Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva)

Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva)
Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva)
Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva)

Sammā Ājīva – Rechter Lebenserwerb im Palikanon

Ethik im Alltag: Die Bedeutung des Rechten Lebenserwerbs für Laien und Ordensangehörige

I. Einleitung: Der Stellenwert des Rechten Lebenserwerbs im Buddhismus

A. Begrüßung und Einführung

Der buddhistische Weg zur Befreiung vom Leiden (dukkha) ist ein umfassender Pfad der geistigen und ethischen Schulung. Ein wesentlicher, oft im Alltag präsenter Aspekt dieses Weges ist Sammā Ājīva, der Rechte Lebenserwerb. Dieser Begriff aus der Pali-Sprache, der Sprache der ältesten buddhistischen Schriften, bezeichnet die rechte, ethisch korrekte Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Bedeutung eines solchen Lebenserwerbs ist fundamental, da die Art, wie wir unsere materiellen Bedürfnisse decken, tiefgreifende Auswirkungen auf unseren Geist, unser Karma und unsere Beziehungen zu anderen Lebewesen hat. Dies gilt sowohl für Laienanhänger, die mitten im weltlichen Leben stehen, als auch für Mönche und Nonnen, für die noch strengere Regeln gelten.

Dieser Bericht zielt darauf ab, den Begriff Sammā Ājīva zu definieren und seinen Kontext innerhalb der buddhistischen Lehre, insbesondere des Edlen Achtfachen Pfades, zu beleuchten. Es wird erläutert, was unter rechtem und falschem Lebenserwerb verstanden wird, und es werden zentrale Lehrreden (Suttas) aus den vier Hauptsammlungen (Nikāyas) des Palikanons vorgestellt, die diesen Aspekt der Praxis besonders beleuchten.

B. Zielsetzung des Berichts

Das Hauptanliegen dieses Berichts ist es, den Pali-Begriff Sammā Ājīva für interessierte Leserinnen und Leser mit Bedeutung zu füllen. Es sollen konkrete Verweise auf die Originaltexte des Palikanon gegeben werden, primär über die Online-Ressource SuttaCentral, um ein tiefergehendes Selbststudium zu ermöglichen. Der Bericht richtet sich an deutschsprachige Laien des Buddhismus, sowohl an jene mit Vorkenntnissen als auch an Einsteiger, die einen fundierten Zugang zu diesem wichtigen Thema suchen.

II. Sammā Ājīva – Rechter Lebenserwerb im Detail

A. Definition und Kernprinzip

Der Begriff Sammā Ājīva setzt sich zusammen aus sammā, was „recht“, „richtig“, „vollkommen“ oder „wie es sein sollte“ bedeutet, und ājīva, was „Lebensunterhalt“, „Lebensweise“ oder „Erwerb“ meint. Sammā Ājīva bezeichnet somit die ethisch richtige Art, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Das Grundprinzip des Rechten Lebenserwerbs ist tief in der buddhistischen Ethik der Nichtschädigung (ahiṃsā) verwurzelt. Es geht darum, den Lebensunterhalt auf eine Weise zu verdienen, die weder sich selbst noch anderen Lebewesen bewusst Schaden zufügt. Dies impliziert Ehrlichkeit in geschäftlichen Angelegenheiten, Rechtschaffenheit im Beruf und die Vermeidung von Betrug, Ausbeutung und Gewalt. Der Lebenserwerb soll nicht nur materiellen Wohlstand sichern, sondern auch im Einklang mit den ethischen Prinzipien des Pfades stehen.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die zugrundeliegende Intention (cetanā). Die ethische Qualität einer Handlung, einschließlich der beruflichen Tätigkeit, wird im Buddhismus maßgeblich durch die Absicht bestimmt, die ihr zugrunde liegt. Ein Lebenserwerb, der von Gier (lobha), Hass (dosa) oder Verblendung (moha) angetrieben wird, gilt als unheilsam (akusala). Rechter Lebenserwerb hingegen ist motiviert durch Nicht-Gier (alobha, z.B. Großzügigkeit), Nicht-Hass (adosa, z.B. Wohlwollen, Mitgefühl) und Nicht-Verblendung (amoha, Weisheit). Es reicht also nicht aus, nur bestimmte Berufe zu meiden; die Art und Weise, wie eine Tätigkeit ausgeübt wird, und die Motivation dahinter sind ebenso entscheidend.

Die Grundlage für einen wahrhaft rechten Lebenserwerb liegt somit in der Rechten Einsicht (Sammā Diṭṭhi), dem Verständnis der karmischen Zusammenhänge und der Prinzipien von Leid und Befreiung. Die äußere Handlung des Lebenserwerbs ist untrennbar mit der inneren Geisteshaltung verbunden.

B. Abgrenzung: Micchā Ājīva (Falscher Lebenserwerb)

Das direkte Gegenteil von Sammā Ājīva ist Micchā Ājīva, der falsche oder verkehrte Lebenserwerb. Dieser Begriff bezeichnet jede Art des Broterwerbs, die auf unehrliche, schädliche, ausbeuterische oder ethisch verwerfliche Weise erfolgt und somit Leiden für sich selbst oder andere verursacht.

Die Fünf Verbotenen Handelsbereiche für Laien (AN 5.177):

Eine besonders klare und häufig zitierte Definition von Micchā Ājīva für Laienanhänger findet sich in der Vaṇijjā Sutta (Die Lehrrede über den Handel) aus dem Aṅguttara Nikāya. Darin nennt der Buddha fünf spezifische Arten des Handels oder Geschäfts (vaṇijjā), die von einem Laien gemieden werden sollten:

  1. Handel mit Waffen (sattha-vaṇijjā): Die Herstellung oder der Verkauf von Instrumenten, die dazu bestimmt sind, Lebewesen zu verletzen oder zu töten.
  2. Handel mit Lebewesen (satta-vaṇijjā): Dies umfasst den Handel mit Menschen (Sklavenhandel, Zwangsprostitution) sowie die Zucht und den Verkauf von Tieren zur Schlachtung.
  3. Handel mit Fleisch (maṃsa-vaṇijjā): Die Produktion, Verarbeitung (Metzgerei) und der Verkauf von Fleisch, was notwendigerweise das Töten von Tieren voraussetzt.
  4. Handel mit Rauschmitteln (majja-vaṇijjā): Die Herstellung oder der Verkauf von Alkohol und anderen Substanzen, die zu Rausch, Unachtsamkeit und Kontrollverlust führen.
  5. Handel mit Giften (visa-vaṇijjā): Die Herstellung oder der Verkauf von Substanzen, die dazu bestimmt sind, Lebewesen zu schaden oder zu töten.

Diese fünf Verbote zielen direkt darauf ab, die Beteiligung an Aktivitäten zu verhindern, die unmittelbar großes Leid und Schaden verursachen: Gewalt und Töten (Waffen, Fleisch, Gifte), Ausbeutung und Versklavung (Lebewesen) sowie der Verlust von Achtsamkeit und moralischer Hemmung (Rauschmittel). Sie sind eine konkrete Anwendung des Prinzips der Nichtschädigung (ahiṃsā) auf den wirtschaftlichen Bereich des Laienlebens.

Die Interpretation des „Handels mit Lebewesen“ kann dabei differenziert betrachtet werden; während der Text Prostitution einschließen kann, deuten andere Stellen im Kanon darauf hin, dass das Hauptaugenmerk auf der Vermeidung von Ausbeutung und Zwang liegt, wie etwa im Sklavenhandel. Die Kernabsicht bleibt jedoch die Vermeidung von Schaden und Ausbeutung.

Falscher Lebenserwerb für Ordensangehörige (DN 2):

Für buddhistische Mönche (bhikkhus) und Nonnen (bhikkhunīs) sind die Regeln bezüglich des Lebenserwerbs wesentlich strenger, da ihr Leben vollständig der Entsagung (nekkhamma) und der spirituellen Praxis gewidmet ist. Das Sāmaññaphala Sutta (DN 2) enthält eine ausführliche Darlegung der ethischen Richtlinien (sīla) für Mönche, die verschiedene Formen des falschen Lebenserwerbs explizit ausschließen. Dazu gehören unter anderem:

  • Jegliche Form des Kaufens und Verkaufens.
  • Das Annehmen von Gold und Silber (Geld).
  • Das Annehmen unpassender Gaben wie rohes Getreide, rohes Fleisch, Frauen, Sklaven, Nutztiere etc..
  • Das Ausüben von Botengängen oder Vermittlertätigkeiten.
  • Das Betreiben sogenannter „niederer Künste“ (tiracchāna-vijjā) zur Gewinnerzielung, wie Wahrsagerei, Astrologie, Traumdeutung, Handlesen, das Erstellen von Horoskopen, das Sprechen von Schutzzaubern oder das Praktizieren bestimmter medizinischer Tätigkeiten (z.B. Verabreichen von Abführmitteln, chirurgische Eingriffe) mit dem Ziel des Erwerbs.
  • Generell jede Tätigkeit, die auf Schmeichelei, Andeutungen, Abwertung anderer oder Streben nach Gewinn durch Gewinn basiert, um Gaben zu erhalten.

Diese umfassenden Einschränkungen für Ordensangehörige spiegeln deren vollständige Abkehr von weltlichen Verstrickungen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten wider. Während Laienanhänger danach streben, Ethik in ihr weltliches Leben und ihren Beruf zu integrieren, zielt das monastische Ideal auf völlige Entsagung und Konzentration auf den Befreiungsweg ab. Der Unterschied in den Regeln reflektiert die unterschiedlichen Lebensumstände und Ziele dieser beiden Gruppen innerhalb der buddhistischen Gemeinschaft.

III. Kontext: Der Edle Achtfache Pfad ( Ariya Aṭṭhaṅgika Magga )

A. Der Pfad zur Befreiung

Sammā Ājīva ist kein isoliertes Gebot, sondern ein integraler Bestandteil eines größeren, systematischen Weges – des Edlen Achtfachen Pfades (Ariya Aṭṭhaṅgika Magga). Dieser Pfad ist die vierte der Vier Edlen Wahrheiten, die der Buddha in seiner ersten Lehrrede darlegte: die Wahrheit vom Weg, der zur Aufhebung des Leidens (dukkha nirodha gāminī paṭipadā) führt. Er stellt den „Mittleren Weg“ dar, der die Extreme von Sinnesvergnügen und Selbstkasteiung meidet.

Der Edle Achtfache Pfad umfasst acht miteinander verbundene Faktoren oder Glieder:

  1. Rechte Einsicht (Sammā Diṭṭhi)
  2. Rechte Absicht (Sammā Saṅkappa)
  3. Rechte Rede (Sammā Vācā)
  4. Rechtes Handeln (Sammā Kammanta)
  5. Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva)
  6. Rechtes Streben (Sammā Vāyāma)
  7. Rechte Achtsamkeit (Sammā Sati)
  8. Rechte Sammlung (Sammā Samādhi)

B. Die Ethik-Gruppe ( Sīla )

Diese acht Pfadglieder werden traditionell in drei Hauptgruppen unterteilt, die den Fortschritt auf dem Weg widerspiegeln:

  • Weisheit (Paññā): Rechte Einsicht (1) und Rechte Absicht (2).
  • Sittlichkeit/Ethik (Sīla): Rechte Rede (3), Rechtes Handeln (4) und Rechter Lebenserwerb (5).
  • Sammlung/Vertiefung (Samādhi): Rechtes Streben (6), Rechte Achtsamkeit (7) und Rechte Sammlung (8).

Sammā Ājīva gehört somit zur Gruppe der ethischen Richtlinien (Sīla). Diese Gruppe bildet die Grundlage für die gesamte spirituelle Praxis. Rechte Rede (Sammā Vācā) bezieht sich auf den ethischen Gebrauch der Sprache, Rechtes Handeln (Sammā Kammanta) auf ethisches körperliches Verhalten, und Rechter Lebenserwerb (Sammā Ājīva) erweitert diese Prinzipien auf den Bereich der beruflichen Tätigkeit und des Broterwerbs.

Das Praktizieren von Sīla ist mehr als nur das Befolgen von Verboten. Es ist eine aktive Kultivierung von heilsamem Verhalten (kusala kamma), das darauf abzielt, Schaden für sich und andere zu vermeiden. Ethisches Verhalten schafft äußere und innere Harmonie, reduziert Schuldgefühle, Reue und geistige Unruhe.

Ein Geist, der durch ethisches Verhalten beruhigt ist, bildet die notwendige Voraussetzung für die Entwicklung von geistiger Sammlung (Samādhi) und tiefem Verständnis oder Weisheit (Paññā). Die Sīla-Faktoren sind somit nicht nur vorbereitend, sondern bedingen aktiv den Fortschritt auf dem gesamten Pfad, indem sie den Geist von groben Verunreinigungen befreien und ihn für tiefere meditative Erfahrungen und Einsichten empfänglich machen.

IV. Sammā Ājīva in den Lehrreden des Buddha (Suttas)

Der Palikanon enthält zahlreiche Lehrreden (Suttas), die den Rechten Lebenserwerb direkt oder indirekt behandeln. Einige Schlüsseltexte aus den vier Hauptsammlungen (Nikāyas) sollen hier vorgestellt werden.

A. Zentrale Texte aus Dīgha Nikāya (DN) & Majjhima Nikāya (MN)

  • DN 2: Sāmaññaphala Sutta (Die Früchte des Asketenlebens)
    • Kontext: Diese bedeutende Lehrrede berichtet von einem Gespräch zwischen dem Buddha und König Ajātasattu von Magadha. Der König fragt den Buddha nach den sichtbaren Früchten eines Lebens als Asket (Mönch).
    • Relevanz für Ājīva: Im Zuge der Beschreibung des buddhistischen Übungsweges (Ethik, Sammlung, Weisheit) legt der Buddha ausführlich die ethischen Regeln (Sīla) für Mönche dar. Hier finden sich die umfangreichsten Listen von Tätigkeiten, die als falscher Lebenserwerb (micchā ājīva) für Ordensangehörige gelten (Handel, bezahlte Dienste, Wahrsagerei etc.).
    • Quelle: Dīgha Nikāya 2, Sāmaññaphala Sutta. Verfügbar auf SuttaCentral.net.
  • MN 117: Mahācattārīsaka Sutta (Die Große Vierzig)
    • Kontext: Diese Lehrrede bietet eine tiefgehende Analyse des Edlen Achtfachen Pfades und betont die zentrale Rolle der Rechten Einsicht (Sammā Diṭṭhi).
    • Relevanz für Ājīva: Sammā Ājīva wird hier als einer der sieben Faktoren dargestellt, die als notwendige Unterstützung (parikkhāra) für die Entwicklung der Rechten Sammlung (Sammā Samādhi) dienen. Die Sutta unterstreicht, dass ein ethischer Lebenserwerb im Kontext des gesamten Pfades steht und von der richtigen Sichtweise geleitet werden muss.
    • Mundan vs. Supramundan: Unterscheidet explizit zwischen einem weltlichen (lokiya) Rechten Lebenserwerb (motiviert durch Karmaverständnis) und einem überweltlichen (lokuttara), der als Teil des Pfadbewusstseins zur Befreiung führt.
    • Quelle: Majjhima Nikāya 117, Mahācattārīsaka Sutta. Verfügbar auf SuttaCentral.net.

B. Ein Dediziertes Kapitel im Samyutta Nikaya (SN)

  • SN 45: Magga Saṃyutta (Das Kapitel über den Pfad)
    • Bedeutung: Der Samyutta Nikāya widmet ein ganzes Kapitel dem Edlen Achtfachen Pfad.
    • Relevanz für Ājīva: Zahlreiche kurze Suttas definieren und erläutern Sammā Ājīva im Kontext des Pfades. Ein Beispiel ist die Maggavibhaṅga Sutta (SN 45.8), die Sammā Ājīva definiert als: „Und was, ihr Mönche, ist rechter Lebenserwerb? Da meidet ein edler Schüler unrechten Lebenserwerb und bestreitet seinen Lebensunterhalt durch rechten Lebenserwerb.“.
    • Quelle: Samyutta Nikāya 45, Magga Saṃyutta. Verfügbar auf SuttaCentral.net.

C. Wichtige Reden für Laien aus dem Aṅguttara Nikāya (AN)

Der Aṅguttara Nikāya enthält viele Lehrreden, die sich direkt an Laien richten.

  • AN 5.177: Vaṇijjā Sutta (Handel)
    • Inhalt: Listet die fünf Arten des Handels auf, die ein Laienanhänger meiden sollte: Handel mit Waffen, Lebewesen, Fleisch, Rauschmitteln und Giften.
    • Bedeutung: Bietet eine klare Richtlinie für ethische Grenzen im Geschäftsleben von Laien.
    • Quelle: Aṅguttara Nikāya 5.177, Vaṇijjā Sutta. Verfügbar auf SuttaCentral.net.
  • AN 8.54: Dīghajāṇu (Vyagghapajja) Sutta (An Dīghajāṇu)
    • Kontext: Der Laie Dīghajāṇu bittet den Buddha um Lehren für Glück und Wohlstand in diesem und im nächsten Leben.
    • Inhalt – Glück in diesem Leben: Der Buddha nennt vier Bedingungen: Fleiß im Beruf (Uṭṭhāna-sampadā), Schutz des erworbenen Vermögens (Ārakkha-sampadā), gute Freundschaft (Kalyāṇamittatā) und einen ausgeglichenen Lebensstil (Sama-jīvikatā), der Verschwendung und Geiz meidet.
    • Inhalt – Glück im zukünftigen Leben: Vier weitere Bedingungen: Vertrauen (Saddhā-sampadā), Tugend (Sīla-sampadā, Einhaltung der Fünf Silas), Freigebigkeit (Cāga-sampadā) und Weisheit (Paññā-sampadā).
    • Bedeutung: Zeigt, dass der Buddhismus ein erfülltes Laienleben unterstützt und ethischen Lebenserwerb (implizit in Fleiß, Schutz des Vermögens und ausgewogenem Lebensstil) in einen umfassenden Rahmen für weltliches Wohlergehen und spirituellen Fortschritt integriert. Bietet praktische Ratschläge für Laien.
    • Quelle: Aṅguttara Nikāya 8.54, Dīghajāṇu Sutta (auch Vyagghapajja Sutta genannt). Verfügbar auf SuttaCentral.net.

D. Übersichtstabelle der genannten Suttas

Nikāya Sutta Nr. Pali Name Deutscher Titel (gebräuchlich) Relevanz für Sammā Ājīva Link zu SuttaCentral (Englisch/Deutsch)
DN 2 Sāmaññaphala Sutta Die Früchte des Asketenlebens Enthält detaillierte Listen von Micchā Ājīva (falschem Lebenserwerb) für Mönche. DN 2
MN 117 Mahācattārīsaka Sutta Die Große Vierzig Erklärt Sammā Ājīva als Teil des Pfades, betont die Rolle von Sammā Diṭṭhi, unterscheidet weltliche/überweltliche Aspekte. MN 117
SN 45 Magga Saṃyutta Das Kapitel über den Pfad Umfassende Sammlung von Suttas über den Achtfachen Pfad, enthält Definitionen und Erklärungen zu Sammā Ājīva (z.B. SN 45.8). https://suttacentral.net/sn45
AN 5.177 Vaṇijjā Sutta Handel Listet die fünf Arten des Handels auf, die Laien meiden sollten (Kern von Micchā Ājīva für Laien). AN 5.177
AN 8.54 Dīghajāṇu Sutta (Vyagghapajja Sutta) An Dīghajāṇu Gibt praktische Ratschläge für Laien zu Wohlstand und Glück (dieses/nächstes Leben), integriert ethischen Lebenserwerb (sama-jīvikatā) in einen ganzheitlichen Ansatz. AN 8.54

V. Zusammenfassung und Ausblick

A. Kernpunkte

  • Sammā Ājīva, der Rechte Lebenserwerb, ist ein essentieller Bestandteil des Edlen Achtfachen Pfades im Buddhismus.
  • Er bezeichnet das Bestreiten des Lebensunterhalts auf eine Weise, die ethisch korrekt ist und weder sich selbst noch anderen Lebewesen Schaden zufügt.
  • Dies steht im Gegensatz zu Micchā Ājīva, dem falschen Lebenserwerb, der insbesondere für Laien durch den Verzicht auf fünf schädliche Handelsarten (Waffen, Lebewesen, Fleisch, Rauschmittel, Gifte) konkretisiert wird.
  • Die Praxis geht über die Berufswahl hinaus und erfordert eine innere Haltung der Nicht-Gier, des Nicht-Hasses und der Weisheit, basierend auf Rechter Einsicht (Sammā Diṭṭhi).
  • Als Teil der Sīla-Gruppe schafft Sammā Ājīva die Grundlage für Geistige Ruhe (Samādhi) und Weisheit (Paññā).

B. Relevanz für die heutige Praxis

Die Prinzipien des Rechten Lebenserwerbs bieten auch in der modernen Arbeitswelt wertvolle Orientierung. Sie laden zur Reflexion ein:

  • Verursacht meine Arbeit Schaden?
  • Ist meine Arbeit von Gier oder Mitgefühl geprägt?
  • Bin ich ehrlich und fair?
  • Fördert oder behindert meine Arbeit meine spirituelle Praxis?

Es geht um bewusste ethische Entscheidungen im gegebenen Rahmen. Die Auseinandersetzung mit Sammā Ājīva kann zu einem bewussteren, verantwortungsvolleren und erfüllenderen Arbeitsleben führen.

Die in diesem Bericht vorgestellten Lehrreden bieten eine reiche Quelle für weitere Studien. Die Beschäftigung mit den Originaltexten kann das Verständnis vertiefen und zur Integration der buddhistischen Ethik in den Alltag inspirieren.

VI. Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente

Die folgenden Lehrreden aus dem Palikanon wurden in diesem Bericht erwähnt und sind über SuttaCentral.net zugänglich (Links führen primär zu englischen Übersetzungen, deutsche Übersetzungen sind teilweise verfügbar):

A. Primärquellen (Suttas)

B. Ausgewählte Referenzen (Domains):

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