitert, um die gesamte Gemeinschaft der Praktizierenden, einschließlich der Laienanhänger (Upāsaka und Upāsikā), zu umfassen. Der Sangha verkörpert die gelebte Praxis des Dhamma und bietet den Praktizierenden Unterstützung, Inspiration, Anleitung und ein Umfeld für gemeinsames spirituelles Wachstum. Er gilt als „unvergleichliches Feld für Verdienst“ (puññakkhettaṃ anuttaraṃ lokassa), da Gaben an den Sangha reiche Früchte tragen.
Die Definition der Drei Juwelen erschöpft sich nicht in historischen oder institutionellen Beschreibungen. Sie stellen vielmehr archetypische Qualitäten und einen vollständigen Prozess dar: Der Buddha symbolisiert das erreichte Ziel (Erwachen), das Dhamma den Weg dorthin (Lehre und Praxis) und der Sangha die Gemeinschaft, die diesen Weg geht, Unterstützung bietet und die Verwirklichung bezeugt. Diese dreifache Struktur bildet ein kohärentes und vollständiges System für die spirituelle Entwicklung des Einzelnen.
3. Verbundene Konzepte: Zuflucht (Saraṇagamana) und Vertrauen (Saddhā)
Die Drei Juwelen sind untrennbar mit zwei weiteren zentralen Konzepten verbunden: der Zufluchtnahme (Saraṇagamana) und dem Vertrauen (Saddhā).
Zuflucht (Saraṇagamana)
Der Pali-Begriff Saraṇagamana setzt sich zusammen aus saraṇa (Schutz, Zuflucht, Obdach, Haus) und gamana (Gehen, Sich-Hinwenden). Es bedeutet wörtlich „das Gehen zur Zuflucht“ oder „Zuflucht nehmen“.
Der Akt der Zufluchtnahme ist die formelle Willenserklärung, den Buddha als Lehrer, das Dhamma als Weg und den Sangha als Gemeinschaft von Mitpraktizierenden und Vorbildern anzunehmen. Dies geschieht traditionell durch das dreimalige Rezitieren der Formel:
Buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi (Ich gehe zum Buddha als Zuflucht / Ich nehme Zuflucht zum Buddha)
Dhammaṃ saraṇaṃ gacchāmi (Ich gehe zum Dhamma als Zuflucht / Ich nehme Zuflucht zum Dhamma)
Saṅghaṃ saraṇaṃ gacchāmi (Ich gehe zum Sangha als Zuflucht / Ich nehme Zuflucht zum Sangha)
Diese Erklärung, oft in einer Zeremonie abgelegt, gilt als der formelle Schritt, sich als Buddhist zu bekennen. Die Bedeutung der Zuflucht geht jedoch weit über ein einmaliges Bekenntnis hinaus. Es ist eine grundlegende Ausrichtung des Lebens und des Geistes auf die Ideale, die die Drei Juwelen verkörpern. Es bedeutet, im Buddha, Dhamma und Sangha die verlässlichste Quelle für Schutz vor Leiden, Furcht und den Gefahren des Daseinskreislaufs zu sehen. Die Zuflucht soll zu Wohlbefinden in diesem Leben, zu günstigen Wiedergeburten und letztendlich zur vollständigen Befreiung (Nibbāna) führen.
Interessanterweise existierte das Konzept der Zufluchtnahme (saraṇa-gamana) bereits im vorbuddhistischen Indien. Menschen suchten Schutz (saraṇa) bei weltlichen Herrschern, Göttern oder Naturgeistern, oft in einer wechselseitigen Beziehung von Schutzgewährung gegen Dienst oder Opfergaben. Der Buddha griff dieses bekannte kulturelle Idiom auf, gab ihm jedoch eine tiefgreifende ethische und nach innen gerichtete Neuinterpretation. Er lehrte, dass wahrer, dauerhafter Schutz nicht durch äußere Mächte, sondern durch die eigene ethische Lebensführung (das Einhalten der Tugendregeln, sīla) und die Kultivierung des Geistes gemäß dem Dhamma entsteht. Diese Umdeutung verlagert den Fokus von äußerer Abhängigkeit hin zur inneren Kultivierung und Selbstverantwortung als der eigentlichen Quelle von Sicherheit und Befreiung.
Vertrauen (Saddhā)
Die Zufluchtnahme basiert auf Saddhā. Dieses Pali-Wort (Sanskrit: Śraddhā) wird häufig mit „Glaube“ übersetzt, trifft aber die Bedeutung von Vertrauen, Zuversicht, Überzeugung oder Hingabe besser. Etymologisch leitet es sich möglicherweise von sad (Herz) und dhā (setzen, legen) ab, was auf die Bedeutung „das Herz auf etwas setzen“ hindeutet.
Entscheidend ist, dass Saddhā im Buddhismus kein blinder oder irrationaler Glaube ist (amūlikā saddhā). Vielmehr wird ein begründetes, auf Verständnis und Erfahrung basierendes Vertrauen (ākāravatī saddhā, dassanamūlikā saddhā) betont. Der Buddha ermutigte seine Schüler ausdrücklich, seine Lehren nicht einfach blind zu akzeptieren, sondern sie selbst zu untersuchen, zu prüfen und durch eigene Erfahrung zu verifizieren (vgl. Kālāma Sutta, AN 3.65).
Die Funktion von Saddhā ist vielfältig. Es ist wie ein „Samen“ (bīja), aus dem heilsame Geisteszustände erwachsen. Es ist die anfängliche Motivation und Energie (viriya), die einen dazu bringt, den spirituellen Weg zu beschreiten und Hindernisse zu überwinden. Es hilft, skeptischen Zweifel (vicikicchā), eine der fünf geistigen Hemmnisse, zu überwinden und den Geist zu klären und zu beruhigen. Saddhā ist eine der fünf spirituellen Fähigkeiten (indriya) und Kräfte (bala), die auf dem Weg entwickelt werden sollen.
Die Entwicklung von Saddhā ist ein dynamischer Prozess. Anfängliches Vertrauen, vielleicht inspiriert durch einen Lehrer oder die Lehre selbst, dient als Ausgangspunkt. Durch die engagierte Praxis des Dhamma – insbesondere Ethik (sīla), Sammlung (samādhi) und Weisheit (paññā) – gewinnt der Praktizierende eigene Einsichten. Diese persönlichen Erfahrungen bestätigen die Lehre und transformieren das anfängliche Vertrauen in eine tiefere, unerschütterliche Zuversicht (aveccappasāda). Dieses unerschütterliche Vertrauen in die Drei Juwelen ist ein wesentliches Kennzeichen des Stromeintritts (Sotāpatti), der ersten Stufe der Erleuchtung. Saddhā und Paññā (Weisheit) sollen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und sich gegenseitig fördern (indriya-samatta).
Die Konzepte Saraṇagamana und Saddhā sind somit eng miteinander verwoben und beschreiben einen dynamischen Prozess. Die Zufluchtnahme ist der äußere Ausdruck des inneren Vertrauens. Dieses Vertrauen ist jedoch kein statischer Endzustand, sondern der Treibstoff für die Praxis des Dhamma. Die durch die Praxis gewonnenen Einsichten wiederum festigen das Vertrauen und lassen es zu einer unerschütterlichen Gewissheit reifen. Die Zuflucht ist somit nicht als passiver Akt des Glaubens zu verstehen, sondern als der Beginn eines aktiven Transformationsprozesses, der auf dem Zusammenspiel von Vertrauen und Weisheit beruht und durch die eigene Anstrengung vorangetrieben wird.
4. Die Drei Juwelen in den Lehrreden des Palikanons
Der Palikanon, die älteste Sammlung buddhistischer Schriften, enthält zahlreiche Lehrreden (Suttas), die die Bedeutung der Drei Juwelen beleuchten, sei es durch direkte Erklärungen, Gleichnisse oder im Kontext der spirituellen Praxis. Im Folgenden werden einige ausgewählte Beispiele aus den vier Haupt-Nikāyas vorgestellt.
Dīgha Nikāya (DN) & Majjhima Nikāya (MN): Ausgewählte Lehrreden
Zwei Lehrreden aus den Sammlungen der langen (DN) und mittleren (MN) Reden sind besonders aufschlussreich, um zu verstehen, wie Vertrauen in die Drei Juwelen entsteht und sich manifestiert:
Cūḷahatthipadopama Sutta (MN 27): Das kürzere Gleichnis vom Elefantenfußstapfen
Referenz: MN 27, Cūḷahatthipadopama Sutta (Das kürzere Gleichnis vom Elefantenfußstapfen).
Quelle: suttacentral.net/mn27
Relevanz: Dieses Sutta illustriert eindrücklich den Prozess, wie man zu einer fundierten und gesicherten Überzeugung über die Qualitäten eines spirituellen Lehrers und seiner Lehre gelangt. Es warnt vor voreiligen Schlüssen. Der Brahmane Jānussoṇi berichtet dem Buddha von seiner Begegnung mit dem Wanderer Pilotika. Pilotika verglich seine Überzeugung von der Erleuchtung des Buddha mit der eines Elefantenjägers, der allein aus einem großen Fußabdruck sofort auf einen großen Elefanten schließt.
Verbindung zu Ti-Ratana: Der Buddha korrigiert diese Analogie und führt das Gleichnis weiter aus: Ein erfahrener Jäger schließt nicht allein vom Fußabdruck auf den Elefanten, da es auch große Kühe mit großen Füßen geben könnte. Er sucht nach weiteren Spuren – Kratzspuren an Bäumen in großer Höhe, abgebrochene Äste – und bestätigt seine Vermutung erst, wenn er den Elefanten selbst sieht. Analog dazu reicht es nicht, nur von der Lehre (Dhamma) zu hören oder äußere Anzeichen zu sehen. Wahre, gesicherte Überzeugung (saddhā/pasāda) in die Drei Juwelen entsteht schrittweise: Man hört die Lehre (Dhamma), beobachtet die ethische Lebensführung (sīla) und Weisheit (paññā) des Lehrers (Buddha) und seiner Gemeinschaft (Sangha), tritt selbst in die Praxis ein (geht in die Hauslosigkeit, hält die Regeln ein, praktiziert Sinnenzurückhaltung, überwindet die Hindernisse, entwickelt meditative Vertiefungen – jhāna – und erlangt höhere Einsichten) und verifiziert so die Lehre durch eigene Erfahrung. Jānussoṇis ursprüngliche Schlussfolgerung – „Der Erhabene ist ein vollkommen Erwachter Buddha. Die Lehre ist gut erklärt. Der Sangha praktiziert gut.“ – wird somit als zwar richtig, aber noch nicht vollständig begründet dargestellt. Das Sutta entfaltet dann den gesamten Weg eines Mönchs als die eigentlichen „Fußspuren“ des Erleuchteten. Dieser Weg verdeutlicht die Inhalte des Dhamma und die Praxis des Sangha. MN 27 unterstreicht somit den empirischen, graduellen und praxisorientierten Charakter des Vertrauensgewinns. Es ist kein einmaliger Akt des Glaubens, sondern ein Prozess der sorgfältigen Prüfung, Beobachtung und persönlichen Verifizierung. Wirkliche Zuflucht basiert auf einer Überzeugung, die sich durch das Fortschreiten auf dem Pfad selbst immer weiter vertieft und bestätigt.
Sampasādanīya Sutta (DN 28): Die Rede, die Vertrauen weckt
Referenz: DN 28, Sampasādanīya Sutta (Die Rede, die Vertrauen weckt / Über die Zuversicht).
Quelle: suttacentral.net/dn28
Relevanz: In dieser Rede drückt der ehrwürdige Sāriputta, einer der Hauptschüler des Buddha, seine absolute und unerschütterliche Zuversicht (pasāda, eine Form tiefen Vertrauens, saddhā) in den Buddha aus. Er verkündet mit einem „Löwengebrüll“, dass er überzeugt ist, dass es weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft noch in der Gegenwart einen anderen Asketen oder Brahmanen gab, gibt oder geben wird, dessen Wissen in Bezug auf die Erleuchtung dem des Buddha überlegen wäre.
Verbindung zu Ti-Ratana: Der Buddha hinterfragt Sāriputtas Aussage, da dieser ja nicht die Geisteszustände aller Buddhas direkt kennen könne. Sāriputta erklärt daraufhin, dass seine Überzeugung nicht auf Allwissenheit beruht, sondern auf einer Schlussfolgerung aus dem Dhamma selbst (dhammanvaya). Er verwendet das Gleichnis eines erfahrenen Torwächters einer Grenzstadt, der weiß, dass alle größeren Lebewesen die Stadt nur durch das eine Tor betreten oder verlassen können. Auch wenn er nicht jedes einzelne Wesen kennt, kennt er doch das Prinzip. Analog dazu hat Sāriputta durch sein tiefes Verständnis des Dhamma erkannt, dass alle vollkommen Erleuchteten – vergangene, gegenwärtige und zukünftige – notwendigerweise denselben universellen Prinzipien folgen müssen: Sie alle geben die fünf Hindernisse auf, begründen ihren Geist fest in den vier Grundlagen der Achtsamkeit und entwickeln die sieben Erleuchtungsfaktoren zur Vollendung. Anschließend preist Sāriputta ausführlich sechzehn „unschlagbare“ Aspekte (ānuttariya) der Lehre (Dhamma) des Buddha, z.B. in Bezug auf Ethik, Sinneskontrolle, Meditationsanleitungen, Analyse von Personen usw.. Diese Rede ist somit eine kraftvolle Lobrede auf die herausragenden Qualitäten des Buddha und seines Dhamma, die tiefes, begründetes Vertrauen ausdrückt und weckt. Der Sangha wird durch die Beschreibung der Praxis und der erreichbaren Stufen implizit gewürdigt. DN 28 demonstriert eindrucksvoll, wie tiefes Verständnis des Dhamma (paññā) zu unerschütterlichem Vertrauen (aveccappasāda) in den Buddha führt. Es illustriert die enge Verbindung und das gegenseitige Bedingen von Weisheit und Vertrauen auf dem buddhistischen Weg. Sāriputtas Vertrauen ist kein blinder Glaube, sondern das Ergebnis seiner eigenen tiefen Einsicht in die Universalität, Kohärenz und Wirksamkeit des vom Buddha gelehrten Pfades. Es repräsentiert die höchste Form von Vertrauen, die auf intellektueller Durchdringung und erfahrungsbasierter Gewissheit beruht.
(Optional) Mahāparinibbāna Sutta (DN 16): Die letzte Unterweisung
Referenz: DN 16, Mahāparinibbāna Sutta (Die Große Rede vom Pari-Nirvana).
Quelle: suttacentral.net/dn16
Relevanz: Dieses lange Sutta beschreibt die letzten Monate im Leben des Buddha, seine letzten Unterweisungen und sein endgültiges Verlöschen (parinibbāna). Kurz vor seinem Tod gibt der Buddha seinen Mönchen eine entscheidende Anweisung für die Zeit nach seinem Dahinscheiden.
Verbindung zu Ti-Ratana: Angesichts der Trauer seines Dieners Ānanda und der Frage nach der zukünftigen Führung weist der Buddha darauf hin, dass die Gemeinschaft nicht von ihm als Person abhängt. Er ermahnt die Mönche: „Seid euch selbst eine Insel (dīpa), seid euch selbst eine Zuflucht (saraṇa), nehmt keine andere Zuflucht. Lasst das Dhamma eure Insel sein, lasst das Dhamma eure Zuflucht sein, nehmt keine andere Zuflucht.“. Er erklärt weiter, dass dies durch die Praxis der vier Grundlagen der Achtsamkeit geschieht. Diese Passage betont die überdauernde Gültigkeit und zentrale Bedeutung des Dhamma als eigentliche Zuflucht, auch über den physischen Tod des Lehrers hinaus. Sie legt nahe, dass die wahre Zuflucht nicht primär an eine externe Person gebunden ist, sondern an die zeitlose Lehre und die eigene Praxis, die vom Sangha weitergetragen wird. Die Verehrung des sterbenden Buddha durch himmlische Wesen (devas) wird ebenfalls beschrieben, was die Bedeutung des Buddha-Juwels unterstreicht. DN 16 verschiebt den Fokus der Zuflucht vom historischen Buddha auf das zeitlose Dhamma und die Ordensdisziplin (Vinaya) als Leitlinien, die vom Sangha bewahrt und gelebt werden. Dies sichert die Kontinuität des Pfades und betont gleichzeitig die Notwendigkeit der Eigenverantwortung und der inneren Verwirklichung („Seid euch selbst eine Insel“). Die Zuflucht wird hier als eine aktive, auf dem Dhamma basierende innere Haltung und Praxis dargestellt, die über bloße Abhängigkeit von äußerer Autorität hinausgeht.
Samyutta Nikāya (SN): Ein eigenes Kapitel?
Die Struktur des Saṃyutta Nikāya (Sammlung der verbundenen Lehrreden) ist thematisch geordnet. Während es kein Kapitel (Saṃyutta) gibt, das explizit „Ti-Ratana Saṃyutta“ heißt, steht ein anderes Kapitel in sehr engem thematischem Zusammenhang:
Sotāpatti Saṃyutta (SN 55): Das Kapitel über den Stromeintritt
Referenz: SN 55, Sotāpatti Saṃyutta (Das Kapitel über den Stromeintritt).
Quelle: suttacentral.net/sn55
Relevanz: Dieses Saṃyutta mit über 70 Suttas widmet sich dem Stromeintritt (Sotāpatti), der ersten der vier Stufen der Heiligkeit auf dem buddhistischen Weg. Der Stromeingetretene (Sotāpanna) ist jemand, der das „Auge des Dhamma“ (dhammacakkhu) geöffnet hat, die ersten drei der zehn Fesseln (saṃyojana) – nämlich Persönlichkeitsglaube (sakkāya-diṭṭhi), skeptischer Zweifel (vicikicchā) und das Hängen an Regeln und Ritualen (sīlabbata-parāmāsa) – abgelegt hat und unwiderruflich auf dem Weg zur vollen Erleuchtung ist. Er ist vor einer Wiedergeburt in leidvollen niederen Daseinsbereichen (Hölle, Tierwelt, Geisterwelt) sicher und wird Nibbāna innerhalb von höchstens sieben weiteren Leben erreichen.
Verbindung zu Ti-Ratana: Ein zentrales und definierendes Merkmal des Stromeingetretenen ist das Erlangen von unerschütterlicher Zuversicht (aveccappasāda) in die Drei Juwelen: den Buddha, den Dhamma und den Sangha. Diese feste, auf Einsicht beruhende Zuversicht ist eines der vier „Glieder des Stromeintritts“ (sotāpattiyanga), die in vielen Suttas dieses Kapitels aufgezählt werden (oft zusammen mit der Einhaltung der fünf Tugendregeln). Viele der Suttas in SN 55 preisen die Qualitäten des Sotāpanna und betonen explizit sein unerschütterliches Vertrauen in die Drei Juwelen als dessen herausragendes Kennzeichen. Das Sotāpatti Saṃyutta (SN 55) zeigt somit auf, dass das Vertrauen in die Drei Juwelen nicht nur ein vorbereitender Schritt oder eine anfängliche Motivation ist, sondern ein wesentliches Ergebnis des spirituellen Pfades – ein definierendes Merkmal der ersten Stufe der Verwirklichung. Es markiert einen irreversiblen Wendepunkt, an dem das Vertrauen nicht mehr auf bloßer Annahme oder Emotion beruht, sondern aus der direkten, transformierenden Einsicht in die Natur der Wirklichkeit (dem Öffnen des dhammacakkhu) erwächst.
Aṅguttara Nikāya (AN): Bedeutende Erwähnungen
Der Aṅguttara Nikāya (Sammlung der angereihten Lehrreden), der die Suttas nach der Anzahl der behandelten Themen ordnet, enthält ebenfalls wichtige Erwähnungen der Drei Juwelen:
Velāma Sutta (AN 9.20): Der Wert der Zuflucht
Referenz: AN 9.20, Velāma Sutta.
Quelle: suttacentral.net/an9.20
Relevanz: In dieser Lehrrede spricht der Buddha mit dem Hausherrn Anāthapiṇḍika über den Wert von Gaben. Er erwähnt das Beispiel des Brahmanen Velāma, der in der Vergangenheit eine unermesslich große materielle Spende darbrachte (tausende von Gold- und Silberschalen, Elefanten, Wagen, Kühe, Jungfrauen, kostbare Stoffe und unzählige Speisen). Der Buddha stellt dann eine aufsteigende Hierarchie verdienstvoller Taten auf.
Verbindung zu Ti-Ratana: Das Speisen einer einzigen Person mit rechter Ansicht (einem Sotāpanna) ist verdienstvoller als Velāmas gesamte Gabe. Das Speisen eines Einmalwiederkehrers (Sakadāgāmī) ist verdienstvoller als das Speisen von hundert Sotāpannas, und so weiter über den Nichtwiederkehrer (Anāgāmī) und den Arahant bis hin zum Buddha selbst. Noch verdienstvoller als das Speisen eines einzelnen Buddha ist es, den von Buddha geleiteten Mönchsorden (Sangha) zu speisen. Verdienstvoller als das ist die Errichtung einer Unterkunft für den Sangha der vier Himmelsrichtungen. Und, bemerkenswerterweise, noch verdienstvoller als all dies ist es, mit vertrauensvollem Herzen (pasannacitta) Zuflucht zum Buddha, zum Dhamma und zum Sangha zu nehmen. Diese Handlung wird in der Hierarchie nur noch übertroffen durch das Einhalten der Fünf Silas (Tugendregeln), die Entwicklung von liebender Güte (mettā) – selbst nur für die Dauer eines Fingerschnippens oder des Melkens einer Kuh – und die Entwicklung der Wahrnehmung der Vergänglichkeit (anicca-saññā). Dieses Sutta hebt die immense spirituelle Bedeutung der Zufluchtnahme hervor. Es zeigt, dass der innere Akt des Vertrauens und der bewussten Hinwendung zu den Drei Juwelen einen höheren Wert besitzt als selbst die großzügigste äußere, materielle Handlung, selbst wenn sie den höchsten Empfängern (Buddha, Sangha) gilt. Es unterstreicht die transformative Kraft der inneren Ausrichtung (cetanā) und des Vertrauens (saddhā) und positioniert die Zuflucht als eine fundamentale und äußerst wirksame verdienstvolle Tat (puñña) auf dem buddhistischen Weg.
Mahānāma Suttas (z.B. AN 11.12 & AN 11.13): Die Besinnung auf die Juwelen (Anussati)
Referenz: AN 11.12 und AN 11.13 (nach Bhikkhu Bodhis Zählung 54; entsprechen etwa AN 6.10 und AN 6.20 auf SuttaCentral).
Quellen: suttacentral.net/an6.10, suttacentral.net/an6.20 (stellvertretend für die Gruppe der Anussati-Suttas).
Relevanz: Diese und ähnliche Suttas beschreiben die Praxis der Besinnung oder Vergegenwärtigung (anussati). Von den häufig genannten sechs oder zehn Besinnungen beziehen sich die ersten drei direkt auf die Drei Juwelen: die Besinnung auf die Qualitäten des Buddha (Buddhānussati), die Besinnung auf die Qualitäten des Dhamma (Dhammānussati) und die Besinnung auf die Qualitäten des Sangha (Saṅghānussati).
Verbindung zu Ti-Ratana: Die Suttas liefern die klassischen Formeln, die zur Kontemplation dieser Qualitäten verwendet werden. Zum Beispiel für den Buddha: „Wahrlich, jener Erhabene ist ein Arahant, vollkommen Erleuchteter, vollendet in Wissen und Wandel, Wohlgegangener, Kenner der Welt, unübertroffener Lenker zu zähmender Menschen, Lehrer der Götter und Menschen, Erwacht, Erhaben.“. Ähnliche Formeln gibt es für das Dhamma („Wohl dargelegt ist vom Erhabenen das Dhamma…“) und den Sangha („Auf gutem Wege ist die Jüngerschaft des Erhabenen…“). Diese meditative Praxis dient dazu, den Geist von unheilsamen Zuständen zu befreien, Freude (pīti), Vertrauen (saddhā) und Inspiration zu wecken, den Geist zu beruhigen und kann als Grundlage für die Entwicklung von Einsicht (vipassanā) dienen. Die Besinnung auf die Drei Juwelen wird oft als geeignete Praxis für Laienanhänger empfohlen, insbesondere an den Uposatha-Tagen (buddhistische Feiertage). Diese Suttas verdeutlichen, dass die Drei Juwelen nicht nur Objekte einer einmaligen Zufluchtnahme oder theoretischen Verehrung sind. Sie sind vielmehr zentrale Objekte für die kontinuierliche meditative Praxis. Die regelmäßige Besinnung auf ihre herausragenden Eigenschaften ist ein aktives Werkzeug der Geistesschulung. Sie dient dazu, das Vertrauen zu nähren, die Verbindung zum Pfad zu vertiefen und die Zuflucht von einem bloßen Konzept in eine lebendige, gefühlte und kontemplative Erfahrung zu verwandeln.
(Optional) Ratana Sutta (Khp 6 / Snp 2.1): Das Juwelen-Lied
Referenz: Khp 6 (im Khuddakapāṭha, Kurze Texte) / Snp 2.1 (im Sutta Nipāta, Sammlung von Lehrreden in Versform).
Quellen: suttacentral.net/khp6, suttacentral.net/snp2.1
Relevanz: Obwohl nicht im Aṅguttara Nikāya, ist das Ratana Sutta eine der bekanntesten und am häufigsten rezitierten Lehrreden über die Drei Juwelen im gesamten Palikanon. Es ist ein Lobgesang in Versform auf die herausragenden Qualitäten von Buddha, Dhamma und Sangha.
Verbindung zu Ti-Ratana: Jeder der zentralen Verse preist eine spezifische Eigenschaft eines der drei Juwelen – z.B. die Unvergleichlichkeit des Buddha, die zum Nibbāna führende Qualität des Dhamma, die Fruchtbarkeit der Gaben an den Sangha – und schließt mit der kraftvollen Wahrheitsbekräftigung: „Etena saccena suvatthi hotu“ (Durch diese Wahrheit möge Heil/Wohlergehen sein!). Das Sutta wurde der Überlieferung nach vom Buddha selbst gelehrt, um die Stadt Vesāli von einer Plage zu befreien, und wird daher traditionell als Schutzrezitation (paritta) verwendet. Das Ratana Sutta veranschaulicht die tief empfundene, affektive und devotional geprägte Dimension der Beziehung zu den Drei Juwelen. Neben der intellektuellen Überzeugung (saddhā als Vertrauen) und der praktischen Nachfolge gibt es auch eine Ebene der Verehrung, der Freude (pasāda) und des Vertrauens in die schützende Kraft der Juwelen, die in solchen Texten Ausdruck findet. Es zeigt, wie die Drei Juwelen nicht nur als abstrakte Lehre verstanden werden, sondern als lebendige Quellen der Inspiration, des Schutzes und des Segens im Leben der Praktizierenden wirken können.
Tabelle: Übersicht ausgewählter Lehrreden zu den Drei Juwelen
Die folgende Tabelle fasst die diskutierten Lehrreden zusammen und bietet einen schnellen Überblick über ihre Relevanz für das Verständnis der Drei Juwelen:
Nikāya | Sutta-Nr. | Pali-Name | Deutscher Name (gebräuchlich) | Kurze Beschreibung der Relevanz für Ti-Ratana/Zuflucht/Vertrauen |
---|---|---|---|---|
DN | 16 | Mahāparinibbāna Sutta | Die Große Rede vom Pari-Nirvana | Betont Dhamma und Vinaya als Zuflucht nach dem Tod des Buddha; „Seid euch selbst eine Insel/Zuflucht“. |
DN | 28 | Sampasādanīya Sutta | Die Rede, die Vertrauen weckt | Sāriputtas Ausdruck unerschütterlichen Vertrauens (pasāda) in den Buddha, basierend auf dem Verständnis des universellen Dhamma; Lobpreis der Qualitäten. |
MN | 27 | Cūḷahatthipadopama Sutta | Kürzere Rede vom Elefantenfußstapfen | Gleichnis für den graduellen, empirischen Prozess der Vertrauensbildung in die Drei Juwelen durch Beobachtung, Praxis und Verifizierung. |
SN | 55 | Sotāpatti Saṃyutta | Kapitel über den Stromeintritt | Definiert unerschütterliches Vertrauen (aveccappasāda) in die Drei Juwelen als Kernmerkmal der ersten Erleuchtungsstufe (Sotāpatti). |
AN | 9.20 | Velāma Sutta | Rede über Velāma | Stellt die Zufluchtnahme zu den Drei Juwelen in eine Hierarchie verdienstvoller Taten; höherer Wert als immense materielle Gaben. |
AN | 11.12/13 | Mahānāma Suttas (u.a.) | Reden an Mahānāma (über Anussati) | Beschreiben die Praxis der Besinnung (anussati) auf die Qualitäten der Drei Juwelen als Mittel zur Geistesschulung und Vertrauensstärkung. |
Khp/Snp | 6 / 2.1 | Ratana Sutta | Das Juwelen-Lied | Poetischer Lobpreis der Qualitäten der Drei Juwelen; Ausdruck von Verehrung und Vertrauen; Verwendung als Schutzrezitation (paritta). |
Hinweis: Die Nummerierung der Suttas kann je nach Edition leicht variieren. Die hier verwendete Nummerierung orientiert sich primär an suttacentral.net.
5. Zusammenfassung: Die Drei Juwelen als Wegweiser
Die Drei Juwelen – der Buddha, das Dhamma und der Sangha – bilden das unerschütterliche Fundament und den verlässlichen Kompass für jeden, der den buddhistischen Weg beschreitet. Sie repräsentieren in einer vollendeten Struktur das Ziel (Erwachen, verkörpert durch den Buddha), den Weg dorthin (die Lehre und Praxis, das Dhamma) und die Gemeinschaft derer, die diesen Weg gehen und Unterstützung bieten (der Sangha).
Die Beziehung zu den Drei Juwelen ist keine statische Angelegenheit, sondern ein dynamischer Prozess. Sie beginnt oft mit einem Akt der Zufluchtnahme (Saraṇagamana), der aus einem anfänglichen Vertrauen (Saddhā) erwächst. Dieses Vertrauen ist jedoch nicht das Ende, sondern der Anfang. Es motiviert zur Auseinandersetzung mit dem Dhamma und zur engagierten Praxis. Durch die eigene Erfahrung und die daraus resultierende Weisheit (Paññā) wird das anfängliche Vertrauen schrittweise überprüft, vertieft und schließlich in eine unerschütterliche Zuversicht (aveccappasāda) transformiert, wie sie für die edlen Schüler (Ariya-Puggala) charakteristisch ist.
Die in diesem Bericht vorgestellten Lehrreden aus dem Palikanon beleuchten verschiedene Facetten dieser zentralen Lehre. Sie zeigen, wie Vertrauen entsteht (MN 27), wie es sich in höchster Form ausdrückt (DN 28), welche überragende Bedeutung die Zuflucht hat (AN 9.20), wie sie als meditative Praxis kultiviert wird (AN 11.12/13), welche Konsequenzen sie für die spirituelle Entwicklung hat (SN 55) und wie sie auch nach dem physischen Tod des Buddha im Dhamma verankert bleibt (DN 16).
Es ist zu hoffen, dass dieser Überblick dazu anregt, die Drei Juwelen nicht nur als Konzept zu verstehen, sondern sie als lebendige Kraft und beständige Quelle der Inspiration auf dem eigenen Weg zu erfahren. Ein tieferes Studium der hier genannten und weiterer Lehrreden, beispielsweise über die frei zugängliche Ressource suttacentral.net, kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein.
Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
- Wikipedia (en.wikipedia.org)
- Wisdom Library (www.wisdomlib.org)
- Original Buddhas (www.originalbuddhas.com)
- Religionen Entdecken (www.religionen-entdecken.de)
- Purnam (purnam.de)
- HD Asian Art (de.hdasianart.com)
- Pāli Dictionary (dictionary.sutta.org)
- Scribd (www.scribd.com)
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Buddha (1. Juwel)
Das erste Juwel ist der Buddha – der Erwachte. Hier erfährst du mehr über den historischen Buddha, Siddhartha Gautama, der aus eigener Kraft den Weg zur Befreiung fand und lehrte. Entdecke aber auch, was der Buddha über die historische Person hinaus repräsentiert: das Prinzip des Erwachens selbst, die Verkörperung höchster Weisheit (paññā) und Mitgefühls (karuṇā). Verstehe, warum er als Lehrer und Vorbild gilt und wie die Zuflucht zum Buddha auch das Vertrauen in dein eigenes Potenzial zum Erwachen weckt.