
Mettā (Liebende Güte): Ein Leitfaden zu Definition, Kontext und Lehrreden im Pālikanon
Einführung in die zentrale Herzensgüte des Buddhismus anhand von Definitionen und Schlüssel-Lehrreden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Mettā – Herzensgüte im frühen Buddhismus
- Definition und Erklärung von Mettā
- Mettā im Kontext: Die Vier Göttlichen Verweilzustände (Brahmavihāra)
- Mettā in den Lehrreden des Pālikanon
- Die Kultivierung von Mettā (Mettā Bhāvanā)
- Zusammenfassung: Die Bedeutung von Mettā
- Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
Einleitung: Mettā – Herzensgüte im frühen Buddhismus
Mettā, oft mit „Liebende Güte“ übersetzt, ist weit mehr als nur ein angenehmes Gefühl. Es stellt ein zentrales ethisches Prinzip und eine grundlegende meditative Praxis im Buddhismus dar, die für die persönliche Transformation und ein harmonisches Miteinander unerlässlich ist. In einer Welt, die oft von Konflikten und Entfremdung geprägt ist, gewinnt die Kultivierung von Mettā – einem universellen, nicht anhaftenden Wohlwollen – besondere Relevanz. Dieser Bericht zielt darauf ab, die vielschichtige Bedeutung von Mettā im Kontext des frühen Buddhismus zu beleuchten und gezielte Verweise auf zentrale Lehrreden (Pali: sutta) aus dem Pālikanon zu geben, die ein tieferes Studium ermöglichen. Als Hauptquelle für die Lehrreden dient dabei die Online-Ressource suttacentral.net.
Dieser Leitfaden richtet sich an deutschsprachige Laien des Buddhismus, die bereits über ein gewisses Grundverständnis der Pāli-Terminologie und der Struktur der Nikāyas (Lehrredensammlungen) verfügen und ihr Wissen durch Verweise auf die Originaltexte vertiefen möchten. Gleichzeitig soll er auch Interessierten ohne Vorkenntnisse einen fundierten Zugang zum Thema Mettā ermöglichen. Der Bericht gliedert sich wie folgt: Zunächst wird Mettā definiert und erklärt, anschließend in den Kontext der Brahmavihāra (Göttliche Verweilzustände) eingeordnet. Darauf folgt die Vorstellung ausgewählter Lehrreden aus den vier Hauptsammlungen des Pālikanon (Dīgha Nikāya, Majjhima Nikāya, Saṃyutta Nikāya, Aṅguttara Nikāya), die Mettā behandeln. Abschließend werden Grundzüge der Kultivierung von Mettā (Mettā Bhāvanā) skizziert und die Bedeutung dieser Praxis zusammengefasst.
Definition und Erklärung von Mettā
2.1 Etymologie und Kernbedeutung
Das Pāli-Wort Mettā leitet sich etymologisch vom Substantiv mitta ab, was „Freund“ bedeutet. Diese Wurzel deutet bereits auf die Kernqualität von Mettā hin: ein echtes, verlässliches Wohlwollen, wie es in einer idealen Freundschaft zum Ausdruck kommt. Gängige deutsche Übersetzungen umfassen „Liebende Güte“, „Wohlwollen“, „Freundlichkeit“ oder auch „Nicht-Übelwollen“.
Die klassischen Kommentatoren des Pālikanon definieren Mettā als parahita-parasukha-kāmanā – den starken Wunsch nach dem Wohlergehen und Glück anderer. Diese Definition unterstreicht den aktiven Charakter von Mettā: Es ist nicht primär ein Gefühl, das passiv erfahren wird, sondern eine bewusst kultivierte Absicht, ein Wunsch, eine geistige Ausrichtung. Mettā ist ihrem Wesen nach altruistisch und selbstlos, frei von Eigennutz. Es sucht primär das Wohl anderer.
Die Betonung des „Wunsches“ oder „Wohlwollens“ in den Definitionen und der Kontrast zum Pāli-Begriff pema, der eher persönliche Zuneigung oder Liebe bezeichnet, machen deutlich, dass Mettā weniger eine emotionale Wärme (obwohl diese entstehen kann) als vielmehr eine verlässliche, unterstützende Intention ist. Das oft verwendete Gleichnis der Mutter, die ihr einziges Kind selbst unter Einsatz ihres Lebens beschützt, illustriert die Stärke, Geduld und Bedingungslosigkeit dieser Haltung, nicht notwendigerweise emotionale Zuneigung im herkömmlichen Sinne. Die Übersetzung als „Wohlwollen“ (Goodwill), wie sie von einigen Lehrern bevorzugt wird, fängt diesen Aspekt gut ein: Man wünscht dem anderen Gutes, auch wenn man keine enge emotionale Bindung hat oder sogar Distanz wahrt.
Dieses Verständnis von Mettā als kultivierte Willenshaltung erklärt seine universelle Anwendbarkeit – selbst gegenüber Feinden, wie es im Kakacūpama Sutta (MN 21) gefordert wird. Es erklärt auch, warum Mettā das direkte Gegenmittel zur Willenshaltung des Übelwollens (vyāpāda) ist und warum es als bhāvanā – als „Entfaltung“ oder „Kultivierung“ – aktiv geübt werden muss.
2.2 Abgrenzung und „Feinde“
Es ist wichtig, Mettā von Geisteshaltungen abzugrenzen, die ihm ähneln, aber fundamental verschieden sind. Wahre Mettā unterscheidet sich von bloßer Freundlichkeit oder Zugänglichkeit, die auf Eigennutz basiert. Ebenso ist sie klar von anhaftender, besitzergreifender oder leidenschaftlicher Liebe (pema, rāga) zu unterscheiden. Mettā sucht nicht, etwas zu besitzen oder eine Gegenleistung zu erhalten; sie gibt frei und bedingungslos. Im Gegensatz zu anhaftender Liebe, die bei Nichterfüllung schmerzhaft sein kann, ist reine Mettā niemals leidvoll.
Die buddhistische Tradition, insbesondere die Kommentarliteratur wie der Visuddhimagga, beschreibt sogenannte „nahe“ und „ferne Feinde“ der Mettā, um die Praxis zu schärfen:
- Ferner Feind (Pali: dūre paccatthika): Dies ist das direkte Gegenteil von Mettā, nämlich Übelwollen, Hass, Zorn und Abneigung (vyāpāda, dosa). Die Kultivierung von Mettā dient direkt dazu, diese destruktiven Geisteszustände zu überwinden und zu beseitigen.
- Naher Feind (Pali: āsanna paccatthika): Dies ist subtiler und tückischer. Es handelt sich um Gier oder Anhaftung (lobha, rāga), die sich oft als selbstsüchtige Zuneigung, Sentimentalität oder Parteilichkeit tarnt. Diese Haltung ähnelt oberflächlich der Mettā, da sie positiv erscheinen mag, ist aber im Kern eigennützig oder basiert auf persönlicher Vorliebe und Begierde. Ihr fehlt die unparteiische, universelle Weite der echten Mettā.
Die Gefahr des nahen Feindes liegt in seiner subtilen Natur. Während der ferne Feind (Hass) offensichtlich im Widerspruch zu Mettā steht, fühlt sich der nahe Feind (selbstsüchtige Zuneigung) positiv an. Seine Motivation ist jedoch eine andere – sie basiert auf persönlichem Gefallen, dem Wunsch nach Gegenleistung oder Besitzdenken. Dieser Unterschied ist entscheidend, denn Anhaftung (rāga) ist ebenso wie Hass (dosa) eine der drei Wurzeln des Leidens (dukkha). Wenn man also etwas kultiviert, das man für Mettā hält, das aber in Wirklichkeit der nahe Feind ist, verstärkt man Anhaftung statt sie zu überwinden und kommt der Befreiung nicht näher. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Mettā mit Achtsamkeit und Weisheit (paññā) zu entwickeln, um ihre unparteiische und selbstlose Natur zu erkennen und nicht in die Falle der Sentimentalität oder Parteilichkeit zu tappen.
Mettā im Kontext: Die Vier Göttlichen Verweilzustände (Brahmavihāra)
Mettā ist die erste und grundlegendste von vier Qualitäten, die zusammen als die Brahmavihāra bekannt sind.
3.1 Das Konzept der Brahmavihāra
Der Pāli- und Sanskrit-Begriff Brahmavihāra wird oft als „Göttliche Verweilzustände“, „Erhabene Verweilungen“, „Himmlische Aufenthaltsorte“ oder „Höchste Geisteshaltungen“ übersetzt. Der Begriff setzt sich zusammen aus Brahma, was hier „göttlich“, „erhaben“ oder „höchste“ bedeutet, und Vihāra, was „Verweilen“, „Wohnstätte“ oder „Zustand“ heißt. Sie werden auch als die vier Appamaññā bezeichnet – die „Unermesslichen“ oder „Grenzenlosen Zustände“ –, da sie in der Praxis grenzenlos auf alle Wesen ausgedehnt werden sollen.
Die vier Brahmavihāra sind:
- Mettā: Liebende Güte, Wohlwollen, Freundlichkeit
- Karuṇā: Mitgefühl
- Muditā: Mitfreude
- Upekkhā: Gleichmut
Diese vier Geisteshaltungen gelten als Gegenmittel zu unheilsamen Geisteszuständen (kilesa) wie Hass, Grausamkeit, Neid und Unruhe. Sie sind zentrale Objekte der buddhistischen Geistesschulung und Meditation (bhāvanā).
3.2 Die Vier Qualitäten im Zusammenspiel
Die vier Brahmavihāra stehen in einer engen Beziehung zueinander und bilden ein kohärentes System der Herzensbildung:
- Mettā bildet die Grundlage. Es ist der grundlegende Wunsch nach dem Wohlsein aller Wesen.
- Karuṇā (Mitgefühl) entsteht, wenn Mettā auf das Leiden anderer trifft. Es ist der Wunsch, dass Wesen frei von Schmerz, Kummer und Leid sein mögen. Es wird als das „Erzittern des Herzens“ angesichts des Leidens beschrieben. Der nahe Feind ist Mitleid, der ferne Feind ist Grausamkeit.
- Muditā (Mitfreude) entsteht, wenn Mettā auf das Glück, den Erfolg oder das Wohlsein anderer trifft. Es ist die Fähigkeit, sich aufrichtig und uneigennützig über das Glück anderer zu freuen. Der nahe Feind kann Überschwang sein, der ferne Feind ist Neid.
- Upekkhā (Gleichmut) verleiht den anderen drei Qualitäten Balance, Stabilität und Weisheit. Es ist keine kalte Gleichgültigkeit (der nahe Feind), sondern eine unparteiische, ruhige und klare Geisteshaltung, die alle Wesen als gleich betrachtet und als Erben ihrer eigenen Handlungen (Kamma) anerkennt. Upekkhā bewahrt die Fassung inmitten der Wechselfälle des Lebens und ist tief in Einsicht und Weisheit (paññā) verwurzelt. Die fernen Feinde sind Gier und Widerwille. Upekkhā wird als die Haltung beschrieben, die die anderen drei umfasst und vollendet.
Die folgende Tabelle fasst die vier Brahmavihāra zusammen:
Tabelle 1: Die Vier Brahmavihāra im Überblick
Pāli Term | Deutsche Übersetzung | Kurzbeschreibung (Wunsch/Haltung) | Naher Feind (Ähnlich, aber fehlgeleitet) | Ferner Feind (Direkter Gegensatz) |
---|---|---|---|---|
Mettā | Liebende Güte | Wunsch nach Wohl und Glück für alle Wesen; aktives Wohlwollen | Selbstsüchtige Zuneigung, Anhaftung (rāga) | Übelwollen, Hass (vyāpāda, dosa) |
Karuṇā | Mitgefühl | Wunsch nach Befreiung vom Leiden für alle Wesen | Mitleid (oft herablassend) | Grausamkeit, Verletzenwollen |
Muditā | Mitfreude | Freude am Glück und Erfolg anderer Wesen | Überschwang, Fantasterei | Neid, Missgunst |
Upekkhā | Gleichmut | Unparteiische, ruhige Gelassenheit; Akzeptanz von Kamma | Gleichgültigkeit, Ignoranz | Gier und Widerwille/Unruhe |
Die Darstellung der Brahmavihāra legt nahe, dass sie nicht nur eine Liste von vier Tugenden sind, sondern ein integriertes System der Herzens- und Geisteskultivierung darstellen. Mettā ist der notwendige Ausgangspunkt. Karuṇā und Muditā sind spezifische Anwendungen oder Reaktionen von Mettā auf die vorgefundenen Bedingungen (Leid oder Freude). Upekkhā, die tiefere Einsicht erfordert (z.B. in Kamma und Nicht-Selbst), liefert die übergreifende Stabilität und Nicht-Anhaftung, die notwendig ist, damit die anderen drei Qualitäten wahrhaft „unermesslich“ und befreiend wirken können, anstatt selbst zur Quelle von Belastung zu werden. Die Entwicklung wird als ein Prozess beschrieben, bei dem eine Qualität in der anderen enthalten ist und Upekkhā den Höhepunkt darstellt, der die vorherigen Zustände mit Weisheit integriert und ausbalanciert. Dies deutet darauf hin, dass die Praxis der Brahmavihāra als ganzheitliche Entwicklung gedacht ist, bei der sich die Qualitäten gegenseitig unterstützen und idealerweise gemeinsam kultiviert werden sollten.
Mettā in den Lehrreden des Pālikanon
Die Lehren über Mettā und die Brahmavihāra finden sich in zahlreichen Lehrreden (suttas) in allen vier Hauptsammlungen (nikāyas) des Pālikanon. Die folgenden Beispiele geben einen Einblick.
4.1 Dīgha Nikāya (DN) – Die Sammlung der langen Lehrreden
DN 13: Tevijja Sutta (Die Lehrrede über die drei Wissensarten / The Three Knowledges)
- Referenz: DN 13, Tevijja Sutta, Die Drei Wissensarten. Link: https://suttacentral.net/dn13/de/neurath (Beispielhafter Link).
- Kontext & Relevanz: Buddha trifft zwei Brahmanen, die über den Weg zu Brahma streiten. Buddha kritisiert ihre Methoden und lehrt stattdessen die Entfaltung der vier Brahmavihāra, beginnend mit Mettā, als wahren Pfad. Das Sutta enthält die Standardformel für die meditative Ausstrahlung von Mettā in alle Richtungen.
- Kernpunkt: Positioniert Mettā als transformative Praxis, die zu höheren Seinszuständen führt und etabliert sie als zentralen Bestandteil des buddhistischen Weges.
4.2 Majjhima Nikāya (MN) – Die Sammlung der mittleren Lehrreden
MN 21: Kakacūpama Sutta (Das Gleichnis von der Säge / The Simile of the Saw)
- Referenz: MN 21, Kakacūpama Sutta, Das Gleichnis von der Säge. Link: https://suttacentral.net/mn21/de/mettiko.
- Kontext & Relevanz: Behandelt Geduld und Überwindung von Ärger. Enthält die radikale Anweisung, selbst beim Zersägtwerden keinen Hass aufkommen zu lassen, sondern Mettā auszustrahlen.
- Kernpunkt: Stellt den ultimativen Maßstab für Mettā dar: unerschütterliches Wohlwollen selbst bei extremer Gewalt. Unterstreicht Mettā als tiefgreifende geistige Disziplin, bei der der Schutz des eigenen Geistes vor Hass Priorität hat.
(Optionaler Zusatz) MN 7: Vatthūpama Sutta (Das Gleichnis vom Tuch / The Simile of the Cloth)
- Referenz: MN 7, Vatthūpama Sutta, Das Gleichnis vom Tuch. Link: https://suttacentral.net/mn7/de/mettiko.
- Kontext & Relevanz: Beschreibt die Geistesreinigung anhand des Gleichnisses vom Tuch. Das Aufgeben von Übelwollen (vyāpāda) ist ein wesentlicher Schritt. Die Entwicklung eines allumfassenden Geistes der Mettā wird als Teil dieses Reinigungsprozesses beschrieben, der den Geist für höhere Einsichten empfänglich macht.
- Kernpunkt: Verortet die Mettā-Praxis im Rahmen der notwendigen geistigen Läuterung für den Fortschritt auf dem Pfad.
4.3 Saṃyutta Nikāya (SN) – Die Sammlung der gruppierten Lehrreden
Klarstellung: Es gibt kein eigenes Kapitel (saṃyutta), das ausschließlich Mettā gewidmet ist. Themen sind in verschiedene Kapitel eingewoben.
SN 46.54: Mettāsahagata Sutta (Verbunden mit Liebender Güte / Connected with Loving-kindness)
- Referenz: SN 46.54, Mettāsahagata Sutta (Teil des Bojjhaṅga Saṃyutta – Kapitel über die Erwachungsfaktoren). Link: https://suttacentral.net/sn46.54/de/mettiko.
- Kontext & Relevanz: Stellt eine explizite Verbindung her zwischen der Kultivierung der Mettā-Cetovimutti (Befreiung des Geistes durch Liebende Güte) und der Entwicklung der Sieben Erwachungsfaktoren (bojjhaṅga). Beschreibt, wie die Entfaltung von Mettā zur „Schönheit“ des Geistes führt und Grundlage für Nicht-Wiederkehr oder Arahantschaft sein kann.
- Kernpunkt: Zeigt die Integration der Mettā-Praxis in die Kernfaktoren der Erleuchtung. Mettā ist eine kraftvolle Basis für befreiende Einsicht. Widerlegt die Annahme, Mettā sei nur eine vorbereitende Übung. Sie ist integraler Bestandteil des Pfades zur Befreiung, reinigt den Geist, fördert Sammlung und schafft das heilsame Umfeld für Weisheit.
4.4 Aṅguttara Nikāya (AN) – Die Sammlung der nummerierten Lehrreden
AN 11.16 (oder AN 8.1): Mettānisamsa Sutta (Die Segnungen der Liebenden Güte / Benefits of Loving-Kindness)
- Anmerkung zur Nummerierung: Kann in verschiedenen Ausgaben variieren (AN 11.15, 11.16 oder 8.1). Hier wird AN 11.16 verwendet.
- Referenz: AN 11.16 (vgl. AN 8.1), Mettānisamsa Sutta. Link: https://suttacentral.net/an11.16/de/bethge (oder https://suttacentral.net/an8.1/de/bethge).
- Kontext & Relevanz: Berühmteste Lehrrede über die Vorteile von Mettā. Nennt elf Vorteile: guter Schlaf, leichtes Aufwachen, keine schlechten Träume, beliebt bei Menschen und Wesen, Schutz durch Götter, Sicherheit vor Feuer/Gift/Waffen, schnelle Konzentration, heiterer Gesichtsausdruck, Tod ohne Verwirrung, Wiedergeburt in Brahma-Welten (falls keine höhere Verwirklichung).
- Kernpunkt: Starke Motivation für die Mettā-Praxis durch Darstellung positiver Auswirkungen. Betont die schützende und reinigende Kraft eines von Mettā durchdrungenen Geistes.
Die Kultivierung von Mettā (Mettā Bhāvanā)
Die Lehrreden beschreiben auch die Methode zur Kultivierung von Mettā, bekannt als Mettā Bhāvanā (Entfaltung der Liebenden Güte). Die Grundprinzipien sind:
- Beginn bei sich selbst: Praxis startet oft mit Mettā für sich selbst („Möge ich frei von Feindseligkeit sein…“).
- Stufenweise Ausdehnung: Von sich selbst zu respektierter Person, geliebter Person, neutraler Person, schwieriger Person.
- Universelle Ausstrahlung: Ziel ist grenzenlose Ausdehnung auf alle Wesen ohne Ausnahme. Oft durch Ausrichtung in sechs Richtungen mit Formulierungen wie „Mögen alle Wesen glücklich sein“.
- Verbindung zur Achtsamkeit: Aufrechterhaltung erfordert Achtsamkeit (sati). Im Karaṇīyamettā Sutta: „Stehend, gehend, sitzend oder liegend, solange er wach ist, sollte er diese Achtsamkeit [auf Mettā] festigen. Dies, sagt man, ist ein Göttliches Verweilen hier“.
Die Suttas liefern Inspiration und Anweisungen, um Mettā zu einer stabilen Geisteshaltung zu machen.
Zusammenfassung: Die Bedeutung von Mettā
Mettā, Liebende Güte oder Wohlwollen, ist ein zentrales Konzept im frühen Buddhismus. Es ist eine aktiv kultivierte, selbstlose Willenshaltung, die auf dem Wunsch nach dem Glück und Wohlergehen aller Wesen basiert. Als Grundlage der vier Brahmavihāra (Göttliche Verweilzustände) bildet Mettā das direkte Gegenmittel zu Hass und Übelwollen und ist von subtileren, auf Anhaftung basierenden Geisteszuständen zu unterscheiden.
Die Lehrreden des Pālikanon, insbesondere in den Sammlungen Dīgha Nikāya, Majjhima Nikāya, Saṃyutta Nikāya und Aṅguttara Nikāya, belegen eindrücklich die Bedeutung von Mettā. Sie wird nicht nur als ethische Grundlage und Mittel zur Harmonisierung von Beziehungen dargestellt, sondern auch als kraftvolle meditative Praxis, die zur Geistesreinigung, zur Entwicklung von Konzentration und zur Erlangung höherer Geisteszustände bis hin zur Befreiung führt.
Die Praxis der Mettā Bhāvanā zielt darauf ab, dieses Wohlwollen systematisch zu entfalten und universell auszudehnen. Die Kultivierung von Mettā bringt zahlreiche Vorteile mit sich, von verbessertem Wohlbefinden und Schutz in diesem Leben bis hin zu günstigen Wiedergeburten und der Unterstützung auf dem Weg zur endgültigen Befreiung vom Leiden. Es ist eine Praxis von tiefgreifender Bedeutung, die das Herz öffnet und den Geist läutert.
Interessierte Leserinnen und Leser sind ermutigt, die in diesem Bericht genannten Lehrreden auf suttacentral.net oder in anderen vertrauenswürdigen Übersetzungen selbst zu studieren, um ihr Verständnis und ihre eigene Praxis der Liebenden Güte weiter zu vertiefen und direkt von den Worten des Buddha inspiriert zu werden.
Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
- Access to Insight
- Wikipedia: Maitrī (Metta)
- Lion’s Roar: When Goodwill is Better than Love
- University of Hawaii: Buddhist Basics (PPTX)
- Wisdom Library: Metta
- BuddhaStiftung: Brahmaviharas
- HD Asian Art: Die vier Brahma Viharas
- BuddhaDust: Metta, Karuna, Mudita, Upekkha
- SuttaCentral Discourse
- Insight Timer: Die vier Brahmaviharas
- AnthroWiki: Brahmavihara
- Reddit: Summary of Universal Emotions (Brahmavihāra)
- SuttaCentral
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Karuṇā (Mitgefühl)
Erforsche Karuṇā, den Wunsch, andere mögen von ihrem Leid befreit werden. Verstehe, wie dieses „Erschauern des Herzens“ angesichts des Leids anderer sich von bloßem Mitleid unterscheidet und als gezieltes Gegenmittel zu Grausamkeit (Vihiṁsā) wirkt. Entdecke, wie die Kultivierung von Karuṇā dir hilft, Egozentrismus zu reduzieren und aktive Hilfsbereitschaft zu fördern.
Zusätzliche Informationen zum Thema
Praxis der Brahmavihārā: Eine Anleitung zur Entfaltung des Herzens
Die Brahmavihārā sind die vier unermesslichen Geisteshaltungen: Liebende Güte (Mettā), Mitgefühl (Karuṇā), Mitfreude (Muditā) und Gleichmut (Upekkhā). In diesem Abschnitt lernst du, wie du diese Qualitäten in deinem Herzen entfaltest, deine Beziehungen transformierst und eine tiefere Verbindung zu allen Lebewesen aufbaust. Schritt für Schritt führen wir dich von den Grundlagen bis zur fortgeschrittenen Praxis.