Metaphysische Elemente

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Metaphysische Elemente (Wiedergeburt, Höllenwelten, Götter)

Der Kontrast zwischen der wörtlichen Kosmologie traditioneller Schulen und den psychologischen, metaphorischen Deutungen im modernen Buddhismus.

Die metaphysischen Elemente des Buddhismus, wie die Vorstellungen von Wiedergeburt in verschiedenen Daseinsbereichen, Höllenwelten und Göttern, sind integraler Bestandteil der traditionellen buddhistischen Kosmologie.

Umgang traditioneller Schulen

Traditionelle buddhistische Schulen, sowohl im Theravāda als auch im Mahāyāna, akzeptieren die Wiedergeburt in verschiedenen Daseinsbereichen als wörtliche Realität, die durch Karma bestimmt wird. Diese sechs Daseinsbereiche (gatis) umfassen Götter, Halbgötter, Menschen, Tiere, Hungergeister und Höllenwesen. Der spezifische Daseinsbereich der Wiedergeburt wird durch das angesammelte Karma bestimmt. Zum Beispiel führt Stolz zur Wiedergeburt als Gott, Eifersucht zu Halbgöttern, Begehren und Anhaften zu Menschen, Dummheit zu Tieren, Geiz und Gier zu Hungergeistern und Abneigung, Zorn und Hass zu Höllenwesen. Der menschliche Bereich wird als besonders wertvoll für die Befreiung angesehen.

Die Existenz von Göttern (Devas) und Geisterwelten wird traditionell nicht bestritten. Traditionelle Texte enthalten zahlreiche Berichte über göttliche und jenseitige Ebenen. Götter (Devas, Brahmas, Nāgas) sind Teil der buddhistischen Kosmologie. Es wird jedoch betont, dass selbst Götter der Unbeständigkeit und dem Kreislauf des Karmas unterliegen. Das Rad des Lebens (Bhavachakra) dient als symbolische und oft wörtliche Darstellung des Samsara, des kontinuierlichen Kreislaufs der Existenz, der durch Unwissenheit und Begehren angetrieben wird.

Traditionelle buddhistische Schulen, insbesondere Theravāda und der frühe Mahāyāna, operieren innerhalb eines umfassenden kosmologischen Rahmens, der mehrere Daseinsbereiche umfasst. Diese Bereiche sind nicht nur abstrakte Konzepte, sondern werden als wörtliche, durch Karma bestimmte Ziele verstanden. Das Rad des Lebens (Bhavachakra) fasst dieses gesamte System visuell zusammen. Dies verdeutlicht, dass das traditionelle Verständnis von Karma und Wiedergeburt tief in einer spezifischen, oft wörtlichen, metaphysischen Weltanschauung verwurzelt ist. Die wörtliche Akzeptanz dieser Bereiche bietet eine starke motivationale Kraft für ethisches Verhalten (Vermeidung niedrigerer Bereiche, Streben nach höheren oder menschlicher Geburt zur Befreiung) und unterstreicht die Dringlichkeit, dem Samsara zu entkommen. Für traditionelle Praktizierende sind dies nicht nur Metaphern, sondern reale Möglichkeiten, die ihre spirituelle Praxis beeinflussen.

Moderne Interpretationen (z.B. metaphorisch)

Im Gegensatz zu den traditionellen Auffassungen tendieren moderne Interpretationen, insbesondere im säkularen und westlichen Buddhismus, zu einer metaphorischen oder psychologischen Deutung metaphysischer Elemente. Moderne Lehrende interpretieren diese Bereiche oft metaphorisch, wobei „Höllenwelten“ als psychologische Zustände des Leidens verstanden werden. So wird beispielsweise betont, dass „Samsara nicht die Umgebung ist, in der wir leben. Samsara ist unser Körper und Geist unter dem Einfluss von Leiden und Karma“. Dies ist eine deutliche psychologische Neuinterpretation.

Einige säkulare Buddhisten akzeptieren übernatürliche Bezüge agnostisch, als Ausdruck der Art und Weise, wie antike Schriftsteller ihr Verständnis von Geist und Welt formulierten. Das Ziel ist es, den Buddhismus für westliche Zielgruppen, die Schwierigkeiten mit übernatürlichen Vorstellungen haben, zugänglich zu machen. Das „Rad des Lebens“ wird dabei als Darstellung von Zuständen gesehen, die „eher wie Träume“ sind als wirklich existent.

Es gibt eine Tendenz zur Ablehnung metaphysischer Spekulationen. Der Buddha selbst weigerte sich, auf große spekulative Fragen seiner Zeit zu antworten, und der Dharma war ursprünglich eine Anleitung zum ethischen Leben, nicht eine Abhandlung über die Natur der Realität. Stephen Batchelor verzichtet explizit auf „Metaphysik (einschließlich Wiedergeburt), Wunder oder jeglichen Hinweis auf das Transzendente“. Metaphysik wird als Spekulation über Existenzen definiert, die sich der sinnlichen Wahrnehmung und der Verstandesarbeit entziehen. Moderne Interpretationen priorisieren oft empirische Evidenz und wissenschaftliches Verständnis.

Die Analyse zeigt eine klare Tendenz im modernen, insbesondere westlichen, Buddhismus, sich von einem wörtlichen, kosmologischen Verständnis metaphysischer Elemente hin zu einer psychologischen und ethischen Deutung zu bewegen. Höllenbereiche werden als psychische Zustände des Leidens umgedeutet, und der gesamte Kreislauf des Samsara wird als Verstrickung von Körper und Geist unter dem Einfluss von Leiden und Karma betrachtet. Diese Neuausrichtung bringt den Buddhismus mit modernen wissenschaftlichen Ansichten in Einklang und macht ihn unmittelbar relevant für persönliches Wohlbefinden und ethisches Verhalten im gegenwärtigen Leben. Diese Neuinterpretation ermöglicht es dem Buddhismus, sich in säkulare Gesellschaften zu integrieren, ohne die Einhaltung übernatürlicher Glaubenssätze zu erfordern. Sie transformiert die traditionelle Kosmologie in eine Karte innerer psychologischer Landschaften und ethischer Konsequenzen. Es wirft jedoch auch Fragen nach dem Verlust traditioneller narrativer Tiefe und der potenziellen Verwässerung der „Befreiung aus Samsara“ auf, wenn Samsara nicht mehr als ein wörtlicher Kreislauf der Wiedergeburten über verschiedene Bereiche hinweg verstanden wird.

Tabelle 4: Historische und Moderne Perspektiven auf Metaphysische Elemente

Kriterium Traditionell (Theravāda/Mahāyāna) Modern (Metaphorisch/Säkular)
Wiedergeburt in Daseinsbereichen Wörtlich, durch Karma bestimmt (6 Gatis: Götter, Halbgötter, Menschen, Tiere, Hungergeister, Höllenwesen) Psychologische Zustände, Kontinuität von Verhaltensmustern (z.B. „Hölle“ als Zustand von Hass, „Götterwelt“ als Stolz)
Höllenwelten Wörtlich, extreme Leiden als karmische Folge Psychische Zustände von Leid, Paranoia, Reue im Hier und Jetzt
Götterwelten Wörtlich, Devas/Brahmas existieren, aber vergänglich und dem Karma unterworfen Metaphorisch für höhere Bewusstseinszustände oder abgelehnt; Agnostizismus gegenüber ihrer Existenz
Rad des Lebens Wörtliche Darstellung des Samsara-Kreislaufs, der durch Unwissenheit und Begehren angetrieben wird Symbol für psychologische Prozesse und Verhaltensmuster, „eher wie Träume“
Hauptfokus Transzendenz des Samsara als literal cycle, Motivation für ethisches Handeln zur Erlangung einer günstigen Wiedergeburt oder Befreiung Fokus auf ethisches Leben und psychisches Wohlbefinden im Diesseits, Transformation innerer Zustände

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