Rechtes Handeln (Sammā Kammanta)

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Rechtes Handeln ( Sammā Kammanta ) im frühen Buddhismus: Ein Leitfaden zu Definition, Kontext und Lehrreden

Der ethische Kern körperlichen Handelns: Die Bedeutung von Sammā Kammanta auf dem Achtfachen Pfad

Einleitung

Im Herzen der buddhistischen Lehre liegt das Streben nach Befreiung von Leiden (Dukkha). Ein zentraler Aspekt auf diesem Weg ist die Kultivierung ethischen Verhaltens, das nicht nur das eigene Wohl, sondern auch das Wohl anderer fördert. Innerhalb dieses ethischen Rahmens nimmt das „Rechte Handeln“, auf Pali Sammā Kammanta, eine Schlüsselstellung ein. Es ist einer der acht Faktoren des Edlen Achtfachen Pfades, des vom Buddha gelehrten Weges zur Überwindung des Leidens.

Dieser Bericht zielt darauf ab, den Begriff Sammā Kammanta umfassend zu beleuchten. Er bietet eine klare Definition seiner Kernaspekte, ordnet ihn in den größeren Kontext des buddhistischen Pfades ein und verweist auf spezifische Lehrreden (Suttas) aus den frühen buddhistischen Schriften, insbesondere dem Dīgha Nikāya (DN) und Majjhima Nikāya (MN) des Palikanons. Ergänzend werden Hinweise auf relevante Textabschnitte im Samyutta Nikāya (SN) und Aṅguttara Nikāya (AN) gegeben. Dieser Leitfaden richtet sich an alle, die ihr Verständnis dieses fundamentalen ethischen Prinzips vertiefen möchten, unabhängig davon, ob sie bereits Vorkenntnisse im Buddhismus besitzen oder neu in diesem Themenfeld sind. Das Verständnis von Sammā Kammanta ist essenziell, um die praktische Anwendung der buddhistischen Ethik im Alltag zu begreifen und eine solide Grundlage für die weitere geistige Entwicklung zu legen.

1. Definition und Kernaspekte von Sammā Kammanta

Um Sammā Kammanta zu verstehen, ist es hilfreich, die Bestandteile des Begriffs zu betrachten. Sammā bedeutet „recht“, „richtig“, „angemessen“, „vollkommen“ oder „wie es sein sollte“. Es impliziert eine Übereinstimmung mit dem Dhamma, der Lehre des Buddha, und zielt auf das Heilsame und die Befreiung ab. Kammanta leitet sich von Kamma (Handlung, Tat) ab und bezieht sich auf „Handeln“, „Tun“, „Arbeit“ oder „Beschäftigung“. Während Kammanta im allgemeinen Sprachgebrauch auch alltägliche Arbeit oder Geschäftstätigkeit bezeichnen kann, erhält es im Kontext des Edlen Achtfachen Pfades (Magga) eine spezifisch ethische Bedeutung. Hier fokussiert Sammā Kammanta auf das rechte oder ethisch angemessene Handeln, insbesondere auf körperliche Handlungen (kāya-kamma). Es steht im Gegensatz zu micchā kammanta, dem falschen oder unheilsamen Handeln.

Die Standarddefinition von Sammā Kammanta, wie sie in zahlreichen Lehrreden des Palikanons zu finden ist, umfasst drei spezifische Enthaltungen:

  1. Unterlassen des Tötens von Lebewesen (Pāṇātipātā veramaṇī): Dies bedeutet, darauf zu verzichten, das Leben fühlender Wesen absichtlich zu beenden. Es schließt nicht nur Menschen ein, sondern alle Wesen, die empfindungsfähig sind. Dieses Gebot wurzelt im tiefen Respekt vor dem Leben und im Mitgefühl.
  2. Unterlassen des Nehmens, was nicht gegeben ist (Adinnādānā veramaṇī): Dies ist die Enthaltung von Diebstahl, Betrug und jeglicher Form der unrechtmäßigen Aneignung von Eigentum anderer. Es basiert auf dem Respekt vor dem Besitz und den materiellen Grundlagen anderer.
  3. Unterlassen von sexuellem Fehlverhalten (Kāmesu micchācārā veramaṇī): Dies bezieht sich auf den verantwortungsvollen und respektvollen Umgang mit Sexualität. Es beinhaltet die Vermeidung von Ehebruch, sexueller Ausbeutung, Nötigung und Handlungen, die das Vertrauen in Beziehungen verletzen oder anderen auf sexuelle Weise schaden. Die Texte präzisieren dies oft, indem sie den Schutz durch Eltern, Partner oder gesellschaftliche Normen erwähnen. Für Mönche und Nonnen, die Zölibat praktizieren, wird dieser Punkt als Abrahmacariyā veramaṇī – Unterlassen jeglicher sexueller Aktivität – interpretiert.

Diese drei spezifischen Verbote sind nicht willkürlich gewählt. Sie adressieren grundlegende Formen der Schädigung, die das physische Überleben (Leben), die Existenzgrundlage (Eigentum) und die Integrität persönlicher Beziehungen (Sexualität) betreffen. Dahinter steht das zentrale buddhistische Prinzip des Nicht-Schädigens (avihiṁsā) und des Mitgefühls (karuṇā). Indem man diese grundlegenden Rechte und das Wohlergehen anderer respektiert, legt man den Grundstein für Vertrauen und Harmonie in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Gesellschaft. Sammā Kammanta ist somit mehr als nur eine Liste von Verboten; es ist die aktive Kultivierung von Respekt und Mitgefühl, die sich in konkretem körperlichen Verhalten ausdrückt.

Bemerkenswert ist der Fokus von Sammā Kammanta auf körperliche Handlungen (kāya kamma). Dies steht im Gegensatz zu Sammā Vācā (Rechte Rede) und Sammā Saṅkappa (Rechtes Denken/Absicht), die sich auf sprachliche bzw. geistige Aktivitäten beziehen. Der Edle Achtfache Pfad folgt oft einer Progression vom Groben zum Feinen. Körperliche Handlungen sind die äußerlich sichtbarste und oft folgenreichste Manifestation unserer Geisteszustände. Sie sind potenziell leichter zu beobachten und zu kontrollieren als flüchtige Gedanken oder spontane Worte. Indem die Praxis bei den körperlichen Handlungen ansetzt, wählt der Buddhismus einen sehr praktischen und zugänglichen Weg. Die Disziplinierung des Körpers bildet eine Grundlage für die spätere Verfeinerung von Rede und Geist. Dieser schrittweise Ansatz erleichtert die Kultivierung heilsamer Geisteszustände und die Läuterung des Geistes.

2. Sammā Kammanta im Kontext des Edlen Achtfachen Pfades ( Ariya Aṭṭhaṅgika Magga )

Sammā Kammanta ist untrennbar mit dem Edlen Achtfachen Pfad (Ariya Aṭṭhaṅgika Magga) verbunden. Dieser Pfad stellt die Vierte der Vier Edlen Wahrheiten dar – den Weg, der zur vollständigen Aufhebung des Leidens (Dukkha Nirodha) und zur Verwirklichung von Nibbāna führt. Es ist wichtig zu verstehen, dass die acht Faktoren des Pfades nicht streng nacheinander zu entwickeln sind, sondern sich vielmehr gegenseitig durchdringen und unterstützen. Rechte Einsicht beispielsweise leitet und informiert alle anderen Faktoren.

Traditionell werden die acht Pfadfaktoren in drei Hauptgruppen unterteilt, die drei zentrale Bereiche der buddhistischen Praxis abdecken:

  • Weisheit (Paññā): Rechte Einsicht (Sammā Diṭṭhi) und Rechtes Denken/Rechte Absicht (Sammā Saṅkappa). Diese Gruppe bezieht sich auf das richtige Verständnis der Realität und die Kultivierung heilsamer Geisteshaltungen.
  • Sittlichkeit (Sīla): Rechte Rede (Sammā Vācā), Rechtes Handeln (Sammā Kammanta) und Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva). Diese Gruppe bildet die Grundlage ethischen Verhaltens im Umgang mit anderen und der Welt.
  • Sammlung/Vertiefung (Samādhi): Rechtes Bemühen (Sammā Vāyāma), Rechte Achtsamkeit (Sammā Sati) und Rechte Sammlung/Konzentration (Sammā Samādhi). Diese Gruppe bezieht sich auf die Schulung und Kultivierung des Geistes durch Meditation und Achtsamkeitspraxis.

Sammā Kammanta gehört somit zur Gruppe der Sittlichkeit (Sīla). Zusammen mit Rechter Rede und Rechtem Lebenserwerb definiert es die ethischen Richtlinien für das äußere Verhalten.

Die folgende Tabelle fasst die Sīla-Gruppe zusammen, basierend auf den Standarddefinitionen, wie sie beispielsweise im SN 45.8 zu finden sind:

Tabelle: Die Sīla-Gruppe des Edlen Achtfachen Pfades

Pfadfaktor (Pali) Pfadfaktor (Deutsch) Kurzbeschreibung (gem. SN 45.8 u.a.)
Sammā Vācā Rechte Rede Unterlassen von Lüge (musāvādā veramaṇī), Verleumdung/Zwietracht säender Rede (pisuṇāya vācāya veramaṇī), grober/verletzender Rede (pharusāya vācāya veramaṇī), und Geschwätz/unnützer Rede (samphappalāpā veramaṇī)
Sammā Kammanta Rechtes Handeln Unterlassen von Töten (pāṇātipātā veramaṇī), Stehlen (adinnādānā veramaṇī), und sexuellem Fehlverhalten (kāmesu micchācārā veramaṇī / abrahmacariyā veramaṇī)
Sammā Ājīva Rechter Lebenserwerb Den Lebensunterhalt auf ethische Weise bestreiten, indem man Berufe meidet, die direkt oder indirekt anderen schaden (z.B. Handel mit Waffen, Lebewesen, Fleisch, Rauschmitteln, Giften)

Die Einordnung in die Sīla-Gruppe unterstreicht die fundamentale Bedeutung ethischen Handelns für den gesamten buddhistischen Pfad. Die Reihenfolge der drei Übungsgruppen (Sīla, Samādhi, Paññā) ist nicht zufällig, sondern spiegelt eine kausale Beziehung wider. Ethisches Verhalten (Sīla), einschließlich des Rechten Handelns, führt zu einem reinen Gewissen und zur Freiheit von Reue und Schuldgefühlen (avippaṭisāra). Dieser Zustand der inneren Reinheit ist die Voraussetzung für das Entstehen von Freude (pāmojja) und innerem Glück (sukha). Ein Geist, der frei von Unruhe und Reue ist, kann sich leichter sammeln und zur Ruhe kommen, was wiederum die Entwicklung von Konzentration (samādhi) ermöglicht. Ein unruhiger, von Schuld oder Sorge geplagter Geist hingegen ist ein Hindernis für tiefe Meditation.

Sammā Kammanta schafft durch die Vermeidung schädlicher Taten die notwendigen äußeren und inneren Bedingungen für eine erfolgreiche meditative Praxis. Ethik ist somit im Buddhismus keine rein moralische Vorschrift, sondern ein integraler und unverzichtbarer Baustein auf dem Weg zur Weisheit (Paññā) und Befreiung. Ohne eine solide Grundlage in Sīla ist nachhaltiger Fortschritt in Samādhi und Paññā kaum möglich.

3. Lehrreden (Suttas) zu Sammā Kammanta im Dīgha Nikāya (DN) und Majjhima Nikāya (MN)

Die Lehrreden (Suttas) des Palikanons gelten als die authentischsten Aufzeichnungen der Lehren des historischen Buddha. Ihr Studium ermöglicht ein tieferes und nuancierteres Verständnis der buddhistischen Prinzipien. Die Online-Plattform SuttaCentral.net bietet Zugang zu diesen Texten in Pali und zahlreichen Übersetzungen und dient als Hauptquelle für die folgenden Referenzen.

Im Dīgha Nikāya (Sammlung der langen Lehrreden) und Majjhima Nikāya (Sammlung der mittellangen Lehrreden) finden sich mehrere Suttas, die Sammā Kammanta explizit definieren oder im Kontext des Pfades erläutern.

  • MN 141: Saccavibhaṅga Sutta (Die Analyse der Wahrheiten) Diese Lehrrede, traditionell dem weisen Schüler Sāriputta zugeschrieben, bietet eine detaillierte Aufschlüsselung der Vier Edlen Wahrheiten. Im Rahmen der Erklärung der Vierten Edlen Wahrheit – dem Pfad zur Leidensaufhebung – wird der Edle Achtfache Pfad Faktor für Faktor dargelegt. Hier findet sich eine klare und prägnante Standarddefinition von Sammā Kammanta: das Unterlassen des Tötens von Lebewesen, des Nehmens, was nicht gegeben ist, und des sexuellen Fehlverhaltens. Die Einbettung in diese zentrale Lehrrede unterstreicht, dass rechtes Handeln kein optionales Beiwerk, sondern ein integraler Bestandteil der vom Buddha aufgezeigten Methode zur Überwindung des Leidens (Dukkha) ist. Es ist Teil der „Medizin“, die zur Heilung führt.
    Quellenangabe: MN 141 Saccavibhaṅga Sutta – Die Analyse der Wahrheiten (via SuttaCentral.net)
  • MN 117: Mahācattārīsaka Sutta (Die Große Vierzig) Dieses bedeutende Sutta vertieft die Analyse des Achtfachen Pfades erheblich. Es führt eine wichtige Unterscheidung ein: Es gibt eine „weltliche“ (lokiya) Form des Pfades, die mit den Befleckungen (āsava) verbunden ist, Verdienst ansammelt und zu günstiger Wiedergeburt führt, und eine „überweltliche“ (lokuttara) Form, die frei von Befleckungen, transzendent ist und direkt zur Befreiung (Nibbāna) führt. Sammā Kammanta wird in beiden Kontexten definiert. Die äußere Form der Handlung (z.B. nicht stehlen) mag gleich sein, aber die zugrundeliegende Motivation und Einsicht (Sammā Diṭṭhi) bestimmen, ob die Handlung weltlich oder überweltlich ist. Handelt man aus Furcht vor Strafe oder Hoffnung auf Belohnung, ist es weltlich. Handelt man aus Einsicht in die Natur des Leidens und dem Streben nach Nibbāna, ist es überweltlich. Das Sutta betont auch, wie Rechte Einsicht, Rechtes Bemühen und Rechte Achtsamkeit jeden Pfadfaktor unterstützen. Es beschreibt zudem die „falschen“ Pfadfaktoren (micchā magga) und erweitert den Pfad für einen Erwachten (Arahant) um zwei weitere Faktoren: Rechte Erkenntnis (sammā-ñāṇa) und Rechte Befreiung (sammā-vimutti). Diese Lehrrede zeigt somit eine Entwicklungsperspektive innerhalb der Praxis auf: Die Kultivierung von Sammā Kammanta kann von einer einfachen ethischen Regel zu einem tiefgreifenden Ausdruck von Weisheit und Befreiungsstreben heranreifen.
    Quellenangabe: MN 117 Mahācattārīsaka Sutta – Die Große Vierzig (via SuttaCentral.net)
  • DN 22: Mahāsatipaṭṭhāna Sutta (Die Große Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit) Diese Lehrrede ist eine der wichtigsten Quellen zur Meditationspraxis, insbesondere zur Entwicklung Rechter Achtsamkeit (Sammā Sati), dem siebten Pfadfaktor. Obwohl der Fokus auf Achtsamkeit liegt, enthält die Version im Dīgha Nikāya auch eine Darstellung des Edlen Achtfachen Pfades als Teil der Vierten Wahrheit. Sammā Kammanta wird hier im Kontext der umfassenden Schulung von Geist und Herz erwähnt. Die Lehrrede verdeutlicht, wie die ethische Praxis (Sīla) in den größeren Rahmen der meditativen Entwicklung (Samādhi) und der Weisheitsentwicklung (Paññā) eingebettet ist, die durch Achtsamkeit gefördert wird. Die Praxis der Achtsamkeit selbst ist entscheidend, um die aufkommenden geistigen Impulse zu erkennen, die zu unrechtem Handeln führen könnten. Indem man diese Impulse frühzeitig bemerkt, wird es möglich, bewusst von unheilsamen Handlungen abzusehen und so Sammā Kammanta zu praktizieren. Gleichzeitig schafft die Einhaltung der ethischen Richtlinien (Sīla) die notwendige innere Ruhe und Stabilität, die für eine Vertiefung der Achtsamkeitspraxis erforderlich ist. Achtsamkeit und ethisches Handeln bedingen und fördern sich somit gegenseitig auf dem Weg zur Befreiung.
    Quellenangabe: DN 22 Mahāsatipaṭṭhāna Sutta – Die Große Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit (via SuttaCentral.net)

4. Weitere relevante Texte im Palikanon

Neben den ausführlichen Darstellungen in DN und MN finden sich auch in anderen Sammlungen des Palikanons wichtige Hinweise zu Sammā Kammanta.

  • Samyutta Nikāya (SN): Das Magga Saṃyutta (SN 45) Der Samyutta Nikāya (Sammlung der gruppierten Lehrreden) widmet ein ganzes Kapitel, das Magga Saṃyutta (SN 45), ausschließlich dem Edlen Achtfachen Pfad (Magga). Dies unterstreicht die zentrale Stellung des Pfades in der Lehre. Dieses Kapitel enthält zahlreiche, oft kurze Suttas, die verschiedene Facetten des Pfades beleuchten, wie seine Voraussetzungen (z.B. die Bedeutung „guter Freundschaft“ – kalyāṇamittatā – in SN 45.2 und SN 45.3) oder seine Funktion als „göttliches Fahrzeug“ (brahmayāna) zur Befreiung (SN 45.4). Eine besonders wichtige Lehrrede innerhalb dieses Kapitels ist das SN 45.8 (Vibhaṅga Sutta – Analyse des Pfades). Dieses Sutta liefert die prägnanten Standarddefinitionen für alle acht Pfadfaktoren, die häufig zitiert werden. Die Definition von Sammā Kammanta lautet hier: „Unterlassen des Tötens von Lebewesen, Unterlassen des Nehmens, was nicht gegeben ist, Unterlassen der Unkeuschheit (abrahmacariyā veramaṇī, hier spezifisch für den monastischen Kontext, oft aber als kāmesu micchācārā veramaṇī für Laien interpretiert)“. Aufgrund seiner Klarheit und Autorität dient SN 45.8 als fundamentale Referenz für das Verständnis der einzelnen Pfadglieder, einschließlich des Rechten Handelns.
    Quellenangabe: SN 45 Magga Saṃyutta – Die Gruppierte Sammlung über den Pfad; insbesondere SN 45.8 Vibhaṅga Sutta – Analyse (via SuttaCentral.net)
  • Aṅguttara Nikāya (AN): Die Zehn Pfade heilsamen Handelns (Dasa Kusala Kammapatha) Der Aṅguttara Nikāya (Sammlung der numerischen Lehrreden) ist bekannt für seine Gliederung nach ansteigenden Zahlen von Lehrpunkten. Eine für das Verständnis buddhistischer Ethik zentrale Auflistung sind die „Zehn Pfade unheilsamen Handelns“ (Dasa Akusala Kammapatha) und ihr positives Gegenstück, die „Zehn Pfade heilsamen Handelns“ (Dasa Kusala Kammapatha). Diese zehn Pfade bieten einen umfassenden Rahmen für ethisches Verhalten und umfassen drei Ebenen:
    • Drei körperliche Handlungen (Kāya Kamma): Unterlassen von Töten, Stehlen und sexuellem Fehlverhalten. Dies entspricht exakt der Definition von Sammā Kammanta.
    • Vier sprachliche Handlungen (Vacī Kamma): Unterlassen von Lügen, Verleumdung, grober Rede und Geschwätz. Dies entspricht Sammā Vācā.
    • Drei geistige Handlungen (Mano Kamma): Nicht-Begehren/Nicht-Habgier (Anabhijjhā), Nicht-Übelwollen/Nicht-Hass (Avyāpāda) und Rechte Ansicht (Sammā Diṭṭhi).

    Diese zehn Pfade werden in verschiedenen Lehrreden behandelt, eine besonders ausführliche Darstellung findet sich im AN 10.176 (Cunda Kammaraputta Sutta). In dieser Rede an Cunda den Schmied erläutert der Buddha detailliert die zehn unheilsamen Handlungspfade und ihre negativen Konsequenzen, wodurch implizit auch die heilsamen Pfade definiert werden. Weitere wichtige Stellen sind beispielsweise MN 9 (Sammādiṭṭhi Sutta) und MN 41 (Sāleyyaka Sutta). Die Dasa Kusala Kammapatha erweitern die Perspektive der Sīla-Gruppe des Achtfachen Pfades. Während die Sīla-Gruppe sich primär auf das äußere Verhalten (Rede, Handeln, Lebenswandel) konzentriert, beziehen die zehn heilsamen Pfade explizit die geistige Ebene mit ein. Sie verdeutlichen, dass wahre Ethik nicht nur die Kontrolle über Körper und Rede erfordert, sondern auch die Kultivierung heilsamer Geisteszustände. Die Wurzeln unheilsamen Handelns liegen im Geist – in Gier (lobha), Hass (dosa) und Verblendung (moha). Daher ist die Arbeit am Geist, insbesondere die Entwicklung von Nicht-Begehren, Nicht-Hass und Rechter Ansicht, entscheidend für nachhaltig ethisches Verhalten. Die Intention (cetanā) hinter einer Handlung wird als das eigentliche Kamma betrachtet. Sammā Kammanta und Sammā Vācā erscheinen in diesem Licht als die äußeren Manifestationen der zugrundeliegenden geistigen Haltung, die eng mit Sammā Diṭṭhi (Rechte Einsicht) und Sammā Saṅkappa (Rechte Absicht) verbunden ist. Die zehn heilsamen Handlungspfade bieten somit einen umfassenden Rahmen, der die Interdependenz von Geist, Rede und Körper im ethischen Handeln betont.

5. Zusammenfassung und Ausblick

Sammā Kammanta, das Rechte Handeln, ist ein fundamentaler Bestandteil des buddhistischen Weges zur Befreiung. Es wird klassischerweise durch drei Enthaltungen definiert: das Unterlassen des Tötens von Lebewesen, des Nehmens, was nicht gegeben ist, und des sexuellen Fehlverhaltens. Als Teil der Sīla-Gruppe (Sittlichkeit) des Edlen Achtfachen Pfades bildet es zusammen mit Rechter Rede und Rechtem Lebenserwerb die ethische Grundlage der Praxis.

Dieses ethische Fundament ist jedoch weit mehr als eine bloße Ansammlung von Verboten. Es ist die praktische Umsetzung von zentralen buddhistischen Werten wie Nicht-Schädigen (avihiṁsā) und Mitgefühl (karuṇā). Indem es die gröbsten Formen schädlichen Verhaltens – die körperlichen Handlungen – diszipliniert, schafft Sammā Kammanta die notwendige innere Ruhe und Freiheit von Reue, die für die Entwicklung von geistiger Sammlung (Samādhi) und Weisheit (Paññā) unerlässlich sind.

Die Lehrreden, insbesondere MN 141, MN 117 und DN 22 sowie SN 45.8, definieren Sammā Kammanta und betten es in den Kontext der Vier Edlen Wahrheiten, des Achtfachen Pfades und der Achtsamkeitspraxis ein. Das Konzept der zehn heilsamen Handlungspfade (Dasa Kusala Kammapatha), prominent im Aṅguttara Nikāya (z.B. AN 10.176), erweitert die Perspektive, indem es die untrennbare Verbindung zwischen körperlichem Handeln, sprachlichem Ausdruck und den zugrundeliegenden geistigen Haltungen (Gier, Hass, Verblendung bzw. deren Gegenteile) hervorhebt.

Letztlich ist Sammā Kammanta keine abstrakte Anforderung, sondern eine konkrete Anleitung für ein heilsames, friedvolles und verantwortungsvolles Leben im Hier und Jetzt. Die Kultivierung rechten Handelns reduziert nicht nur Leid für andere, sondern auch für einen selbst, indem sie die Ursachen für zukünftiges Leiden (unheilsames Kamma) vermeidet und die Bedingungen für inneren Frieden und spirituellen Fortschritt schafft.

Interessierte Leser sind herzlich eingeladen, die in diesem Bericht genannten Lehrreden auf SuttaCentral.net selbst zu erkunden. Das direkte Studium dieser Texte bietet die beste Möglichkeit, ein tieferes Verständnis zu entwickeln und die zeitlose Weisheit des Buddha auf das eigene Leben anzuwenden.

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