
Entdecke den Frühen Buddhismus: 100 Fragen und Antworten zu Lehre, Kanon und Praxis
Eine strukturierte Sammlung zu zentralen Begriffen und Konzepten des frühen Buddhismus, mit Verweisen auf Suttas und Zitaten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Buddha und Seine Zeit
- II. Der Pali-Kanon: Ursprung und Struktur
- III. Der Vinaya-Piṭaka: Die Ordensdisziplin
- IV. Der Sutta-Piṭaka: Die Lehrreden des Buddha
- V. Der Khuddaka-Nikāya: Die Sammlung kurzer Texte
- VI. Der Abhidhamma-Piṭaka: Die Höhere Lehre
- VII. Kernlehren des Buddhismus: Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad
- VIII. Zentrale Buddhistische Konzepte
- IX. Buddhistische Praxis: Ethik und Meditation
- X. Die Lehrmethoden des Buddha und die Überlieferung
- XI. Allgemeine Fragen und Antworten zum Buddhismus
Dieser Wissens-Fakten-Bereich dient als eine leicht lesbare, strukturierte Sammlung von Fragen und Antworten zu zentralen Begriffen und Konzepten des frühen Buddhismus, insbesondere des Theravāda-Buddhismus. Ziel ist es, dieses vielschichtige Wissen sowohl für Neueinsteiger als auch für bereits im Thema bewanderte Personen zugänglich und spannend zu gestalten. Die Links führen zu vertieften Informationen.
I. Der Buddha und Seine Zeit
1. Frage: Wer war Siddhartha Gautama und was sind die Grundzüge seines Lebens?
Antwort: Siddhartha Gautama, der historische Buddha, wurde gemäß der Überlieferung 563 v. Chr. in Lumbini im heutigen Nepal als Prinz des Shakya-Klans geboren. Er wuchs in Luxus auf, wurde aber mit 29 Jahren mit den grundlegenden Leiden des menschlichen Daseins – Alter, Krankheit und Tod – konfrontiert, was ihn tief bewegte. Dies führte zu seiner Entsagung vom weltlichen Leben und dem Beginn seiner Suche nach einem Weg zur Überwindung des Leidens. Nach Jahren intensiver asketischer Übungen und Studien bei verschiedenen Lehrern, deren Methoden er als unzureichend erkannte, fand er unter dem Bodhi-Baum in Bodhgaya die Erleuchtung. Danach begann er, seine Erkenntnisse als der „Erleuchtete“ zu lehren und tat dies bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren.
2. Frage: Welche Rolle spielt der Buddha im Buddhismus?
Antwort: Im Buddhismus wird der Buddha nicht als ein Gott verehrt, sondern als ein „Erleuchteter“ (Pali: buddha), ein Mensch, der aus eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht und somit vollkommene Weisheit und unendliches Mitgefühl erlangt hat. Er ist ein Lehrer, der den Weg zur Befreiung vom Leiden aufgezeigt hat, den andere durch eigene Anstrengung ebenfalls gehen können. Er gilt als Sammā-Sambuddha, ein vollkommen Erwachter, der fähig ist, die universellen Wahrheiten, den Dhamma, einer ganzen Welt zu verkünden.
3. Frage: Wie sah der sozio-religiöse Kontext Indiens zur Zeit Buddhas aus?
Antwort: Zur Zeit Buddhas im 6./5. Jahrhundert v. Chr. war Nordindien durch tiefgreifende gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt. Es gab sowohl Republiken als auch autokratische Königreiche. Eine aufstrebende Handelsklasse gewann an Einfluss, und Reichtum wurde zunehmend in Geld statt in Vieh gemessen. Diese Veränderungen führten auch zu sozialen Spannungen und einem Gefühl des Leidens, was eine intensive spirituelle Suche in breiten Teilen der Bevölkerung beförderte. Die vedische Kultur bildete den traditionellen Hintergrund, mit etablierten Ritualen und einer Gliederung der Gesellschaft in Kasten. Der übliche spirituelle Weg für viele war durch die vier Lebensphasen (Ashramas) vorgezeichnet: Schüler, Haushälter, Waldeinsiedler und schließlich Entsagender (Sannyasin).
4. Frage: Was kennzeichnete den Brahmanismus zur Zeit Buddhas?
Antwort: Der Brahmanismus stellte die orthodoxe spirituelle Richtung in Indien dar. Die Brahmanen, die höchste Kaste, hielten an den alten vedischen Ritualen fest und folgten den Lehren der Upanishaden als ihrer philosophischen Grundlage. Ihr spiritueller Weg sah traditionell vor, dass man zunächst ein pflichterfülltes Leben in der Gesellschaft führte und sich erst im Alter als Einsiedler in die Wälder zurückzog, um nach Befreiung zu streben.
5. Frage: Was waren die Shramana-Bewegungen und welche Bedeutung hatten sie?
Antwort: Die Shramana-Bewegungen (Pali: samaṇa) waren eine vielfältige Gruppe von asketischen Traditionen, die parallel und oft in Opposition zum etablierten Brahmanismus existierten. Die Shramanas waren Wanderasketen, die oft aus nicht-brahmanischen Kasten stammten und ein Leben der Besitzlosigkeit führten. Sie verließen die Gesellschaft meist früh, um in spirituellen Gemeinschaften (Sangha) ohne Kastenunterschiede in den Wäldern zu leben und nach Befreiung zu suchen. Charakteristisch für viele Shramana-Schulen war die Ablehnung eines höchsten Schöpfergottes und die Betonung eigener Anstrengung zur Erlangung spiritueller Ziele. Der Buddhismus selbst entstand als eine dieser Shramana-Schulen. Die gesellschaftlichen Umbrüche und das damit verbundene Leid könnten als ein Katalysator für die Popularität dieser Bewegungen gewirkt haben, da sie alternative Lebensentwürfe und Heilswege jenseits der etablierten brahmanischen Ordnung anboten.
6. Frage: Welche Lehren vertrat Pūraṇa Kassapa?
Antwort: Pūraṇa Kassapa war einer der sechs bekannten nicht-buddhistischen Lehrer zur Zeit Buddhas. Er vertrat die Lehre der Nicht-Handlung (akiriyavāda), die besagt, dass Handlungen keine moralischen Konsequenzen haben – weder gute noch schlechte Taten würden Verdienst oder Schuld nach sich ziehen. Er soll auch Allwissenheit für sich beansprucht haben. Seine Lehre verneinte somit das Prinzip von Ursache und Wirkung im ethischen Bereich.
7. Frage: Was waren die Kernlehren von Makkhali Gosāla und der Ājīvika-Schule?
Antwort: Makkhali Gosāla war der Begründer der Ājīvika-Schule und ein weiterer bedeutender Zeitgenosse Buddhas. Seine Lehre war geprägt von einem strikten Fatalismus oder Determinismus (niyativāda). Er vertrat die Ansicht, dass es keine Ursache für die Verderbtheit oder Reinheit der Wesen gäbe und dass alles vorherbestimmt sei. Weder eigene Anstrengung noch menschliche Kraft könnten den Lauf der Dinge ändern; Freude und Leid seien genau vorherbestimmt, und alle Wesen müssten eine festgelegte Anzahl von Wiedergeburten durchlaufen, bevor sie automatisch vom Leiden befreit würden. Obwohl er den freien Willen leugnete, glaubte er an die Existenz einer Seele (ātman).
8. Frage: Welche philosophische Position nahm Ajita Kesakambalin ein?
Antwort: Ajita Kesakambalin war ein Vertreter des Materialismus (ucchedavāda oder lokāyata). Er leugnete die Existenz eines Lebens nach dem Tod, die Wirksamkeit von Karma und die Wiedergeburt. Für ihn bestand der Mensch nur aus den vier Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Wind), die sich beim Tod wieder auflösen. Es gäbe weder Verdienst durch gute Taten noch Schuld durch schlechte. Das Ziel des Lebens sei nach seiner Lehre die Maximierung von Sinnesfreuden, da mit dem Tod alles ausgelöscht sei.
9. Frage: Was lehrte Pakudha Kaccāyana?
Antwort: Pakudha Kaccāyana vertrat eine Form des Eternalismus und Atomismus (sassatavāda). Nach seiner Lehre besteht die Welt aus sieben ewigen und unveränderlichen Elementen oder Substanzen: Erde, Wasser, Feuer, Wind, Freude, Schmerz und Seele (jīva). Diese Elemente seien nicht erschaffen, könnten nicht erschaffen werden und interagierten nicht miteinander. Alle Handlungen, selbst das Töten, seien lediglich eine Neuordnung oder ein Durchdringen dieser Substanzen, ohne dass dabei wirklich etwas Neues entstünde oder verginge.
10. Frage: Was kennzeichnete die Lehre von Sañjaya Belaṭṭhiputta?
Antwort: Sañjaya Belaṭṭhiputta war ein Vertreter des Agnostizismus oder Skeptizismus, bekannt als amarāvikkhepavāda („Lehre der Endlosen Ausflüchte“ oder „Aal-Schlüpfrigkeit“). Er vermied es, definitive Aussagen zu metaphysischen Fragen zu machen, wie etwa ob es eine andere Welt nach dem Tod gibt, ob Wesen spontan wiedergeboren werden oder ob ein Vollendeter nach dem Tod existiert oder nicht. Er argumentierte, dass es unmöglich sei, durch philosophische Spekulation oder Logik zu endgültigem Wissen zu gelangen, und zog es vor, kein Urteil zu fällen. Interessanterweise waren die späteren Hauptschüler Buddhas, Sāriputta und Mahā-Moggallāna, ursprünglich Anhänger Sañjayas, bevor sie zur Lehre des Buddha wechselten.
11. Frage: Welche Lehren sind mit Nigaṇṭha Nāṭaputta (Mahavira) und dem Jainismus verbunden?
Antwort: Nigaṇṭha Nāṭaputta ist der Name, unter dem Mahavira, der Begründer oder Reformer des Jainismus, im Pali-Kanon erscheint. Der Jainismus, eine weitere bedeutende Shramana-Tradition, legte großen Wert auf strenge ethische Regeln, extreme Askese und das Prinzip der Gewaltlosigkeit (ahiṃsā) gegenüber allen Lebewesen. Jainas glauben an die Existenz einer Seele (jīva), an Karma und Wiedergeburt und lehren, dass Befreiung durch die Reinigung der Seele von karmischen Partikeln erreicht wird, was durch strenge Selbstdisziplin und die Einhaltung der „vierfachen Zurückhaltung“ (Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, sexuelle Enthaltsamkeit/Besitzlosigkeit) möglich ist.
12. Frage: Inwiefern positionierte sich Buddhas Lehre gegenüber diesen zeitgenössischen Schulen?
Antwort: Die Entstehung des Buddhismus war nicht nur eine individuelle Erleuchtung, sondern auch eine direkte Antwort auf und Auseinandersetzung mit einem breiten Spektrum an philosophischen und religiösen Strömungen seiner Zeit. Buddhas Lehre positionierte sich oft als ein „mittlerer Weg“ (majjhimā paṭipadā) zwischen den Extremen dieser Schulen. Beispielsweise lehnte er sowohl den Eternalismus (die Annahme einer ewigen, unveränderlichen Seele, wie sie teilweise im Brahmanismus und bei Pakudha Kaccāyana zu finden ist) als auch den Annihilationismus oder Materialismus (die vollständige Auslöschung nach dem Tod ohne karmische Konsequenzen, wie von Ajita Kesakambalin gelehrt) ab. Stattdessen lehrte er das bedingte Entstehen (paṭiccasamuppāda), das die Kontinuität des Daseins durch karmische Ursachen erklärt, ohne ein ewiges Selbst anzunehmen. Gegenüber dem extremen Fatalismus Makkhali Gosālas betonte Buddha die Bedeutung der eigenen Anstrengung und des freien Willens für die ethische Gestaltung des Lebens und die Erreichung der Befreiung. Auch die extreme Askese einiger Shramana-Gruppen (wie im Jainismus) lehnte er ebenso ab wie den Hedonismus der Materialisten und wies stattdessen den Edlen Achtfachen Pfad als einen Weg der vernünftigen Mitte. Die Tatsache, dass herausragende Denker wie Sāriputta und Moggallāna von anderen Lehrern zu Buddha wechselten , deutet darauf hin, dass seine Lehre überzeugende Antworten auf die drängenden spirituellen Fragen der Zeit bot, die in den anderen Systemen nicht in dieser Weise zu finden waren. Das Verständnis dieser zeitgenössischen Lehren ist daher entscheidend, um die Nuancen und die Originalität von Buddhas eigenen philosophischen Positionen zu erfassen.
II. Der Pali-Kanon: Ursprung und Struktur
13. Frage: Was ist der Pali-Kanon?
Antwort: Der Pali-Kanon ist die Standard-Sammlung der heiligen Schriften in der Theravada-buddhistischen Tradition. Er gilt als die älteste zusammenhängend überlieferte Sammlung von Lehrreden des Buddha Siddhartha Gautama und seiner Hauptschüler. Der Name „Pali-Kanon“ dient zur Unterscheidung von anderen buddhistischen Kanons, die beispielsweise in Sanskrit oder Chinesisch verfasst wurden. Obwohl er traditionell als Buddhavacana, das „Wort des Buddha“, bezeichnet wird, enthält er auch Lehren und Erläuterungen von dessen Schülern.
14. Frage: In welcher Sprache ist der Pali-Kanon verfasst?
Antwort: Der Pali-Kanon ist in Pali verfasst, einer mittelindischen Prakrit-Sprache. Pali war wahrscheinlich keine gesprochene Alltagssprache im Sinne eines Dialekts einer bestimmten Region, sondern eher eine Lingua franca oder eine literarische Sprache, die für die Aufzeichnung religiöser Texte verwendet wurde. Obwohl die Theravada-Tradition Pali oft mit Magadhi, der Sprache des Königreichs Magadha, die Buddha gesprochen haben soll, gleichsetzt, deuten linguistische Forschungen darauf hin, dass Pali enger mit westindischen Prakrits verwandt ist. Es wird vermutet, dass die Lehren Buddhas ursprünglich in einer ostindischen Sprache aufgezeichnet und später, möglicherweise vor der Ashoka-Zeit, in die westindische Vorläufersprache des Pali transponiert wurden.
15. Frage: Wie wurde der Pali-Kanon ursprünglich überliefert?
Antwort: Vor seiner schriftlichen Niederlegung wurde der Pali-Kanon über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten, vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr., ausschließlich mündlich überliefert. Diese mündliche Tradierung wurde durch regelmäßige gemeinschaftliche Rezitationen gesichert, bei denen Mönche die Texte gemeinsam aufsagen und so deren genaue Weitergabe gewährleisteten. Zur Lebenszeit Buddhas war es in Indien unüblich, religiöse Texte schriftlich niederzulegen; das Auswendiglernen und Wiederholen war die gängige Methode.
16. Frage: Welche Rolle spielten die buddhistischen Konzilien bei der Entstehung des Kanons?
Antwort: Buddhistische Konzilien dienten der Beratung, Abklärung und Sicherung der authentischen Lehren Buddhas sowie ihrer wortgetreuen Weitergabe und Fassung in kanonischer Form. Das Erste Konzil, das der Überlieferung nach kurz nach Buddhas Tod in Rajagriha stattfand, war entscheidend für die erste Zusammenstellung der Lehren. Hier sollen der Korb der Lehrreden (Suttapitaka), rezitiert von Ananda, und der Korb der Ordensregeln (Vinayapitaka), rezitiert von Upāli, festgelegt worden sein. Dies legte den Grundstein für den späteren Kanon. Das Zweite Konzil in Vaishali, etwa 110 Jahre später, befasste sich mit Kontroversen um die Ordensdisziplin. Diese führten zur Spaltung der Sangha in die Mahāsanghikas und die Sthaviras (Vorläufer des Theravada), was als ein früher Schritt in Richtung der späteren Mahayana-Bewegung gesehen wird.6 Das Dritte Konzil in Pataliputra, unter der Schirmherrschaft von König Ashoka (ca. 250 v. Chr.), hatte zum Ziel, die Sangha von abweichenden Ansichten zu „säubern“ und die Lehre zu konsolidieren. Auf diesem Konzil sollen letzte Ergänzungen zum Kanon vorgenommen worden sein, insbesondere die Aufnahme des Abhidhammapitaka bzw. die Festlegung des Kathāvatthu aus dem Abhidhamma.
17. Frage: Wann und wo wurde der Pali-Kanon erstmals schriftlich niedergelegt?
Antwort: Der Pali-Kanon wurde erstmals in Sri Lanka im Alu Viharaya Tempel in Matale schriftlich niedergelegt. Dies geschah während der Regentschaft von König Vaṭṭagāmaṇī Abhaya, nicht früher als zwischen 29 und 17 v. Chr.. Zuvor waren die Texte auf Palmblättern oder dünnen Holzstücken geschrieben und in Körben aufbewahrt worden, was zur Bezeichnung Tipiṭaka („Drei Körbe“) führte.
18. Frage: Wie wurde der Kanon nach seiner Niederschrift weiter tradiert und verbreitet?
Antwort: Auch nach der ersten schriftlichen Fixierung blieb die handschriftliche Überlieferung auf Palmblättern in den Theravada-Ländern wie Ceylon (Sri Lanka), Burma (Myanmar), Thailand, Kambodscha und Laos die Norm. Diese Manuskripte mussten immer wieder sorgfältig abgeschrieben werden, um ihre Erhaltung zu sichern. Spätere Konzile, wie das fünfte Konzil 1871 in Mandalay (Burma), bei dem der Kanon auf 729 Marmortafeln eingemeißelt wurde, und das sechste Konzil 1954–56 in Rangun (Burma), dienten der Textbereinigung und Festlegung einer autoritativen Version. Gedruckt wurde der Pali-Kanon erstmals im späten 19. Jahrhundert, angeregt durch das Interesse europäischer Forscher.
19. Frage: Ist der Pali-Kanon ein statisches, vom Buddha diktiertes Werk?
Antwort: Nein, der Pali-Kanon ist kein monolithisches, direkt vom Buddha diktiertes Werk. Er ist vielmehr das Ergebnis eines jahrhundertelangen Prozesses der Sammlung, mündlichen Überlieferung, redaktionellen Bearbeitung auf Konzilien und schließlich der schriftlichen Fixierung. Dieser Prozess schloss auch spätere Ergänzungen und Interpretationen durch die Schülerschaft mit ein. Beispielsweise wird der Abhidhammapitaka als eine spätere Hinzufügung betrachtet, und selbst innerhalb des Suttapitaka und Vinayapitaka erkennen Gelehrte verschiedene Textschichten, die auf eine allmähliche Entwicklung hindeuten. Die traditionelle Bezeichnung als „Wort des Buddha“ drückt den Glauben an die Authentizität des Kerns der Lehren aus, schließt aber eine historische Entwicklung nicht aus.
20. Frage: Welche Bedeutung hatte die materielle Form der Überlieferung (z.B. Palmblätter) für den Kanon?
Antwort: Die materielle Form der Überlieferung, primär auf Palmblattmanuskripten, hatte erhebliche Auswirkungen. Palmblätter sind in tropischen Klimazonen anfällig für Verfall und Zerstörung durch Insekten oder Feuchtigkeit. Dies machte das wiederholte und sorgfältige Abschreiben der Texte notwendig, um ihre Erhaltung über Jahrhunderte zu gewährleisten. Dieser manuelle Kopiervorgang barg jedoch auch die Gefahr von Schreibfehlern oder dem Einfließen lokaler Varianten. Die physische Begrenztheit der Palmblätter (schmale Streifen) könnte auch die Struktur und Länge einiger Texte beeinflusst haben. Erst die Erfindung des Buchdrucks und die Drucklegung des Kanons ab dem späten 19. Jahrhundert ermöglichten eine breitere Standardisierung und Verbreitung der Texte und reduzierten die Risiken der manuellen Überlieferung.
21. Frage: Ist der Pali-Kanon der einzig wahre buddhistische Kanon?
Antwort: Die Behauptung, der Pali-Kanon sei der ursprüngliche oder einzig richtige buddhistische Kanon, ist ein Irrtum, der teilweise auf frühe europäische Indologen zurückgeht. Es gab und gibt auch andere buddhistische Kanons, die in anderen Sprachen wie Sanskrit (z.B. der Sarvāstivāda-Schule) oder Chinesisch und Tibetisch (die umfangreiche Sammlungen von Mahayana-Sutras und anderen Texten enthalten) überliefert sind. Viele dieser nicht-palischen Kanons sind jedoch nur fragmentarisch oder in Übersetzungen erhalten, während der Pali-Kanon der Theravada-Schule der einzige ist, der vollständig in einer mittelindischen Sprache überliefert wurde. Dies unterstreicht seine immense historische Bedeutung für das Verständnis des frühen Buddhismus, relativiert aber seine Exklusivität im Gesamtpanorama der buddhistischen Literaturen.
22. Frage: Was bedeutet Tipiṭaka und wie ist der Pali-Kanon aufgebaut?
Antwort: Tipiṭaka (Pali) oder Tripiṭaka (Sanskrit) bedeutet wörtlich „Drei Körbe“. Dieser Name bezieht sich auf die traditionelle Aufbewahrung der Palmblattmanuskripte in drei verschiedenen Körben und symbolisiert die dreifache Gliederung des Pali-Kanons. Diese drei Hauptteile oder „Körbe“ sind: Vinaya Piṭaka: Der Korb der Ordensdisziplin. Sutta Piṭaka: Der Korb der Lehrreden. Abhidhamma Piṭaka: Der Korb der Höheren Lehre oder Philosophie. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über diese Struktur: Übersicht über den Pali-Kanon (Tipiṭaka) Diese dreiteilige Struktur ist fundamental für das Verständnis des Pali-Kanons und spiegelt die verschiedenen Aspekte der buddhistischen Lehre und Praxis wider: Disziplin, Lehre und tiefere Analyse.
III. Der Vinaya-Piṭaka: Die Ordensdisziplin
23. Frage: Was ist der Vinaya-Piṭaka und welchen Zweck erfüllt er?
Antwort: Der Vinaya-Piṭaka, wörtlich der „Korb der Disziplin“, ist der erste der drei Hauptteile des Pali-Kanons. Er bildet die Grundlage für das buddhistische Mönchtum und enthält die detaillierten Ordensregeln für Mönche (bhikkhu) und Nonnen (bhikkhunī). Sein Zweck ist es, einen Rahmen für den Tagesablauf und das Verhalten der Ordinierten zu schaffen, der ein harmonisches Zusammenleben sowohl innerhalb der Klostergemeinschaft (Saṅgha) als auch zwischen dem Orden und der Laiengemeinschaft gewährleistet. Der Vinaya soll die Bedingungen für eine erfolgreiche spirituelle Praxis schaffen, indem er Ablenkungen reduziert und ethisches Verhalten fördert.
24. Frage: Was ist das Suttavibhaṅga?
Antwort: Das Suttavibhaṅga ist der Kern des Vinaya-Piṭaka und stellt das eigentliche monastische Regelwerk dar. Es enthält die detaillierten Regeln für Mönche und Nonnen sowie die jeweiligen Entstehungsgeschichten dieser Regeln, die oft auf spezifische Vorfälle in der frühen Ordensgemeinschaft zurückgehen. Es ist unterteilt in das Mahā Vibhaṅga, das die Regeln für die Mönche behandelt, und das Bhikkhunī Vibhaṅga, das die Regeln für die Nonnen darlegt. Innerhalb dieser Abschnitte werden Vergehen nach ihrer Schwere kategorisiert, wie z.B. Pārājika (Vergehen, die zum Ausschluss aus dem Orden führen) und Pācittiya (Vergehen, die eine Sühne erfordern).
25. Frage: Was ist das Pātimokkha und in welcher Beziehung steht es zum Suttavibhaṅga?
Antwort: Das Pātimokkha ist ein Extrakt der grundlegenden Ordensregeln aus dem Suttavibhaṅga und dient als eine Art „Beichtformular“ oder Kodex, der von den Mönchen und Nonnen regelmäßig (alle zwei Wochen am Uposatha-Tag) in Gemeinschaft rezitiert wird. Obwohl es aus dem Suttavibhaṅga abgeleitet ist, wird das Pātimokkha selbst oft als ein separater Text betrachtet und ist formal kein direkter Bestandteil des Vinaya-Piṭaka im Sinne eines der fünf Bücher, sondern vielmehr dessen Essenz für die rituelle Praxis.
26. Frage: Was sind die Khandhakas und welche Informationen enthalten sie?
Antwort: Die Khandhakas, wörtlich „Gruppen“ oder „Abschnitte“, sind ein weiterer Hauptteil des Vinaya-Piṭaka, der die Ordensregeln thematisch geordnet darlegt. Sie enthalten neben den Regeln auch viele narrative Elemente und gelten als wichtige historische Quelle für Informationen über die Entstehung und Entwicklung des buddhistischen Mönchs- und Nonnenordens sowie über die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse in Indien. Die Khandhakas sind unterteilt in: Mahāvagga („Große Gruppe“): Dieser Teil besteht aus zehn Abschnitten und behandelt Themen wie die Erleuchtung Buddhas, die Bekehrung der ersten Schüler, die Gründung des Mönchsordens, die Ordinationsprozeduren und den Erlass vieler grundlegender Vorschriften. Cullavagga („Kleine Gruppe“): Dieser Teil umfasst zwölf Abschnitte, von denen die ersten zehn als ursprünglicher Kern gelten. Er behandelt verschiedene Kategorien von Vergehen, organisatorische Angelegenheiten des Klosterlebens, Fragen zur Unterkunft, die erste Spaltung des Ordens (durch Devadatta), die Pflichten der Ordinierten, die Gründung des Nonnenordens und Berichte über die ersten beiden buddhistischen Konzile.
27. Frage: Was ist der Parivāra?
Antwort: Der Parivāra, wörtlich „Begleitung“ oder „Gefolge“, ist der letzte und jüngste Teil des Vinaya-Piṭaka. Er dient als eine Art Anhang oder Zusammenfassung und analysiert die Regeln des Vinaya aus verschiedenen Blickwinkeln, oft in Form von Fragen und Antworten oder Listen, die an den Stil des Abhidhamma-Piṭaka erinnern. Er listet Begriffe aus dem Regelwerk nach verschiedenen Schemata auf und enthält teilweise achtsilbige Verse.
28. Frage: Welche Bedeutung wird dem Vinaya für die Erhaltung der Lehre Buddhas beigemessen?
Antwort: Dem Vinaya wird eine fundamentale Bedeutung für die Erhaltung der Lehre Buddhas (Dhamma) beigemessen. Ein bekanntes Zitat aus dem Mahāvagga 68 besagt: „Und würde auch die Lehre selber und gleicherweise der Abhidhamma vergessen werden – solange der Vinaya nicht verloren geht, bleibt die Lehre bestehen.“ Dies unterstreicht die Ansicht, dass die disziplinarische Struktur und die ethischen Richtlinien des Ordens die notwendige Grundlage für die Praxis, das Studium und die Weitergabe des Dhamma bilden. Der Buddha selbst bezeichnete die von ihm gegründete Religion als Dhamma-vinaya – „die Lehre und Disziplin“, was die untrennbare Verbindung dieser beiden Aspekte hervorhebt.
29. Frage: Wie hat sich der Vinaya entwickelt? War er von Anfang an eine statische Gesetzessammlung?
Antwort: Der Vinaya ist nicht als eine von Anfang an feststehende, statische Gesetzessammlung entstanden. Vielmehr entwickelte er sich dynamisch aus konkreten Situationen, Vorfällen und Bedürfnissen innerhalb der frühen buddhistischen Ordensgemeinschaft. Das Suttavibhaṅga enthält explizit die „Ursprungsgeschichten“ (nidāna) vieler Regeln, die erläutern, welcher spezifische Anlass zur Formulierung einer bestimmten Regel führte. Dieser entstehungsgeschichtliche Aspekt zeigt einen pragmatischen Ansatz zur Regelsetzung, der auf Erfahrung und der Notwendigkeit basierte, das harmonische Zusammenleben und die spirituelle Integrität der Saṅgha zu wahren. Die Regeln wurden also oft reaktiv auf bestimmte Verhaltensweisen oder Probleme hin erlassen und im Laufe der Zeit ergänzt oder präzisiert.
30. Frage: Gibt es Unterschiede in den Vinaya-Regeln verschiedener buddhistischer Traditionen?
Antwort: Ja, es gibt Unterschiede in den Vinaya-Regelwerken und der Anzahl der Regeln in verschiedenen buddhistischen Traditionen, auch wenn der Kern oft ähnlich bleibt. Die Theravada-Tradition beispielsweise zählt 227 Regeln für Mönche (bhikkhu) und 311 für Nonnen (bhikkhunī).27 In der sino-japanischen Tradition, die oft auf dem Dharmaguptaka-Vinaya basiert, gelten etwa 250 Regeln für Mönche und 348 für Nonnen. Die tibeto-mongolische Tradition folgt dem Mūlasarvāstivāda-Vinaya mit 253 Regeln für Mönche und 364 für Nonnen. Diese Unterschiede deuten auf eine gewisse Anpassungsfähigkeit und regionale Entwicklung des Vinaya im Laufe der Jahrhunderte hin, bedingt durch unterschiedliche Interpretationen, kulturelle Kontexte oder spätere Ergänzungen in den jeweiligen Übertragungslinien.
IV. Der Sutta-Piṭaka: Die Lehrreden des Buddha
31. Frage: Was ist der Sutta-Piṭaka und was bedeutet „Sutta“?
Antwort: Der Sutta-Piṭaka, wörtlich der „Korb der Lehrreden“, ist der zweite der drei Hauptteile des Pali-Kanon. Er enthält die Diskurse oder Lehrreden (suttas), die dem Buddha selbst oder einigen seiner erleuchteten Hauptschüler zugeschrieben werden. Das Wort sutta (Sanskrit: sūtra) bedeutet wörtlich „Faden“, was möglicherweise auf die Art und Weise hinweist, wie die Lehren aneinandergereiht oder als verbindende Richtschnur für die Praxis verstanden wurden. Der Sutta-Piṭaka umfasst eine immense Bandbreite an Lehren, ethischen Richtlinien, meditativen Anleitungen und philosophischen Konzepten und gilt als die primäre Quelle für das Verständnis der ursprünglichen Lehren des Buddha. Es sind über 10.000 Suttas in dieser Sammlung enthalten.
32. Frage: Wie ist der Sutta-Piṭaka unterteilt?
Antwort: Der Sutta-Piṭaka ist in fünf Hauptsammlungen unterteilt, die als Nikāyas bezeichnet werden: Dīgha Nikāya (DN): Die Sammlung der „Längeren Lehrreden“. Majjhima Nikāya (MN): Die Sammlung der „Mittleren Lehrreden“. Saṃyutta Nikāya (SN): Die Sammlung der „Gruppierten“ oder „Verbundenen Lehrreden“. Aṅguttara Nikāya (AN): Die Sammlung der „Angereihten“ oder „Numerischen Lehrreden“. Khuddaka Nikāya (KN): Die Sammlung der „Kürzeren Texte“ oder „Kleineren Sammlung“. Diese Gliederung scheint einer bewussten pädagogischen Strategie zu folgen, die Lehren für unterschiedliche Lerntypen und Erinnerungsbedürfnisse zugänglich zu machen, was in einer primär mündlichen Überlieferungskultur von großer Bedeutung war.
33. Frage: Was charakterisiert den Dīgha Nikāya (DN)?
Antwort: Der Dīgha Nikāya (DN) oder die „Sammlung der Längeren Lehrreden“ enthält 34 Suttas, die sich durch ihre beträchtliche Länge auszeichnen. Diese langen Diskurse behandeln eine Vielzahl von Themen in ausführlicher Weise. Zu den bekanntesten Suttas des DN gehören das Mahāsatipaṭṭhāna Sutta (Die Große Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit), das Mahānidāna Sutta (Die Große Lehrrede über die Ursachen, die das bedingte Entstehen erläutert), das Brahmajāla Sutta (Die Lehrrede vom Allumfassenden Netz der Ansichten, das verschiedene philosophische Spekulationen behandelt) und das Mahāparinibbāna Sutta (Die Große Lehrrede vom endgültigen Verlöschen des Buddha, die seine letzten Tage, Unterweisungen und sein Eingehen ins Parinirvana beschreibt).
34. Frage: Worum geht es im Majjhima Nikāya (MN)?
Antwort: Der Majjhima Nikāya (MN) oder die „Sammlung der Mittleren Lehrreden“ umfasst 152 Suttas von mittlerer Länge. Diese Sammlung gilt als besonders reich an detaillierten Darlegungen der Kernlehren des Buddhismus und wird von vielen Gelehrten als eine der zuverlässigsten Quellen für die ursprünglichen Lehren des historischen Buddha angesehen. Der MN enthält eine große Vielfalt an Themen und Dialogen Buddhas mit Mönchen, Nonnen, Laienanhängern und Vertretern anderer philosophischer Schulen. Wichtige Suttas sind beispielsweise das Mälunkyaputta Sutta (MN 63, über metaphysische Fragen und das Gleichnis vom vergifteten Pfeil), das Alagaddūpama Sutta (MN 22, mit dem Gleichnis vom Floß) und das Kakacūpama Sutta (MN 21, das Gleichnis von der Säge über radikale Gewaltlosigkeit).
35. Frage: Was ist das Besondere am Saṃyutta Nikāya (SN)?
Antwort: Der Saṃyutta Nikāya (SN) oder die „Sammlung der Gruppierten Lehrreden“ enthält Tausende von kürzeren Suttas, die thematisch in 56 Gruppen (saṃyuttas) geordnet sind. Das Besondere an dieser Sammlung ist, dass sie verwandte Diskurse zu spezifischen Themen oder Personen zusammenfasst. So gibt es beispielsweise Saṃyuttas, die sich mit den fünf Aggregaten, dem bedingten Entstehen, dem Edlen Achtfachen Pfad, verschiedenen Gottheiten (devatā) oder wichtigen Schülern Buddhas befassen. Diese thematische Gliederung ermöglicht ein vertieftes Studium spezifischer Lehraspekte. Das Devata Samyutta enthält beispielsweise Ermahnungen zum Geben.
36. Frage: Wie sind die Lehrreden im Aṅguttara Nikāya (AN) organisiert?
Antwort: Der Aṅguttara Nikāya (AN) oder die „Sammlung der Angereihten Lehrreden“ organisiert seine Tausenden von Suttas nach einem numerischen Prinzip. Die Suttas sind in elf Abschnitte (nipātas) unterteilt, wobei jeder Abschnitt Lehrreden enthält, die sich auf eine bestimmte Anzahl von Lehrpunkten beziehen – beginnend mit Lehrreden über einen einzelnen Punkt (Einer-Nipāta) bis hin zu Lehrreden über elf Punkte (Elfer-Nipāta). Diese numerische Anordnung diente wahrscheinlich als mnemotechnische Hilfe für das Auswendiglernen und die Weitergabe der Lehren. Ein bekanntes Sutta aus dem AN ist das Kalama Sutta (AN 3.65), das zum kritischen Denken auffordert.
37. Frage: Welche Art von Texten findet man im Khuddaka Nikāya (KN)?
Antwort: Der Khuddaka Nikāya (KN), die „Sammlung der Kürzeren Texte“, ist die fünfte und heterogenste Sammlung des Sutta-Piṭaka. Sie wird im nächsten Hauptabschnitt detailliert behandelt.
38. Frage: Sind die Suttas nur philosophische Abhandlungen?
Antwort: Nein, die Suttas sind nicht nur rein philosophische oder dogmatische Abhandlungen. Viele von ihnen sind in narrativer oder dialogischer Form verfasst und betten die Lehren in konkrete Lebenssituationen und Interaktionen Buddhas (oder seiner Schüler) mit verschiedensten Menschen ein – darunter Könige, Bauern, Asketen anderer Schulen, Gottheiten und gewöhnliche Laienanhänger. Diese Darstellungsweise macht die Lehren lebendig, praktisch anwendbar und zeigt ihre Relevanz für unterschiedliche Lebenskontexte. Sie offenbaren oft auch die Persönlichkeit Buddhas – seine Sanftmut, sein Mitgefühl, seine Geduld und seine pädagogische Weisheit.
39. Frage: Welche Bedeutung haben die Suttas für das Verständnis des frühen Buddhismus?
Antwort: Die Suttas des Pali-Kanons gelten allgemein als die früheste und authentischste Aufzeichnung der Lehren des historischen Buddha Siddhartha Gautama. Sie sind daher von unschätzbarem Wert für das Verständnis des frühen Buddhismus, seiner Kernprinzipien, ethischen Richtlinien und meditativen Praktiken, bevor sich spätere scholastische Ausarbeitungen (wie im Abhidhamma-Piṭaka) oder schulenspezifische Interpretationen und Erweiterungen (wie im Mahayana-Buddhismus) entwickelten. Ihre Betonung von persönlicher Erfahrung, Achtsamkeit und dem Weg zur Befreiung durch eigene Anstrengung bildet einen Kernaspekt, der den Buddhismus von vielen anderen zeitgenössischen indischen Traditionen unterschied.
V. Der Khuddaka-Nikāya: Die Sammlung kurzer Texte
40. Frage: Was ist der Khuddaka-Nikāya und was zeichnet ihn aus?
Antwort: Der Khuddaka-Nikāya (KN), wörtlich die „Sammlung der Kürzeren Texte“ oder die „Kleinere Sammlung“, ist die fünfte und letzte der fünf Hauptsammlungen (Nikāyas) des Sutta-Piṭaka im Pali-Kanon. Ihn zeichnet eine außerordentliche Vielfalt an literarischen Formen und Inhalten aus. Er ist eine Mischung aus Aphorismen, Liedern, Gedichten, Lehrreden, erbaulichen Geschichten, Märchen und Fabeln, die in traditionell 15 unabhängigen Büchern zusammengetragen wurden (die burmesische Tradition zählt 18 Bücher, indem sie drei weitere Texte einschließt). Diese Sammlung ergänzt die oft systematischeren und längeren Lehrreden der anderen vier Nikāyas und spielte eine wichtige Rolle bei der Bewahrung mündlicher Traditionen und der Zugänglichmachung buddhistischer Lehren für Laienanhänger.
41. Frage: Welche sind die bekanntesten Bücher des Khuddaka-Nikāya?
Antwort: Zu den bekanntesten und bedeutendsten Büchern des Khuddaka-Nikāya gehören: Khuddakapāṭha (Kurze Lesestücke) Dhammapada (Worte der Lehre/Wahrheit) Udāna (Inspirierte Aussprüche) Itivuttaka („So-wurde-gesagt“-Diskurse) Suttanipāta (Sammlung von Lehrreden in Versen und Prosa) Vimānavatthu (Geschichten über himmlische Wohnstätten) Petavatthu (Geschichten über unglückliche Geister) Theragāthā (Verse der älteren Mönche) Therīgāthā (Verse der älteren Nonnen) Jātaka (Geschichten früherer Leben Buddhas)
42. Frage: Was ist das Khuddakapāṭha?
Antwort: Das Khuddakapāṭha, wörtlich „Kurze Lesestücke“ oder „Kleine Texte“, ist das erste Buch des Khuddaka-Nikāya. Es enthält eine Sammlung von neun kurzen, aber grundlegenden Texten, die oft von Novizen und Laien rezitiert und studiert werden. Dazu gehören die Formel der Dreifachen Zuflucht (zu Buddha, Dhamma, Sangha), die Zehn Tugendregeln für Novizen, eine Betrachtung über die 32 Teile des Körpers (zur Förderung der Nicht-Anhaftung), die zehn Fragen eines Novizen sowie einige wichtige kurze Suttas wie das Maṅgala Sutta (über wahres Glück und Segen), das Ratana Sutta (über die Qualitäten der Drei Juwelen) und das Mettā Sutta (Karaṇīya Mettā Sutta, über die Praxis der liebenden Güte).
43. Frage: Welche Bedeutung hat das Dhammapada?
Antwort: Das Dhammapada, oft übersetzt als „Worte der Lehre“, „Verse der Wahrheit“ oder „Pfad des Dhamma“, ist eines der bekanntesten, am häufigsten übersetzten und beliebtesten Bücher des gesamten Pali-Kanons. Es besteht aus 423 prägnanten Versen, die in 26 thematische Kapitel unterteilt sind und eine breite Palette ethischer und spiritueller Lehren des Buddhismus abdecken. Das Dhammapada gilt als eine Quintessenz der buddhistischen Weisheit, die sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Praktizierende zugänglich und inspirierend ist. Es betont Tugenden wie Achtsamkeit, Weisheit, Selbstbeherrschung und Mitgefühl und warnt vor den Gefahren von Gier, Hass und Verblendung. Ein Beispielvers ist: „Jine kadariyaṃ dānena“ – „Überwinde den Geiz durch Geben“ (Dhp 223).
44. Frage: Worum handelt es sich beim Udāna und Itivuttaka?
Antwort: Das Udāna, wörtlich „Inspirierte Aussprüche“ oder „Ausrufe“, ist eine Sammlung von 80 feierlichen Versen, die der Buddha bei besonderen Gelegenheiten spontan geäußert haben soll, oft als Reaktion auf bestimmte Ereignisse oder Einsichten. Jede dieser Äußerungen wird von einer kurzen Prosaerzählung begleitet, die den Kontext erläutert. Das Udāna enthält beispielsweise das berühmte Gleichnis von den Blinden und dem Elefanten (Ud 6.4). Das Itivuttaka, was „So wurde gesagt“ bedeutet, ist eine Sammlung von 112 kurzen Lehrreden. Jede dieser Lehrreden beginnt mit der Formel „Vuttaṃ hetaṃ Bhagavatā, vuttam-arahatā ti me sutaṃ“ – „So wurde es vom Erhabenen gesagt, so wurde es vom Arahat gesagt, so habe ich gehört.“ Die Suttas sind thematisch in vier Nipātas (Abschnitte) unterteilt, je nachdem, ob sie einen, zwei, drei oder vier Lehrpunkte behandeln. Sie enthalten prägnante ethische und spirituelle Unterweisungen.
45. Frage: Was ist das Suttanipāta?
Antwort: Das Suttanipāta, oft übersetzt als „Sammlung von Lehrreden“ oder „Bruchstücke von Suttas“, ist eine der ältesten und ehrwürdigsten Sammlungen innerhalb des Pali-Kanons. Es besteht aus 71 Suttas, die in fünf Kapitel (Vaggas) unterteilt sind und sowohl Verse als auch Prosa enthalten. Viele Texte des Suttanipāta gelten als sehr alt und spiegeln möglicherweise eine frühe Phase der buddhistischen Lehre wider. Sie behandeln eine Vielzahl von Themen, darunter ethisches Verhalten, die Natur der Erleuchtung, Kritik an brahmanischen Ritualen und Anleitungen für das Leben von Mönchen und Laien, oft in einer sehr direkten und poetischen Sprache.
46. Frage: Was sind Vimānavatthu und Petavatthu?
Antwort: Das Vimānavatthu („Geschichten über himmlische Wohnstätten“ oder „Götterpalastgeschichten“) und das Petavatthu („Geschichten über unglückliche Geister“ oder „Gespenstergeschichten“) sind zwei Sammlungen, die das Prinzip von Karma und Wiedergeburt durch Erzählungen illustrieren. Das Vimānavatthu enthält 85 (oder 83) Geschichten in Versform, die beschreiben, wie bestimmte Individuen aufgrund ihrer guten Taten in früheren Leben in himmlischen Welten (Vimānas) wiedergeboren wurden und dort Glück und Freuden genießen. Das Petavatthu hingegen enthält 51 Geschichten, ebenfalls meist in Versform, die das Leiden von Wesen (Petas) in unglücklichen Geisterwelten darstellen, als Folge ihrer unheilsamen Taten in früheren Existenzen. Beide Werke dienen dazu, die moralischen Konsequenzen von Handlungen zu verdeutlichen und zu ethischem Verhalten zu ermutigen.
47. Frage: Wer sind die Autoren der Theragāthā und Therīgāthā und was ist der Inhalt dieser Werke?
Antwort: Die Theragāthā („Verse der älteren Mönche“) und die Therīgāthā („Verse der älteren Nonnen“) sind einzigartige Sammlungen von Gedichten, die von frühen buddhistischen Mönchen (Theras) und Nonnen (Therīs) verfasst wurden, die die Erleuchtung (Arahatschaft) erlangt hatten. Die Theragāthā enthält 1279 Verse, die 264 verschiedenen Mönchen zugeschrieben werden. Die Therīgāthā umfasst 522 Verse von 73 verschiedenen Nonnen. Diese Verse sind sehr persönliche und oft tief bewegende Zeugnisse ihrer spirituellen Reise, ihrer Kämpfe, Einsichten und der Freude über die erlangte Befreiung. Sie geben einen unmittelbaren Einblick in das religiöse Erleben und die spirituellen Errungenschaften dieser frühen Praktizierenden. Insbesondere die Therīgāthā ist ein seltenes und kostbares Dokument weiblicher Spiritualität in der antiken Welt und widerlegt die Vorstellung, Frauen hätten im frühen Buddhismus keine bedeutenden spirituellen Rollen innegehabt oder keine Erleuchtung erlangen können. Die Geschichte von Kisāgotamī und ihrem Weg zur Erleuchtung findet sich beispielsweise in der Therīgāthā (Thig 10.1).
48. Frage: Was sind die Jātakas?
Antwort: Die Jātakas sind eine umfangreiche Sammlung von 547 „Wiedergeburtsgeschichten“. Sie erzählen von den früheren Leben des Buddha Siddhartha Gautama, als er noch ein Bodhisatta (ein nach Erleuchtung strebendes Wesen) war und über unzählige Existenzen hinweg die verschiedenen Vollkommenheiten (Pāramīs) kultivierte. Die Geschichten sind oft in Form von Fabeln und Märchen gehalten, in denen der Bodhisatta als Mensch, Tier oder Gottheit erscheint und ethische Tugenden wie Großzügigkeit, Geduld, Weisheit und Mitgefühl demonstriert. Das berühmteste Jātaka ist das Vessantara Jātaka, das die Vollkommenheit des Gebens (dāna) illustriert. Die Verse in den Jātakas dienten oft als Merksätze, die von einem Erzähler mit der entsprechenden Rahmenerzählung ausgeschmückt wurden. Sie waren ein populäres Mittel zur Vermittlung buddhistischer Ethik und Werte.
49. Frage: Welche weiteren wichtigen Texte gehören zum Khuddaka-Nikāya?
Antwort: Neben den bereits genannten gehören weitere wichtige Texte zum Khuddaka-Nikāya: Niddesa (Nid): Ein alter Kommentar zu Teilen des Suttanipāta, traditionell dem Hauptschüler Sāriputta zugeschrieben. Paṭisambhidāmagga (Paṭis): „Der Weg der Analyse“; ein komplexer und systematischer Text, der sich mit verschiedenen Aspekten der buddhistischen Lehre und Praxis befasst, insbesondere mit den analytischen Fähigkeiten und Erkenntnissen, die auf dem Weg zur Erleuchtung entwickelt werden. Er erinnert in seiner Struktur oft an den Abhidhamma und wird ebenfalls Sāriputta zugeschrieben. Apadāna: „Heldengeschichten“ oder „Legenden“; eine Sammlung von Verserzählungen über die früheren Leben und karmischen Verdienste von Buddha, erleuchteten Mönchen (Therāpadāna) und Nonnen (Therīapadāna). Buddhavaṃsa: „Die Chronik der Buddhas“; ein späterer Text, der in Versform die Lebensgeschichten der 24 Buddhas beschreibt, die Siddhartha Gautama vorausgingen, sowie die Geschichte von Gautama Buddha selbst. Cariyāpiṭaka: „Der Korb des rechten Wandels“; eine Sammlung von 35 Jātaka-Geschichten in Versform, die illustrieren, wie der Bodhisatta in früheren Leben die zehn Vollkommenheiten (Pāramīs) praktizierte. In der burmesischen Ausgabe des Pali-Kanons werden zusätzlich das Nettipakaraṇa, das Peṭakopadesa und das Milindapañhā („Die Fragen des Königs Milinda“, ein Dialog zwischen dem griechisch-baktrischen König Menandros und dem buddhistischen Mönch Nāgasena) zum Khuddaka-Nikāya gezählt.
50. Frage: Welche Rolle spielte der Khuddaka-Nikāya für die Verbreitung des Buddhismus?
Antwort: Der Khuddaka-Nikāya spielte mit seiner Vielfalt an literarischen Gattungen eine entscheidende Rolle dabei, buddhistische Lehren, ethische Werte und inspirierende Geschichten einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen, einschließlich Laien, die möglicherweise keinen direkten Zugang zu den komplexeren philosophischen Diskursen der längeren Nikāyas hatten. Die narrativen und poetischen Formen, wie sie in den Jātakas, dem Dhammapada oder den Theragāthā und Therīgāthā zu finden sind, eigneten sich hervorragend für die mündliche Weitergabe, das Memorieren und das emotionale Ansprechen der Zuhörer. Sie halfen, die buddhistischen Ideale im kulturellen Gedächtnis zu verankern und die Lehre populär zu machen. Die heterogene Natur dieser Sammlung und die Tatsache, dass ihre genaue Zusammensetzung in verschiedenen Traditionen leicht variiert, deutet darauf hin, dass dieser „Korb“ möglicherweise offener für spätere Ergänzungen war oder regionale Unterschiede in der Kanonbildung widerspiegelt.
VI. Der Abhidhamma-Piṭaka: Die Höhere Lehre
51. Frage: Was ist der Abhidhamma-Piṭaka und was bedeutet „Abhidhamma“?
Antwort: Der Abhidhamma-Piṭaka ist der dritte und letzte der drei „Körbe“ (Piṭaka) des Pali-Kanons. Der Begriff Abhidhamma wird oft als „Höherer Dhamma“ oder „Besonderer Dhamma“ übersetzt. Er stellt eine systematische, philosophische und psychologische Ausarbeitung und Begründung der Lehren dar, die im Sutta-Piṭaka oft in diskursiverer oder narrativerer Form präsentiert werden. Der Abhidhamma zielt darauf ab, die Natur der Realität, des Bewusstseins und der mentalen Prozesse in Begriffen der „letztendlichen Wirklichkeit“ (paramattha dhamma) zu analysieren, im Gegensatz zur konventionellen oder begrifflichen Realität (sammuti sacca).
52. Frage: Wann und wie entstand der Abhidhamma-Piṭaka?
Antwort: Der Abhidhamma-Piṭaka gilt als eine spätere Entwicklung innerhalb des Kanons und wurde dem Kanon wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte nach dem Tod des Buddha hinzugefügt. Die Tradition schreibt seine Ursprünge oft der analytischen Brillanz des Hauptschülers Sāriputta zu, oder zumindest die Inspiration dazu. Die endgültige Form und Aufnahme in den Kanon, insbesondere des Buches Kathāvatthu, wird mit dem Dritten Buddhistischen Konzil unter König Ashoka im 3. Jahrhundert v. Chr. in Verbindung gebracht, wo es von Moggaliputta-Tissa Thera verfasst worden sein soll, um „häretische“ Ansichten anderer Schulen zu widerlegen.
53. Frage: Was ist der Hauptinhalt und die Methode des Abhidhamma?
Antwort: Der Hauptinhalt des Abhidhamma ist eine detaillierte Analyse der erfahrbaren Welt, die in ihre grundlegenden psychophysischen Bestandteile zerlegt wird: Materie (rūpa) und Geist bzw. Bewusstsein (nāma). Seine Methode ist primär analytisch und klassifikatorisch. Er untersucht und kategorisiert systematisch: Bewusstseinszustände (citta): Verschiedene Arten von heilsamem, unheilsamem und neutralem Bewusstsein. Mentale Faktoren (cetasika): Die spezifischen geistigen Begleiterscheinungen, die mit jedem Bewusstseinsmoment auftreten (z.B. Gefühl, Wahrnehmung, Wille, Gier, Hasslosigkeit). Materie (rūpa): Die verschiedenen Formen materieller Phänomene. Nibbāna: Das letztendliche Ziel, das als unbedingt und unerschaffen gilt. Der Abhidhamma basiert auf dem Erfahrungswissen Buddhas und zielt darauf ab, die Dinge so darzustellen, „wie sie wirklich sind“, oft durch Einsichtsmeditation (samatha-vipassanā) erlangt. Er bietet eine detaillierte „Landkarte“ des Geistes und der Realität, die im Sutta-Piṭaka verstreut zu finden sind.
54. Frage: Aus welchen Büchern besteht der Abhidhamma-Piṭaka?
Antwort: Der Abhidhamma-Piṭaka der Theravada-Tradition besteht aus sieben Büchern: Dhammasaṅgaṇī (Dhs): „Aufzählung der Daseinsfaktoren“ oder „Klassifikation der Dhammas“. Dieses Buch analysiert und klassifiziert alle existierenden Phänomene (dhammas), insbesondere Bewusstseinszustände und ihre begleitenden mentalen Faktoren sowie materielle Phänomene. Vibhaṅga (Vibh): „Das Buch der Analyse“ oder „Abhandlungen“. Es bietet detailliertere Analysen zu achtzehn verschiedenen Themen, die bereits im Dhammasaṅgaṇī eingeführt wurden, wie z.B. die fünf Aggregate (khandhā), die Sinnesgrundlagen (āyatana), die Elemente (dhātu), die Vier Edlen Wahrheiten und das Bedingte Entstehen (paṭiccasamuppāda). Dhātukathā: „Diskurs über die Elemente“. Dieses Buch untersucht die Beziehungen zwischen den im Dhammasaṅgaṇī und Vibhaṅga behandelten Phänomenen in Bezug auf die Aggregate, Sinnesgrundlagen und Elemente. Puggalapaññatti (Pug): „Beschreibung der Persönlichkeiten“ oder „Konzepte von Individuen“. Im Gegensatz zu den anderen Abhidhamma-Büchern, die sich auf die letztendliche Realität konzentrieren, behandelt dieses Buch konventionelle Beschreibungen verschiedener Arten von Individuen entsprechend ihrer Charaktereigenschaften und spirituellen Entwicklungsstufen. Kathāvatthu (Kvu): „Streitpunkte“ oder „Diskussionspunkte“. Dieses Buch, das traditionell Moggaliputta-Tissa Thera zugeschrieben wird, widerlegt systematisch über 200 „häretische“ Ansichten, die von verschiedenen nicht-theravādischen buddhistischen Schulen zur Zeit des Dritten Konzils vertreten wurden. Yamaka (Yam): „Das Buch der Paare“. Es verwendet eine Methode der logischen Analyse durch Fragen und Antworten in Paaren, um die präzise Anwendung und den Umfang verschiedener buddhistischer Begriffe zu klären und Missverständnisse zu vermeiden. Paṭṭhāna (Paṭṭh): „Das Buch der Bedingungszusammenhänge“ oder „Relationale Bedingungen“. Dies ist das umfangreichste und wohl komplexeste Buch des Abhidhamma. Es untersucht und klassifiziert die 24 Arten von kausalen Beziehungen oder Bedingungen (paccaya), durch die alle mentalen und physischen Phänomene miteinander verbunden sind und voneinander abhängen.
55. Frage: In welchem Verhältnis steht der Abhidhamma-Piṭaka zum Sutta-Piṭaka?
Antwort: Der Abhidhamma-Piṭaka wird oft als eine systematische und detailliertere Ausarbeitung der Lehren betrachtet, die im Sutta-Piṭaka in einer eher diskursiven und kontextbezogenen Weise dargelegt sind. Während die Suttas die Lehre oft durch Gleichnisse, Dialoge und Erzählungen vermitteln, zielt der Abhidhamma auf eine präzise, abstrakte und analytische Darstellung der zugrundeliegenden Prinzipien ab. Ein bekanntes Bild vergleicht den Abhidhamma mit einer genauen Analyse der Inhaltsstoffe einer Arznei, während die aus den Suttas gewonnene Erkenntnis und Praxis die Medizin selbst ist, die das Leiden heilt. Es wird betont, dass der Abhidhamma ohne praktische Anwendung und ohne das Fundament der Sutta-Kenntnis ein starres System toter Begriffe bleiben kann. Die Entwicklung des Abhidhamma könnte durch die Notwendigkeit vorangetrieben worden sein, eine detaillierte „Landkarte“ des Geistes und der Realität für fortgeschrittene Meditierende zu schaffen, um die in der Einsichtsmeditation (vipassanā) gewonnenen Erfahrungen präzise zu verstehen und zu kategorisieren.
56. Frage: Gibt es Abhidhamma-Traditionen außerhalb des Theravada?
Antwort: Ja, auch andere frühe buddhistische Schulen entwickelten ihre eigenen Abhidharma-Literaturen (Sanskrit: Abhidharma, Pali: Abhidhamma). Ein bekanntes Beispiel ist der Abhidharmakośa von Vasubandhu, der auf den Lehren der Sarvāstivāda-Schule basiert und inhaltlich vom Abhidhammapiṭaka der Theravadins abweicht. Diese verschiedenen Abhidharma-Traditionen zeigen, dass das Bestreben nach einer systematischen philosophischen und psychologischen Analyse der Lehre ein verbreitetes Phänomen im frühen Buddhismus war, auch wenn sich die spezifischen Ausarbeitungen unterschieden.
VII. Kernlehren des Buddhismus: Die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad
57. Frage: Was sind die Vier Edlen Wahrheiten?
Antwort: Die Vier Edlen Wahrheiten (Cattāri Ariyasaccāni) bilden die absolute Grundlage und das Herzstück der buddhistischen Lehre. Sie wurden vom Buddha bereits in seiner ersten Lehrrede nach der Erleuchtung, der „Predigt von Benares“, dargelegt. Sie dienen dazu, das Leben in seiner Gesamtheit zu durchschauen, die Natur des Leidens zu verstehen und einen praktikablen Weg zu dessen Überwindung aufzuzeigen. Man kann sie als eine Art Diagnose und Therapieplan für das menschliche Dasein verstehen.
58. Frage: Was besagt die Erste Edle Wahrheit (Dukkha)?
Antwort: Die Erste Edle Wahrheit ist die Wahrheit vom Leiden (Dukkha Ariyasacca). Sie besagt, dass das Leben im Daseinskreislauf (Saṃsāra) untrennbar mit Leiden oder Unbefriedigendheit verbunden ist. Dies umfasst offensichtliche Formen des Leidens wie Geburt, Altern, Krankheit und Tod; Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung. Es schließt aber auch subtilere Formen ein, wie das Zusammensein mit dem Unlieben, das Getrenntsein vom Lieben, das Nichterlangen des Gewünschten und ganz allgemein das Anhaften an die fünf Aggregate der Existenz. Der Begriff Dukkha umfasst drei Hauptaspekte: Dukkha-dukkha: Das Leiden des Leidens, also gewöhnlicher Schmerz und Unangenehmes. Vipariṇāma-dukkha: Das Leiden der Veränderung, d.h. auch angenehme Dinge sind leidvoll, weil sie vergänglich sind und ihr Verlust Schmerz verursacht. Saṅkhāra-dukkha: Das Leiden der Bedingtheit, d.h. die inhärente Unbefriedigendheit aller bedingten Phänomene aufgrund ihrer Unbeständigkeit und Substanzlosigkeit. Die Anerkennung dieser Wahrheit ist nicht als pessimistische Aussage gedacht, sondern als eine realistische Diagnose, die den Ausgangspunkt für den Weg zur Befreiung bildet.
59. Frage: Was lehrt die Zweite Edle Wahrheit (Samudaya)?
Antwort: Die Zweite Edle Wahrheit ist die Wahrheit von der Entstehung des Leidens (Dukkhasamudaya Ariyasacca). Sie identifiziert die Ursache des Leidens. Diese liegt primär im „Durst“ oder Verlangen (taṇhā), das zu immer neuem Werden und Wiedergeburt antreibt. Dieses Verlangen ist vielfältig und äußert sich als: Kāma-taṇhā: Verlangen nach Sinnesvergnügen. Bhava-taṇhā: Verlangen nach Werden oder Existenz (z.B. der Wunsch nach ewigem Leben oder nach einer bestimmten Identität). Vibhava-taṇhā: Verlangen nach Nicht-Werden oder Selbstvernichtung (z.B. der Wunsch, nicht mehr zu existieren, um dem Leiden zu entkommen). Dieses Verlangen wird begleitet von Begierde und Erfreuen an vergänglichen Dingen. Weitere Ursachen des Leidens sind Unwissenheit (avijjā) über die wahre Natur der Dinge, Egoismus (die Vorstellung eines festen „Ich“), Anhaftung (upādāna), Abneigung (paṭigha) und Furcht. Grundlegend sind die drei Geistesgifte Gier (lobha), Hass (dosa) und Verblendung (moha).
60. Frage: Was ist der Inhalt der Dritten Edlen Wahrheit (Nirodha)?
Antwort: Die Dritte Edle Wahrheit ist die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens (Dukkhanirodha Ariyasacca). Sie verkündet die positive Botschaft, dass es möglich ist, das Leiden zu beenden und Befreiung zu erlangen. Diese Aufhebung des Leidens (Nirodha) geschieht durch das vollständige Erlöschen, Aufgeben, Loslassen und Sich-Abwenden von ebenjenem Verlangen (taṇhā), das in der Zweiten Edlen Wahrheit als Ursache des Leidens identifiziert wurde. Wenn die Ursachen des Leidens beseitigt werden, erlischt auch das Leiden selbst. Dies bedeutet die Vermeidung von neuem Karma, indem die Anhaftung an die Vorstellung eines unabhängig existierenden Ichs aufgegeben wird. Das Ziel dieser Aufhebung ist Nirvana (Nibbāna).
61. Frage: Was beschreibt die Vierte Edle Wahrheit (Magga)?
Antwort: Die Vierte Edle Wahrheit ist die Wahrheit vom Pfad, der zur Aufhebung des Leidens führt (Dukkhanirodhagāminī Paṭipadā Ariyasacca). Sie beschreibt den konkreten praktischen Weg, durch dessen Befolgung das Leiden beendet und Nirvana erreicht werden kann. Dieser Weg ist der Edle Achtfache Pfad (Ariyo Aṭṭhaṅgiko Maggo). Er wird als der „mittlere Weg“ bezeichnet, der die Extreme von zügelloser Genusssucht einerseits und strenger Selbstkasteiung andererseits vermeidet – beides Haltungen, die der Buddha selbst erprobt und als nicht zielführend erkannt hatte.
62. Frage: Was ist der Edle Achtfache Pfad und wie ist er gegliedert?
Antwort: Der Edle Achtfache Pfad ist die praktische Umsetzung der Vierten Edlen Wahrheit und der Weg zur Befreiung vom Leiden. Er besteht aus acht miteinander verbundenen Faktoren, die nicht unbedingt linear nacheinander, sondern eher gleichzeitig und sich gegenseitig unterstützend entwickelt werden sollen. Diese acht Faktoren werden traditionell in drei Hauptgruppen unterteilt: Weisheit (Paññā) Sittlichkeit/Ethik (Sīla) Vertiefung/Sammlung (Samādhi) Die folgende Tabelle gibt eine detaillierte Übersicht:
Nr. | Pāli Name (IAST) | Deutsche Übersetzung | Kurze Englische Übersetzung | Zugehörigkeit zur Übungsgruppe | Kurze Erläuterung |
---|---|---|---|---|---|
1 | Sammā Diṭṭhi | Rechte Ansicht/Erkenntnis | Right View | Weisheit (Paññā) | Verständnis der Vier Edlen Wahrheiten, des Kamma-Prinzips, des Bedingten Entstehens. |
2 | Sammā Saṅkappa | Rechte(r) Absicht/Entschluss | Right Thought/Intention | Weisheit (Paññā) | Absichten der Entsagung, des Nicht-Übelwollens und der Nicht-Schädigung. |
3 | Sammā Vācā | Rechte Rede | Right Speech | Ethik (Sīla) | Vermeiden von Lüge, Verleumdung, harter Rede und Geschwätz. |
4 | Sammā Kammanta | Rechtes Handeln | Right Action | Ethik (Sīla) | Vermeiden von Töten, Stehlen und sexuellem Fehlverhalten. |
5 | Sammā Ājīva | Rechter Lebenserwerb | Right Livelihood | Ethik (Sīla) | Einen Beruf ausüben, der anderen nicht schadet. |
6 | Sammā Vāyāma | Rechtes Bemühen | Right Effort | Sammlung (Samādhi) | Unheilsame Zustände verhindern/überwinden, heilsame Zustände entwickeln/fördern. |
7 | Sammā Sati | Rechte Achtsamkeit | Right Mindfulness | Sammlung (Samādhi) | Bewusstheit von Körper, Gefühlen, Geist und Geistobjekten. |
8 | Sammā Samādhi | Rechte Sammlung/Konzentration | Right Concentration | Sammlung (Samādhi) | Entwicklung meditativer Vertiefungen (Jhānas). |
Diese drei Gruppen – Sīla, Samādhi, Paññā – stehen in einem interdependenten und sich gegenseitig verstärkenden Verhältnis. Ethisches Verhalten (Sīla) schafft die Grundlage für einen ruhigen Geist, der für Konzentration (Samādhi) notwendig ist. Ein konzentrierter Geist wiederum ist die Voraussetzung für das Entstehen von Weisheit (Paññā). Umgekehrt stärkt Weisheit die Motivation für ethisches Verhalten und tiefere Konzentration. Diese Struktur beschreibt einen dynamischen Prozess der Geisteskultivierung.
VIII. Zentrale Buddhistische Konzepte
63. Frage: Was versteht man unter Karma (Pali: Kamma)?
Antwort: Karma (Sanskrit) bzw. Kamma (Pali) bedeutet wörtlich „Handlung“, „Tat“ oder „Wirken“. Im buddhistischen Kontext bezieht es sich spezifisch auf willentliche oder absichtsvolle Handlungen (cetanā) des Körpers, der Rede und des Geistes. Entscheidend für die karmische Qualität einer Handlung ist die ihr zugrundeliegende Absicht oder Motivation. Jede absichtsvolle Handlung erzeugt eine entsprechende Wirkung oder Frucht (vipāka), die sich entweder in diesem Leben oder in zukünftigen Existenzen manifestieren kann. Handlungen können heilsam (kusala), unheilsam (akusala) oder karmisch neutral sein. Heilsame Handlungen, motiviert durch Gierlosigkeit, Hasslosigkeit und Nichtverblendung, führen zu günstigen Bedingungen und glücklichen Wiedergeburten, während unheilsame Handlungen, motiviert durch Gier, Hass und Verblendung, zu leidvollen Zuständen und ungünstigen Wiedergeburten führen. Das Konzept des Karma unterstreicht die ethische Verantwortung des Einzelnen für seine Taten und deren Konsequenzen.
64. Frage: Was ist mit Wiedergeburt (Reinkarnation) im Buddhismus gemeint?
Antwort: Wiedergeburt (punabbhava, wörtl. „Wieder-Werden“) ist im Buddhismus die Lehre, dass der Strom des Bewusstseins oder das Geist-Kontinuum eines Lebewesens nach dem physischen Tod nicht endet, sondern sich in einer neuen Existenz manifestiert. Diese neue Existenz wird durch die Qualität der im vorherigen Leben angesammelten karmischen Energien bestimmt. Man kann in verschiedenen Daseinsbereichen wiedergeboren werden, von leidvollen Höllenwelten über Tier- und Menschenwelten bis hin zu glücklichen Götterwelten. Wichtig ist, dass im Buddhismus (insbesondere im Theravada) die Wiedergeburt nicht als Wanderung einer ewigen, unveränderlichen Seele (ātman) verstanden wird, sondern als ein kontinuierlicher Prozess des bedingten Entstehens, bei dem ein Bewusstseinsstrom von einem Leben zum nächsten übergeht, ähnlich wie eine Flamme eine andere entzündet. Das Ziel der buddhistischen Praxis ist es, diesen Kreislauf der Wiedergeburten (Saṃsāra) zu durchbrechen und Nirvana zu erreichen.
65. Frage: Was ist Nirvana (Pali: Nibbāna)?
Antwort: Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbāna (Pali) ist das höchste und endgültige Ziel der buddhistischen Lehre und Praxis. Das Wort bedeutet wörtlich „Erlöschen“ oder „Verwehen“, wie das Erlöschen eines Feuers, wenn der Brennstoff aufgebraucht ist. Es bezeichnet die vollständige und unumkehrbare Befreiung von allen Fesseln, Leiden (dukkha) und den unheilsamen Wurzeln von Gier, Hass und Verblendung. Nirvana ist der Austritt aus Saṃsāra, dem leidvollen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Es wird als ein überweltlicher Zustand beschrieben, frei von Entstehen und Vergehen, der erfahren werden muss. Nirvana kann bereits zu Lebzeiten als das Erlöschen der Geistestrübungen und Leidenschaften erfahren werden (manchmal als sopadhiśeṣa-nibbāna bezeichnet) und im Tod als das restlose Verlöschen aller Daseinsgruppen und Prozesse (anupadhiśeṣa-nibbāna oder parinibbāna).
66. Frage: Was sind die Drei Daseinsmerkmale (Tilakkhaṇa)?
Antwort: Die Drei Daseinsmerkmale (Tilakkhaṇa) sind grundlegende Charakteristika aller bedingten Phänomene im Daseinskreislauf. Ihre Einsicht ist entscheidend für das Erlangen von Weisheit und Befreiung. Sie sind: Vergänglichkeit (Anicca): Alle zusammengesetzten Dinge, seien sie körperlich oder geistig, grob oder fein, sind unbeständig und dem ständigen Wandel unterworfen. Sie entstehen, existieren für eine gewisse Zeit und vergehen wieder. Nichts bleibt gleich. Leidhaftigkeit (Dukkha): Aufgrund der Vergänglichkeit und anderer Faktoren sind alle bedingten Phänomene letztlich unbefriedigend, unzulänglich und potenziell leidvoll. Selbst angenehme Erfahrungen sind leidhaft, weil sie vergänglich sind. (Dieser Aspekt von Dukkha ist subtiler als das Leiden der Ersten Edlen Wahrheit). Nicht-Selbst (Anattā): In keinem bedingten Phänomen und auch nicht in der Gesamtheit der psychophysischen Existenz findet sich ein beständiger, unabhängiger, substanzieller Wesenskern, eine ewige Seele oder ein festes „Ich“. Alle Dinge sind „leer“ von einer solchen Eigenexistenz. Die Vorstellung eines permanenten Selbst ist eine Illusion, die zu Anhaftung und Leiden führt. Der Buddha bezeichnete die Lehre von einem ewigen Attan (Selbst) als unsinnig.
67. Frage: Was versteht man unter Bedingtem Entstehen (Paṭiccasamuppāda)?
Antwort: Das Bedingte Entstehen (Paṭiccasamuppāda) ist eines der tiefgründigsten und zentralsten philosophischen Konzepte des Buddhismus. Es beschreibt das Prinzip, dass alle Phänomene nicht isoliert oder aus sich selbst heraus existieren, sondern in einem komplexen Netz von gegenseitiger Abhängigkeit und Bedingtheit entstehen und vergehen. Nichts hat eine unabhängige, inhärente Existenz. Die bekannteste Formulierung ist die Kette der zwölf Glieder (Nidānas), die den Prozess der Entstehung des Leidens und des Kreislaufs der Wiedergeburten erklärt, beginnend mit Unwissenheit (avijjā) und endend mit Alter und Tod (jarāmaraṇa). Die Formel lautet oft: „Wenn dieses ist, entsteht jenes; durch das Entstehen dieses entsteht jenes. Wenn dieses nicht ist, entsteht jenes nicht; durch das Aufhören dieses hört jenes auf.“ Das Verständnis des Bedingten Entstehens ist entscheidend für die Einsicht in Anattā (Nicht-Selbst) und bildet die Grundlage für den mittleren Weg zwischen den Extremen des Eternalismus (Annahme ewiger Substanzen) und des Nihilismus (Annahme der vollständigen Auslöschung ohne Konsequenzen).
68. Frage: Was sind die Fünf Aggregate (Pañcakkhandhā)?
Antwort: Die Fünf Aggregate oder Daseinsgruppen (Pañcakkhandhā) sind die fünf psycho-physischen Komponenten, aus denen die konventionelle „Persönlichkeit“ oder die Gesamtheit der individuellen Erfahrung zusammengesetzt ist. Sie sind: Form/Körperlichkeit (Rūpa): Der physische Körper und alle materiellen Phänomene, einschließlich der Sinnesorgane und ihrer Objekte. Es umfasst die vier ursprünglichen Erscheinungsarten (Elemente): Erde (Festigkeit), Wasser (Flüssigkeit/Kohäsion), Feuer (Hitze/Energie) und Luft (Bewegung). Gefühl (Vedanā): Angenehme, unangenehme oder neutrale Gefühle, die durch Sinneskontakt entstehen. Wahrnehmung (Saññā): Das Erkennen, Identifizieren und Benennen von Objekten und mentalen Zuständen. Geistesformationen/Willensregungen (Saṅkhārā): Alle Arten von mentalen Konstruktionen, Willensakten, Absichten, Neigungen, Gewohnheiten und karmischen Formationen. Sie umfassen eine Vielzahl von mentalen Faktoren außer Gefühl und Wahrnehmung. Bewusstsein (Viññāṇa): Das grundlegende Gewahrsein oder die Erkenntnisfähigkeit, die durch die sechs Sinnesorgane (Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper, Geist) in Bezug auf ihre jeweiligen Objekte entsteht. Das Anhaften an diesen fünf Aggregaten als ein „Ich“ oder „Mein“ (upādānakkhandhā) ist eine Hauptursache des Leidens. Die Analyse der Fünf Aggregate dient der Dekonstruktion der Ich-Illusion und der Verwirklichung von Anattā.
69. Frage: Was sind Geistestrübungen (Kilesa, Āsava)?
Antwort: Geistestrübungen oder Verunreinigungen sind unheilsame mentale Zustände, die den Geist verdunkeln, das Leiden verursachen und die Befreiung verhindern. Die drei Hauptwurzeln des Unheilsamen (akusala-mūla) sind Gier (lobha oder rāga), Hass (dosa oder paṭigha) und Verblendung oder Unwissenheit (moha oder avijjā). Āsavas sind besonders tiefsitzende „Ausflüsse“, „Fermentationen“ oder „Pollutionen“ des Geistes, die den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt aufrechterhalten. Es gibt traditionell vier Arten von Āsavas: Der Ausfluss der Sinnlichkeit (kāmāsava). Der Ausfluss des (falschen) Ansichten (diṭṭhāsava). Der Ausfluss des Werdensdurstes (bhavāsava). Der Ausfluss der Unwissenheit (avijjāsava). Die Beseitigung dieser Trübungen und Ausflüsse ist ein zentrales Ziel der buddhistischen Praxis und führt zu Nirvana.
70. Frage: Was sind die Zehn Vollkommenheiten (Pāramī)?
Antwort: Die Zehn Vollkommenheiten (Dasa Pāramī oder Pāramitā) sind herausragende Tugenden oder Qualitäten, die ein Bodhisatta (ein nach Buddhaschaft strebendes Wesen) über viele Leben hinweg kultiviert und zur höchsten Reife bringt, um die Erleuchtung zum Nutzen aller Wesen zu erlangen. Im Pali-Kanon erscheinen sie als geschlossene Gruppe vor allem in den Jātaka-Erzählungen. Die zehn Pāramīs sind: Geben/Freigebigkeit (Dāna) Tugend/Sittlichkeit (Sīla) Entsagung/Verzicht (Nekkhamma) Weisheit/Unterscheidungskraft (Paññā) Energie/Willenskraft/Ausdauer (Viriya) Geduld/Nachsicht/Ertragen (Khanti) Wahrhaftigkeit (Sacca) Entschlossenheit/Standhaftigkeit (Adhiṭṭhāna) Liebende Güte/Wohlwollen (Mettā) Gleichmut (Upekkhā)
71. Frage: Wer oder was ist ein Bodhisatta (Pali) / Bodhisattva (Sanskrit)?
Antwort: Ein Bodhisatta (Pali) bzw. Bodhisattva (Sanskrit) ist wörtlich ein „Erleuchtungswesen“ oder ein „Wesen, das nach Erleuchtung strebt“. Im ursprünglichen Verständnis des Pali-Kanons bezeichnet der Begriff den Buddha Siddhartha Gautama in seinen früheren Leben vor seiner Erleuchtung und auch während seiner Zeit als Prinz und Asket, als er aktiv nach dem Weg zur Buddhaschaft suchte. Im weiteren Sinne kann im Theravada-Buddhismus jeder als Bodhisatta gelten, der den Pfad zur Buddhaschaft mit dem Ziel einschlägt, ein vollkommen Erleuchteter (Sammā-Sambuddha) zu werden, um anderen den Weg zur Befreiung zu lehren. Im Mahayana-Buddhismus hat das Bodhisattva-Ideal eine noch zentralere und erweiterte Bedeutung. Hier ist ein Bodhisattva ein Wesen, das nicht nur die eigene Erleuchtung anstrebt, sondern aus tiefem Mitgefühl gelobt, die endgültige Erleuchtung (den Eintritt ins Nirvana) solange aufzuschieben, bis alle fühlenden Wesen befreit sind. Dieses altruistische Ideal ist ein Kernmerkmal des Mahayana.
72. Frage: Was bedeutet Leerheit (Suññatā)?
Antwort: Leerheit (Suññatā, Sanskrit: Śūnyatā) ist ein tiefgründiges philosophisches Konzept im Buddhismus, das besonders im Mahayana-Buddhismus eine zentrale Rolle spielt, aber auch Wurzeln im Pali-Kanon hat. Es bedeutet nicht Nicht-Existenz oder ein absolutes Nichts. Vielmehr besagt Leerheit, dass alle Phänomene, einschließlich des eigenen „Ich“, ohne eine inhärente, unabhängige, beständige Substanz oder einen festen Wesenskern sind. Sie sind „leer von Eigenexistenz“ (svabhāvaśūnya), weil sie in wechselseitiger Abhängigkeit (paṭiccasamuppāda) voneinander entstehen und existieren. Das Verständnis der Leerheit führt zur Überwindung des Anhaftens an Vorstellungen eines festen Selbst und an die scheinbar solide Realität der Dinge, was eine Voraussetzung für die Befreiung vom Leiden ist. Das Ich ist leer von Eigenexistenz; es ist weder beständig noch fest, so wie alles, was uns umgibt.
73. Frage: Was ist Dhamma (Pali) / Dharma (Sanskrit)?
Antwort: Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit) ist ein zentraler und vielschichtiger Begriff im Buddhismus. Wörtlich bedeutet er „das Tragende“, „das Stützende“. Seine Hauptbedeutungen sind: Die Lehre des Buddha: Die Gesamtheit der vom Buddha verkündeten Wahrheiten und Unterweisungen, die den Weg zur Befreiung aufzeigen. In diesem Sinne ist der Dhamma eines der Drei Juwelen (Buddha, Dhamma, Sangha). Die universelle Wahrheit/Gesetzmäßigkeit: Die der Realität zugrundeliegenden Naturgesetze und Prinzipien, die der Buddha erkannt und gelehrt hat. Dieser Dhamma existiert unabhängig davon, ob ein Buddha ihn entdeckt und verkündet oder nicht. Phänomene/Dinge an sich: Im Abhidhamma bezieht sich Dhamma auch auf die grundlegenden, letztendlichen Elemente der Existenz, die mentalen und physischen Phänomene, wie sie wirklich sind. Mentale Qualität/Tugend: Dhamma kann sich auch auf heilsame mentale Qualitäten oder ethische Prinzipien beziehen, die kultiviert werden sollen.
IX. Buddhistische Praxis: Ethik und Meditation
74. Frage: Welche Rolle spielt Ethik (Sīla) in der buddhistischen Praxis?
Antwort: Ethik oder Tugend (Sīla) spielt eine fundamentale Rolle in der buddhistischen Praxis und ist eine der drei Hauptsäulen des Edlen Achtfachen Pfades (neben Sammlung/Meditation und Weisheit). Sīla bezieht sich auf moralisches Verhalten, das sich in heilsamen Handlungen von Körper, Rede und Geist äußert. Es dient dazu, Leid für sich selbst und andere zu vermeiden und eine Grundlage für geistige Ruhe und Klarheit zu schaffen, die für die Meditationspraxis unerlässlich ist. Ethisches Verhalten reinigt den Geist von groben Verunreinigungen wie Schuldgefühlen und Unruhe und fördert so die Entwicklung von Konzentration und Weisheit.
75. Frage: Was sind die Fünf Silas (Pañcasīla) und für wen sind sie gedacht?
Antwort: Die Fünf Silas (Pañcasīla) sind die grundlegenden ethischen Trainingsregeln oder Tugendgebote für buddhistische Laienanhänger. Sie sind nicht als göttliche Gebote zu verstehen, die blinden Gehorsam erfordern, sondern als freiwillig übernommene Übungsprinzipien, die helfen, achtsam und heilsam zu leben. Sie lauten: Ich übe mich darin, keine Lebewesen zu töten oder zu verletzen (Pāṇātipātā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi). Ich übe mich darin, Nichtgegebenes nicht zu nehmen, d.h. nicht zu stehlen (Adinnādānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi). Ich übe mich darin, keine unheilsamen sexuellen Beziehungen zu pflegen bzw. sexuelles Fehlverhalten zu vermeiden (Kāmesumicchācārā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi). Ich übe mich darin, nicht zu lügen oder unheilsam zu reden, d.h. falsche Rede zu vermeiden (Musāvādā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi). Ich übe mich darin, das Bewusstsein nicht durch berauschende Mittel wie Alkohol oder Drogen zu trüben, die zu Unachtsamkeit führen (Surāmerayamajjapamādaṭṭhānā veramaṇī sikkhāpadaṃ samādiyāmi).
76. Frage: Welche Bedeutung hat das Geben (Dāna) im Buddhismus?
Antwort: Geben (Dāna) ist eine zentrale Tugend und Praxis im Buddhismus. Es ist die erste der Zehn Vollkommenheiten (Pāramīs) und die erste der drei Grundlagen für verdienstvolles Handeln (neben Sīla und Bhāvanā). Dāna bedeutet Freigebigkeit, Großzügigkeit, das Spenden von Almosen oder anderen Notwendigkeiten, insbesondere an den Mönchsorden, aber auch an andere Bedürftige. Die tiefere Bedeutung des Gebens liegt darin, dass es ein wirksames Gegenmittel gegen Gier (lobha), Egoismus und Selbstsucht ist. Durch das Praktizieren von Dāna löst man sich von Anhaftung an Besitz und kultiviert Loslassen und ein offenes Herz. Der Buddha selbst betonte den hohen Wert des Teilens und sagte, wenn die Menschen den Wert des Gebens so kennten wie er, würden sie keine einzige Mahlzeit einnehmen, ohne sie mit anderen zu teilen.
77. Frage: Was ist Meditation (Bhāvanā) und was sind ihre Ziele im Buddhismus?
Antwort: Meditation (Bhāvanā) bedeutet wörtlich „Geistesentfaltung“ oder „Kultivierung“. Sie ist ein zentrales Werkzeug in der buddhistischen Praxis zur Reinigung und Schulung des Geistes mit dem Ziel, Gier, Hass und Unwissenheit (Verblendung) zu beseitigen und Weisheit zu entwickeln. Durch Meditation strebt man danach, den eigenen Geist zu verstehen, zu beruhigen und zu beherrschen, um letztendlich Einsicht in die wahre Natur der Realität zu gewinnen und Befreiung (Nirvana) zu erlangen.
78. Frage: Was ist Ānāpānasati-Meditation?
Antwort: Ānāpānasati ist die Meditation der Achtsamkeit auf die Ein- und Ausatmung (āna = Einatmung, apāna = Ausatmung, sati = Achtsamkeit). Sie ist eine grundlegende und weit verbreitete Meditationsform im Buddhismus. Der Meditierende richtet seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf den natürlichen Atemfluss, meist an dem Punkt, an dem der Atem die Nasenspitze oder die Oberlippe berührt, ohne den Atem zu kontrollieren oder zu verändern. Man beobachtet einfach, ob der Atem lang oder kurz ist, fein oder grob. Diese Praxis hilft, den Geist zu beruhigen, Konzentration (samādhi) zu entwickeln und Achtsamkeit (sati) zu stärken. Sie ist wohltuend für das Nervensystem und führt zu einer Erfahrung von Ruhe und Leichtigkeit in Körper und Geist. Wichtig für den Fortschritt sind rechte Anstrengung (ātāpī), ein untersuchender Geist (sampajāno) und kontinuierliche Achtsamkeit (satimā).
79. Frage: Was ist Vipassanā-Meditation?
Antwort: Vipassanā-Meditation, oft als Einsichtsmeditation übersetzt, zielt auf die Entwicklung einer klaren, direkten und intuitiven Einsicht in die wahre Natur aller physischen und mentalen Phänomene ab. Diese Einsicht bezieht sich insbesondere auf die Drei Daseinsmerkmale: Vergänglichkeit (anicca), Leidhaftigkeit (dukkha) und Nicht-Selbst (anattā). Durch die systematische und achtsame Beobachtung der eigenen Erfahrungen im gegenwärtigen Moment, ohne Anhaftung oder Ablehnung, durchdringt der Meditierende die oberflächlichen Erscheinungen und erkennt die Realität so, wie sie tatsächlich ist. Vipassanā führt zu einer tiefgreifenden Transformation des Geistes und letztendlich zur Befreiung.
80. Frage: Was ist Samatha-Meditation und was sind Jhānas?
Antwort: Samatha-Meditation, oft als Ruhe- oder Konzentrationsmeditation übersetzt, zielt auf die Entwicklung von geistiger Ruhe, Stabilität und Einspitzigkeit der Konzentration (samādhi) ab. Durch das beständige Ausrichten des Geistes auf ein einziges Meditationsobjekt (z.B. den Atem, ein Mantra, ein farbiges Rundbild – kasiṇa) werden die fünf geistigen Hindernisse (nīvaraṇa: Sinnesbegehren, Übelwollen, Trägheit und Mattheit, Unruhe und Sorge, skeptischer Zweifel) vorübergehend überwunden. Bei fortgeschrittener Praxis können dadurch tiefe meditative Vertiefungszustände, die sogenannten Jhānas (Pali; Sanskrit: Dhyāna), erreicht werden. Es gibt vier Haupt-Form-Jhānas (rūpa jhāna) und vier formlose Jhānas (arūpa jhāna), die durch zunehmende Verfeinerung der Konzentration und spezifische mentale Faktoren gekennzeichnet sind. Ein ruhiger und gesammelter Geist aus der Samatha-Praxis bildet eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Einsicht in der Vipassanā-Meditation.
81. Frage: Was ist Mettā-Bhāvanā?
Antwort: Mettā-Bhāvanā ist die Meditation der liebenden Güte oder des allumfassenden Wohlwollens. Mettā ist einer der vier erhabenen Verweilzustände (Brahmavihāra). Bei dieser Praxis kultiviert der Meditierende systematisch Gefühle von bedingungsloser Liebe, Freundlichkeit und Wohlwollen, beginnend bei sich selbst und dann ausstrahlend auf geliebte Personen, neutrale Personen, schwierige Personen und schließlich auf alle Lebewesen ohne Ausnahme. Ziel ist es, ein Herz zu entwickeln, das frei von Übelwollen, Groll und Hass ist und stattdessen von Wärme, Akzeptanz und dem aufrichtigen Wunsch nach dem Glück und Wohlergehen aller Wesen erfüllt ist. Mettā-Bhāvanā kann auch zur Beruhigung des Geistes und als Vorbereitung für andere Meditationsformen dienen.
82. Frage: Was sind die vier Rechten Anstrengungen (Sammāppadhāna)?
Antwort: Die vier Rechten Anstrengungen (Sammāppadhāna oder Cattāro Padhānāni) sind ein wichtiger Aspekt des Faktors „Rechte Anstrengung“ (Sammā Vāyāma) des Edlen Achtfachen Pfades. Sie beschreiben die bewusste und anhaltende Bemühung um die Läuterung des Geistes und umfassen vier Bereiche: Die Anstrengung, bereits entstandene unheilsame Geisteszustände (wie Gier, Hass, Zweifel) zu überwinden und zu beseitigen. Die Anstrengung, das Entstehen von noch nicht entstandenen unheilsamen Geisteszuständen zu verhindern. Die Anstrengung, noch nicht entstandene heilsame Geisteszustände (wie Achtsamkeit, Mitgefühl, Weisheit) zu entwickeln und zu fördern. Die Anstrengung, bereits entstandene heilsame Geisteszustände zu erhalten, zu stärken und zur vollen Entfaltung zu bringen.
83. Frage: Was sind die vier Erhabenen Verweilzustände (Brahmavihāra)?
Antwort: Die vier Erhabenen Verweilzustände oder Göttlichen Verweilungen (Brahmavihāra) sind vier positive, altruistische Geisteszustände, deren Kultivierung im Buddhismus stark gefördert wird. Sie gelten als Kennzeichen eines geläuterten und edlen Geistes. Es sind: Liebende Güte (Mettā): Aktives Wohlwollen, Freundlichkeit und der Wunsch nach Glück und Wohlergehen für alle Lebewesen. Mitgefühl (Karuṇā): Das Einfühlungsvermögen in das Leiden anderer und der Wunsch, dieses Leiden zu lindern. Mitfreude (Muditā): Die Fähigkeit, sich aufrichtig über das Glück, den Erfolg und das Wohlergehen anderer zu freuen, ohne Neid oder Missgunst. Gleichmut (Upekkhā): Ein Zustand innerer Ausgeglichenheit, Gelassenheit und Unparteilichkeit gegenüber den Wechselfällen des Lebens (Gewinn und Verlust, Lob und Tadel, Glück und Unglück) und gegenüber allen Wesen, ohne Anhaftung oder Abneigung. Die Entwicklung dieser vier Zustände führt zu einem harmonischeren Zusammenleben und ist ein wichtiger Teil des spirituellen Pfades. Buddhistische Ethik (Sīla) und Meditation (Bhāvanā) sind nicht voneinander getrennte Disziplinen, sondern integral miteinander verbunden und unterstützen sich gegenseitig auf dem Weg zur Weisheit (Paññā). Ethisches Verhalten beruhigt den Geist und reduziert Schuldgefühle, was eine stabilere Meditationspraxis ermöglicht. Meditation wiederum schärft die Achtsamkeit für ethische Dilemmata und stärkt die Fähigkeit, heilsam zu handeln.
X. Die Lehrmethoden des Buddha und die Überlieferung
84. Frage: Wie passte Buddha seine Lehren an die Zuhörerschaft an?
Antwort: Der Buddha war bekannt für seine Fähigkeit, seine Lehren an die spezifischen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Neigungen und den intellektuellen Hintergrund seiner jeweiligen Zuhörer anzupassen. Er verwendete unterschiedliche Ansätze und Beispiele, je nachdem, ob er zu gebildeten Brahmanen, einfachen Dorfbewohnern, Asketen anderer Schulen oder seinen eigenen Mönchen und Nonnen sprach. Diese Flexibilität und dieses pädagogische Geschick ermöglichten es ihm, seine tiefgründigen Lehren einer breiten Palette von Menschen zugänglich zu machen. Er ermutigte seine Zuhörer auch, seine Lehren nicht blind zu glauben, sondern sie bewusst zu hinterfragen und durch eigene Erfahrung zu überprüfen.
85. Frage: War der Dialog eine gängige Lehrmethode Buddhas?
Antwort: Ja, der Dialog war eine sehr gängige und wichtige Lehrmethode des Buddha. Viele Suttas im Pali-Kanon sind in Form von Dialogen zwischen dem Buddha und anderen Personen verfasst – seien es seine Schüler, Laienanhänger, Könige oder Vertreter anderer philosophischer Richtungen. In diesen Dialogen beantwortet der Buddha Fragen, klärt Missverständnisse, widerlegt falsche Ansichten oder führt seine Gesprächspartner durch geschickte Fragestellungen zu tieferen Einsichten. Diese dialogische Form macht die Lehren lebendig, fördert das aktive Mitdenken und erleichtert das Verständnis komplexer Sachverhalte.
86. Frage: Was versteht man unter der „stufenweisen Unterweisung“ (Anupubbikathā)?
Antwort: Die „stufenweise Unterweisung“ (Anupubbikathā) war eine charakteristische Lehrmethode des Buddha, bei der er seine Lehren graduell und systematisch darlegte, beginnend mit einfacheren und grundlegenderen Konzepten und dann schrittweise zu den tiefergehenden und letztendlichen Wahrheiten fortschreitend. Eine typische Abfolge dieser stufenweisen Unterweisung, die oft Laienanhängern gegeben wurde, bevor sie für die höheren Lehren bereit waren, umfasste: Ausführungen über das Geben und die Großzügigkeit (Dānakathā). Ausführungen über ethisches Verhalten und Tugend (Sīlakathā). Ausführungen über die himmlischen Bereiche und die Früchte guter Taten (Saggakathā). Ausführungen über die Gefahren, die Nichtigkeit und die Unzulänglichkeit der Sinnesfreuden (Kāmānaṃ ādīnavaṃ okāraṃ saṃkilesaṃ). Ausführungen über den Segen der Entsagung und des Verzichts (Nekkhamme ānisamsaṃ). Wenn der Buddha erkannte, dass der Geist des Zuhörers durch diese vorbereitenden Lehren empfänglich, offen, frei von Hindernissen, erhoben und vertrauensvoll geworden war, legte er ihm die Lehre dar, die den Buddhas eigentümlich ist: die Vier Edlen Wahrheiten – Leiden, seine Entstehung, seine Aufhebung und der Pfad zu seiner Aufhebung. Diese Methode zeigt ein tiefes Verständnis für die Psychologie des Lernens.
87. Frage: Welche Rolle spielte Wiederholung in der Überlieferung der Lehren?
Antwort: Wiederholung spielte eine entscheidende Rolle in der Überlieferung der buddhistischen Lehren, insbesondere in der Zeit der rein mündlichen Tradierung vor der schriftlichen Niederlegung des Kanons. Wichtige Lehrpunkte, Formeln, Listen (wie die Glieder des Achtfachen Pfades oder die Fünf Aggregate) und sogar ganze Textpassagen werden in den Suttas oft mehrfach wiederholt. Diese Wiederholungen dienten als mnemotechnische Hilfsmittel, die das Auswendiglernen, das genaue Erinnern und die korrekte Weitergabe der umfangreichen Lehren erleichterten und sicherstellten. Sie sind ein charakteristisches Merkmal oraler Literaturen und eine didaktische Technik zur Verankerung der Inhalte im Gedächtnis der Hörenden und Rezitierenden.
88. Frage: Warum verwendete Buddha häufig Gleichnisse und Metaphern (Upamā)?
Antwort: Der Buddha verwendete sehr häufig Gleichnisse (upamā), Vergleiche und Metaphern als ein zentrales pädagogisches Mittel in seinen Lehrreden. Der Pali-Kanon enthält Schätzungen zufolge etwa tausend solcher bildhafter Darstellungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Veranschaulichung komplexer Ideen: Gleichnisse halfen, abstrakte, subtile oder schwer fassbare philosophische und spirituelle Wahrheiten durch den Vergleich mit konkreten, bekannten Dingen und Situationen aus dem Alltag oder der Natur verständlich und zugänglich zu machen. Förderung von Einsicht: Gut gewählte Bilder konnten eine erhellende und überraschende Wirkung haben und den Zuhörern helfen, tiefere Einsichten zu gewinnen und die Lehre auf einer intuitiven Ebene zu erfassen. Einprägsamkeit: Bildhafte Sprache ist oft einprägsamer als rein abstrakte Ausführungen und erleichterte so das Erinnern und die Weitergabe der Lehren. Emotionale Ansprache: Gleichnisse konnten die Zuhörer auch emotional ansprechen und ihre Motivation zur Praxis stärken. Überbrückung von Verständnislücken: Sie dienten dazu, vom Bekannten zum Unbekannten zu führen und auch Menschen mit geringerer intellektueller Vorbildung den Zugang zu den Lehren zu ermöglichen.
89. Frage: Gibt es Beispiele für wichtige Gleichnisse und ihre Bedeutung?
Antwort: Ja, der Pali-Kanon ist reich an bedeutsamen Gleichnissen. Einige wichtige Beispiele sind: Wichtige Gleichnisse Buddhas und ihre Kernbotschaft Diese Gleichnisse sind nicht nur einfache Illustrationen, sondern tiefgründige Lehrinstrumente, die zur Reflexion anregen und wichtige Aspekte der buddhistischen Lehre und Praxis auf anschauliche Weise vermitteln.
90. Frage: Wie förderte Buddha kritisches Denken bei seinen Anhängern? Das Kalama Sutta.
Antwort: Der Buddha förderte aktiv kritisches Denken und Eigenverantwortung bei seinen Anhängern. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das Kalama Sutta (Aṅguttara Nikāya 3.65). Als die Kalamas von Kesaputta den Buddha besuchten, beklagten sie sich, dass viele verschiedene Lehrer ihre Stadt besuchten, jeder seine eigene Lehre als die einzig wahre pries und die Lehren anderer herabsetzte, was sie verwirrt und zweifelnd zurückließ. Daraufhin riet ihnen der Buddha, Lehren nicht blind zu akzeptieren, nur weil sie: aufgrund von Hörensagen oder Berichten weitergegeben werden, aufgrund von Tradition etabliert sind, aufgrund von Gerüchten verbreitet werden, in heiligen Schriften stehen, aufgrund bloßer Logik oder Schlussfolgerung richtig erscheinen, aufgrund von äußerer Vernünftigkeit oder scheinbarer Plausibilität überzeugen, mit eigenen vorgefassten Meinungen oder Theorien übereinstimmen, von einer Autoritätsperson oder einem angesehenen Lehrer stammen (einschließlich des Buddha selbst). Stattdessen sollten die Kalamas selbst untersuchen und erkennen: „Wenn ihr selbst wisst: ‚Diese Dinge sind unheilsam, diese Dinge sind tadelnswert, diese Dinge werden von den Weisen kritisiert; diese Dinge, wenn ausgeführt und unternommen, führen zu Schaden und Leid‘, dann solltet ihr sie aufgeben.“ Und umgekehrt: „Wenn ihr selbst wisst: ‚Diese Dinge sind heilsam, diese Dinge sind tadellos, diese Dinge werden von den Weisen gepriesen; diese Dinge, wenn ausgeführt und unternommen, führen zu Wohl und Glück‘, dann solltet ihr sie annehmen und darin verweilen.“. Dieser Aufruf zur persönlichen Überprüfung und zur Beurteilung von Lehren anhand ihrer ethischen Konsequenzen und ihrer Fähigkeit, zu Wohl und Glück zu führen, ist ein bemerkenswerter Aspekt der buddhistischen Lehre und unterstreicht die Bedeutung von Weisheit und Eigenverantwortung auf dem spirituellen Pfad.
91. Frage: Wer waren wichtige frühe Übersetzer des Pali-Kanons ins Deutsche?
Antwort: Zwei herausragende Persönlichkeiten spielten eine Pionierrolle bei der Übersetzung großer Teile des Pali-Kanons ins Deutsche und machten so die Lehren des Buddha einem deutschsprachigen Publikum zugänglich: Karl Eugen Neumann (1865-1915): Er gilt als der erste bedeutende Übersetzer umfangreicher Teile des Pali-Kanons ins Deutsche. Neumann, ein Indologe, der selbst zum Buddhismus konvertierte, übersetzte Schlüsselwerke wie große Teile des Majjhima Nikāya („Die Reden Gotamo Buddhos aus der Mittleren Sammlung“), des Dīgha Nikāya, des Suttanipāta, das Dhammapada sowie die Theragāthā und Therīgāthā („Die Lieder der Mönche und Nonnen“). Obwohl seine Übersetzungen heute aus philologischer Sicht teilweise als veraltet oder interpretativ gelten, war seine Arbeit eine monumentale Pionierleistung und hatte einen großen Einfluss auf die frühe Buddhismusrezeption im deutschen Sprachraum. Nyanatiloka Mahathera (1878-1957): Geboren als Anton Gueth in Deutschland, war Nyanatiloka einer der ersten westlichen Männer, die als buddhistische Mönche in Asien ordiniert wurden und dort zu großem Ansehen gelangten. Er war ein profunder Gelehrter des Pali und übersetzte zahlreiche wichtige Texte ins Deutsche, darunter Teile des Aṅguttara Nikāya, das Dhammapada, das Milindapañhā, das Puggalapaññatti aus dem Abhidhamma und den Visuddhimagga (ein wichtiger Kommentar von Buddhaghosa). Er verfasste auch eine Pali-Grammatik, ein Pali-Anthologie und ein buddhistisches Wörterbuch in deutscher Sprache. Sein Werk „Das Wort des Buddha“, eine systematische Darstellung der Lehre anhand von Kanon-Zitaten, wurde in viele Sprachen übersetzt und war sehr einflussreich.
92. Frage: Sind vollständige deutsche Übersetzungen des Pali-Kanons leicht verfügbar?
Antwort: Eine vollständige, von einem einzigen Verlag herausgegebene und durchgehend einheitlich übersetzte Ausgabe des gesamten Pali-Kanons in deutscher Sprache existiert meines Wissens nach nicht als geschlossenes Buchwerk. Es gibt jedoch Übersetzungen sehr vieler, wenn nicht der meisten, Teile des Kanons von verschiedenen Übersetzern und Verlagen, die über die Jahrzehnte entstanden sind. Wichtige Sammlungen wie der Dīgha Nikāya, Majjhima Nikāya, Saṃyutta Nikāya und Aṅguttara Nikāya sowie große Teile des Khuddaka Nikāya und des Vinaya Piṭaka liegen in deutschen Übersetzungen vor. Viele dieser Übersetzungen sind auch online auf Webseiten wie palikanon.com, buddhareden.de oder dhamma-dana.de (teilweise als kostenlose Downloads) zugänglich. Die Qualität und der Stil der Übersetzungen können jedoch variieren.
93. Frage: Welche Herausforderungen birgt die Übersetzung des Pali-Kanons?
Antwort: Die Übersetzung des Pali-Kanons in moderne Sprachen wie Deutsch birgt erhebliche Herausforderungen. Dazu gehören: Sprachliche Komplexität: Pali ist eine alte indische Sprache mit einer eigenen Grammatik, Syntax und einem reichen Vokabular, für das es oft keine direkten Äquivalente in westlichen Sprachen gibt. Viele Pali-Begriffe haben multiple Bedeutungsebenen. Kultureller Kontext: Die Texte sind tief im kulturellen, sozialen und philosophischen Kontext des alten Indien verwurzelt. Ein Verständnis dieses Kontextes ist für eine adäquate Übersetzung unerlässlich. Philosophische Tiefe: Viele Lehrreden behandeln subtile und tiefgründige philosophische Konzepte, deren genaue Bedeutung schwer zu erfassen und in einer anderen Sprache präzise wiederzugeben ist. Mündliche Tradition: Der Stil der Texte ist oft von der mündlichen Überlieferung geprägt (z.B. Wiederholungen, formelhafte Wendungen), was in einer schriftlichen Übersetzung manchmal sperrig wirken kann. Interpretationsspielraum: Trotz aller Bemühungen um Genauigkeit bleibt oft ein gewisser Interpretationsspielraum, und verschiedene Übersetzer können zu unterschiedlichen Wiedergaben gelangen, beeinflusst durch ihre eigene Schulrichtung, ihr Verständnis oder ihre Zielgruppe. Umfang: Der Pali-Kanon ist außerordentlich umfangreich, was die Übersetzung zu einem langwierigen und ressourcenintensiven Unterfangen macht. Die Arbeit von Pionieren wie Karl Eugen Neumann und Nyanatiloka zeigt, dass eine Übersetzung nicht nur philologische Genauigkeit, sondern auch ein tiefes Verständnis des Dhamma erfordert, um dem Geist und der Intention der ursprünglichen Lehren gerecht zu werden. Die Lehrmethoden Buddhas, einschließlich seiner Anpassungsfähigkeit, des Gebrauchs von Dialogen und Gleichnissen, der stufenweisen Unterweisung und der Förderung kritischen Denkens, bilden ein kohärentes und hochentwickeltes pädagogisches System. Es zielte darauf ab, den Einzelnen von seinem jeweiligen Verständnisstand abzuholen und schrittweise zu tieferer Einsicht und eigener Verwirklichung zu führen, anstatt bloßes Wissen dogmatisch zu vermitteln. Der durchgehende Pragmatismus, der die Wirksamkeit der Lehre bei der Leidensminderung in den Vordergrund stellt, ist dabei ein Schlüsselmerkmal.
XI. Allgemeine Fragen und Antworten zum Buddhismus
94. Frage: Was bedeutet „Buddha“ wörtlich?
Antwort: Das Wort „Buddha“ ist ein Titel, kein Eigenname. Es stammt aus dem Pali bzw. Sanskrit und bedeutet „der Erwachte“, „der Erleuchtete“. Es bezeichnet ein Wesen, das aus eigener Kraft die volle Erkenntnis der Wahrheit (Dhamma) erlangt und somit das Leiden überwunden hat.
95. Frage: Was sind die „Drei Juwelen“ des Buddhismus?
Antwort: Die Drei Juwelen (Tiratana) sind die drei grundlegenden Zufluchtsobjekte im Buddhismus. Indem man Zuflucht zu ihnen nimmt, bekundet man seine Absicht, dem buddhistischen Pfad zu folgen. Sie sind: Der Buddha: Der Erleuchtete, der Lehrer, der den Weg zur Befreiung aufgezeigt hat. Der Dhamma: Die Lehre des Buddha, die Wahrheit und der Weg zur Befreiung. Der Sangha: Die Gemeinschaft der Praktizierenden, im engeren Sinne die Gemeinschaft der ordinierten Mönche und Nonnen, im weiteren Sinne die Gemeinschaft aller, die den Pfad ernsthaft gehen.
96. Frage: Was sind die „Drei Daseinsmerkmale“ noch einmal zusammengefasst?
Antwort: Die Drei Daseinsmerkmale (Tilakkhaṇa) sind: Vergänglichkeit (Anicca): Alles Bedingte ist unbeständig und verändert sich ständig. Leidhaftigkeit (Dukkha): Alles Bedingte ist letztlich unbefriedigend und potenziell leidvoll. Nicht-Selbst (Anattā): In keinem bedingten Phänomen gibt es einen ewigen, unveränderlichen Wesenskern oder eine Seele.
97. Frage: Wie wird man Buddhist?
Antwort: Buddhist wird man nicht durch eine formelle Taufe oder ein staatliches Bekenntnis, da der Buddhismus in vielen westlichen Ländern keine anerkannte Religionsgemeinschaft im staatskirchenrechtlichen Sinne ist. Man wird Buddhist, indem man innerlich beschließt, Zuflucht zu den Drei Juwelen – Buddha, Dhamma (die Lehre) und Sangha (die Gemeinschaft) – zu nehmen. Dies kann durch den Anschluss an eine buddhistische Gruppe oder Gemeinschaft geschehen, ist aber primär eine persönliche Entscheidung und Ausrichtung.
98. Frage: Gibt es im Buddhismus einen Schöpfergott?
Antwort: Die meisten buddhistischen Traditionen, insbesondere der Theravada-Buddhismus, der auf dem Pali-Kanon basiert, kennen keinen allmächtigen Schöpfergott, der die Welt erschaffen hat und lenkt. Der Buddhismus ist eine nicht-theistische Religion, die den Fokus auf die eigene Anstrengung und die Entwicklung von Weisheit und Mitgefühl zur Überwindung des Leidens legt. Die Existenz von Göttern (Devas) wird zwar in der buddhistischen Kosmologie anerkannt, diese sind aber selbst Teil des Kreislaufs der Wiedergeburten (Saṃsāra) und nicht allmächtig oder ewig.
99. Frage: Was ist der Unterschied zwischen Hinayana und Mahayana?
Antwort: Hinayana („Kleines Fahrzeug“) und Mahayana („Großes Fahrzeug“) sind zwei Hauptströmungen des Buddhismus, die sich historisch entwickelt haben. Hinayana ist ein Begriff, der von Anhängern des Mahayana geprägt wurde und sich auf ältere buddhistische Schulen bezieht, von denen heute hauptsächlich der Theravada-Buddhismus existiert. Der Theravada selbst lehnt die Bezeichnung Hinayana als abwertend ab. Der Fokus liegt hier auf der individuellen Erleuchtung (Erreichen des Arahat-Zustands) durch die Befolgung der ursprünglichen Lehren Buddhas, wie sie im Pali-Kanon überliefert sind. Mahayana entstand später und betont das Ideal des Bodhisattva – eines Wesens, das die eigene endgültige Erleuchtung aufschiebt, um allen fühlenden Wesen zur Befreiung zu verhelfen. Im Mahayana gibt es eine größere Vielfalt an Sutras (oft in Sanskrit verfasst), philosophischen Schulen (z.B. Madhyamaka, Yogācāra) und Buddhas/Bodhisattvas, die verehrt werden können. Der Zen-Buddhismus und der Tibetische Buddhismus sind bekannte Mahayana-Traditionen.
100. Frage: Spielt der Pali-Kanon heute noch eine große Rolle im Buddhismus?
Antwort: Ja, der Pali-Kanon spielt auch heute noch eine sehr große und zentrale Rolle im Buddhismus, insbesondere für die Theravada-Tradition, die in Ländern wie Sri Lanka, Thailand, Myanmar, Laos und Kambodscha vorherrscht. Für Theravada-Buddhisten ist er die autoritative Sammlung der Lehren Buddhas und die Grundlage ihrer Praxis und Philosophie. Auch im säkularen Buddhismus und für viele westliche Buddhisten ist der Pali-Kanon eine wichtige Quelle, da er als die ursprünglichste Überlieferung der Gedanken und Lehren des historischen Buddha gilt. Selbst in Mahayana-Traditionen werden die grundlegenden Lehren, die im Pali-Kanon enthalten sind (wie die Vier Edlen Wahrheiten oder der Achtfache Pfad), oft als Basis anerkannt, auch wenn sie durch spätere Sutras und Lehren ergänzt und erweitert werden.
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Die Welt des Buddha
In welchem Umfeld lebte und lehrte der historische Buddha Siddhartha Gautama? Reise zurück ins Nordindien des 5. Jahrhunderts v. Chr. und erkunde die sozialen, politischen und geistigen Strömungen dieser Zeit. Lerne die wichtigsten Persönlichkeiten kennen, die den Buddha umgaben – seine Schülerinnen und Schüler, seine Familie, Unterstützer und auch Gegenspieler. Dieser historische Kontext hilft dir, die Lehren lebendiger und greifbarer zu verstehen.