Hauptschüler & Mönche

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Ein Überblick über die zentralen Mönche im Umfeld des Buddha

Einleitung

Im Zentrum der frühen buddhistischen Gemeinschaft stand der Orden der Mönche (Bhikkhu-Sangha), eine Gemeinschaft von Männern, die ihr weltliches Leben aufgegeben hatten, um sich ganz dem vom Buddha gewiesenen Weg zur Befreiung zu widmen. An der Spitze dieser Gemeinschaft standen die Hauptschüler (Pali: aggasāvaka), allen voran Sāriputta und Mahā Moggallāna, die der Buddha selbst als seine „rechten und linken Hände“ bezeichnete. Neben ihnen gab es eine Reihe weiterer herausragender Mönche (Theras), die durch besondere Fähigkeiten, tiefes Verständnis oder vorbildliche Praxis hervorstachen.

Diese Mönche waren die engsten Vertrauten des Buddha. Sie empfingen seine Lehren direkt, klärten Fragen, diskutierten den Dhamma untereinander und trugen maßgeblich zur Systematisierung und Weitergabe bei. Ihre Bedeutung für die Bewahrung der Lehre nach dem Tod des Buddha kann kaum überschätzt werden, insbesondere ihre Rolle beim Ersten Konzil, wo unter der Leitung von Mahākassapa die Lehrreden (Dhamma) und die Ordensregeln (Vinaya) rezitiert und kodifiziert wurden.

Die Vielfalt dieser Persönlichkeiten ist bemerkenswert. Sāriputta galt als der Weiseste, Mahā Moggallāna als Meister der übernatürlichen Kräfte, Mahākassapa als Vorbild asketischer Praxis, Ānanda als Hüter der Lehrreden mit einem phänomenalen Gedächtnis, Anuruddha als Meister des „Göttlichen Auges“ und Upāli als unübertroffener Kenner der Ordensregeln. Diese vom Buddha im Aṅguttara Nikāya (AN 1.14) explizit benannten „Vordersten“ (etadagga) in bestimmten Qualitäten zeigen, dass im frühen Buddhismus nicht ein einziger, monolithischer Mönchstypus idealisiert wurde, sondern eine Bandbreite an Fähigkeiten und spirituellen Ausprägungen anerkannt und geschätzt wurde. Dies deutet auf einen pragmatischen Ansatz hin, der die unterschiedlichen Talente und Neigungen der Praktizierenden berücksichtigte und förderte.

Die besondere Stellung des Paares Sāriputta und Moggallāna, die oft gemeinsam erwähnt und vom Buddha in ihren Rollen verglichen werden (Sāriputta als Gebärende, Moggallāna als Amme), symbolisiert möglicherweise die als notwendig erachtete Balance zwischen tiefgründiger Weisheit (paññā) und entwickelter Geisteskraft (samādhi bzw. iddhi) auf dem Weg zur Befreiung.

Die Lebensgeschichten und Lehren dieser Mönche, wie sie im Pali-Kanon festgehalten sind, bieten unschätzbare Einblicke in die Tiefe und Breite der buddhistischen Praxis und dienen bis heute als Inspiration und Orientierung für Praktizierende weltweit.

Tabelle: Die Herausragenden Mönche und ihre Spezialgebiete (Etadagga)

Name des Mönchs Herausragende Eigenschaft (Pali / Deutsch) Referenz Wichtige Sutta-Bezüge (Beispiele)
Ānanda Bahussutānaṃ (Höchste Gelehrsamkeit)
Satimantānaṃ (Höchstes Gedächtnis)
Gatimantānaṃ (Höchstes Benehmen)
Dhitimantānaṃ (Höchste Entschlossenheit)
Upaṭṭhākānaṃ (Bester persönlicher Diener)
AN 1.14.4.1 DN 16, MN 108, SN 22.83, AN 3.82
Sāriputta Mahāpaññānaṃ (Höchste Weisheit) AN 1.14.1.2 MN 74, MN 141, MN 143, DN 33, DN 34, Snp 4.16
Mahā Moggallāna Iddhimantānaṃ (Höchste übernatürliche Kräfte) AN 1.14.1.3 MN 37, MN 50, SN 40, AN 7.61
Mahākassapa Dhutavādānaṃ (Höchster in asketischen Übungen) AN 1.14.1.4 SN 16, MN 32, Vin Cvg XI
Anuruddha Dibbacakkhukānaṃ (Höchstes Göttliches Auge) AN 1.14.1.5 SN 52, MN 31, MN 32, MN 128, AN 8.30, DN 16, Thag 16.9
Upāli Vinayadharānaṃ (Höchster Kenner der Ordensregeln) AN 1.14.4.6 Vinaya Piṭaka, AN 10.31, AN 10.38

(Anmerkung: Diese Tabelle listet die im Benutzerquery genannten Mönche und ihre vom Buddha im Aṅguttara Nikāya 1.14 zugeschriebenen herausragenden Qualitäten auf.)

Ānanda – Vertrauter & Gedächtnis der Lehre

Biografie: Ānanda war einer der engsten und bekanntesten Schüler des Buddha. Als Cousin des Buddha – Sohn von Amitodana (oder Suklodana, Bruder von Suddhodana) – gehörte er zum Kern der Sakya-Familie. Einige Quellen nennen ihn auch einen Bruder von Devadatta. Er trat im zweiten Jahr des Wirkens Buddhas zusammen mit anderen Sakya-Prinzen wie Anuruddha und Devadatta dem Orden bei. Seine Ordination erfolgte durch den Buddha selbst. Früh erreichte er die erste Stufe der Heiligkeit, den Stromeintritt (Sotāpanna), nachdem er eine Lehrrede des Mönchs Puṇṇa Mantāniputta gehört hatte, dem er zeitlebens dankbar blieb. Nach zwanzig Jahren, als der Buddha einen permanenten persönlichen Assistenten wünschte, fiel die Wahl auf Ānanda, der dieses Amt die nächsten 25 Jahre bis zum Tod des Buddha innehatte. Ānanda überlebte den Buddha um viele Jahre und starb im hohen Alter.

Rolle und Bedeutung: Ānandas Rolle war vielfältig und von unschätzbarem Wert für die frühe Sangha. Als persönlicher Assistent kümmerte er sich aufopferungsvoll um die alltäglichen Bedürfnisse des Buddha. Er war ein wichtiger Vermittler zwischen dem Buddha und der Laiengemeinschaft sowie den Mönchen und Nonnen. Seine vielleicht historisch bedeutsamste Intervention war seine erfolgreiche Fürsprache für die Ordination von Frauen, angeführt von Mahāpajāpatī Gotamī, was zur Gründung des Nonnenordens (Bhikkhunī-Sangha) führte.

Seine herausragendste Eigenschaft war sein phänomenales Gedächtnis. Er hörte und erinnerte sich an die meisten Lehrreden des Buddha, weshalb er als „Schatzmeister des Dhamma“ (Dhammabhaṇḍāgārika) bezeichnet wird. Beim Ersten Buddhistischen Konzil, das kurz nach dem Tod des Buddha stattfand, war es Ānanda, der auf Befragung durch Mahākassapa die Lehrreden (Suttas) rezitierte, die die Grundlage für den Sutta Piṭaka bildeten. Die einleitenden Worte vieler Suttas, „So habe ich gehört“ (Evaṃ me sutaṃ), werden traditionell Ānanda zugeschrieben.

Interessanterweise erreichte Ānanda die volle Erleuchtung (Arahatschaft) erst sehr spät, nämlich in der Nacht vor dem Beginn des Ersten Konzils. Buddhistische Texte diskutieren dies oft und führen es auf seine starke persönliche Bindung an den Buddha und seine vielfältigen weltlichen Aufgaben als Assistent zurück, die intensive Meditationspraxis erschwerten. Seine späte Erleuchtung dient jedoch auch als Ermutigung, dass spirituelles Wachstum auch nach langer Zeit und trotz Hindernissen möglich ist.

Der Buddha selbst würdigte Ānandas Qualitäten, indem er ihn im Aṅguttara Nikāya (AN 1.14) als den Vordersten (etadagga) gleich in fünf Bereichen bezeichnete: Gelehrsamkeit (Bahussuta), Gedächtnis (Satimantu), gutes Benehmen (Gatimantu), Mut/Entschlossenheit (Dhitimantu) und als persönlicher Diener (Upaṭṭhaka). Ānanda verkörpert somit die Qualitäten des hingebungsvollen Dieners, des treuen Freundes, des mitfühlenden Vermittlers und des unverzichtbaren Bewahrers der Lehre.

Sutta-Referenzen: Ānanda tritt in unzähligen Suttas auf, oft als direkter Gesprächspartner des Buddha oder als Berichterstatter.

  • DN 16 (Mahāparinibbāna Sutta): Dieses Sutta beschreibt die letzten Monate und den Tod des Buddha. Ānanda ist hier eine tragende Figur, begleitet den Meister, stellt Fragen, drückt seine tiefe Trauer aus und wird vom Buddha für seine Loyalität und seine Verdienste gelobt.
  • MN 108 (Gopaka-Mogallānasutta): Kurz nach dem Tod des Buddha erklärt Ānanda einem Brahmanen, dass der Buddha keinen Nachfolger ernannt habe, sondern der Dhamma und der Vinaya die Zuflucht seien.
  • SN 22.83 ((Sotāpatti) Ānanda Sutta): Ānanda berichtet Mönchen von seiner frühen Unterweisung durch Puṇṇa Mantāniputta, die ihn zum Stromeintritt führte.
  • SN 16.11: Ein Gespräch mit Mahākassapa, in dem Kassapa Ānandas Umgang mit jüngeren, undisziplinierten Mönchen kritisiert.
  • AN 3.82 (Samaṇa Sutta): Ānanda erläutert die Kriterien, anhand derer Riten und Rituale als heilsam oder unheilsam beurteilt werden können.
  • AN 4.194 (Sāpuga Sutta): Ānanda unterweist Laienanhänger in den vier Faktoren der Anstrengung für Tugend, Geist, Einsicht und Befreiung.
  • AN 10.72 (Vajjiya Sutta): Ānanda erklärt die zehn Kräfte (Balas) eines Tathāgata.
  • Zahlreiche Suttas, die als „Ānanda Sutta“ betitelt sind, finden sich im Saṃyutta Nikāya und Aṅguttara Nikāya. Sie behandeln Themen wie das Erreichen des Aufhörens (Nirodha, SN 3.24-25), die Vergänglichkeit der Daseinsgruppen (Khandhas, SN 3.37-39), übernatürliche Kräfte (Iddhi, SN 5.285-6), die Atemachtsamkeit (Ānāpānasati, SN 5.328-33), Gespräche mit Sāriputta über das Lehren (AN 3.361-2), die Überwindung von Ich- und Mein-Vorstellungen (AN 1.132f) und die Qualitäten eines Mönchs (AN 5.152ff).

Sāriputta – Meister der Weisheit

Biografie: Sāriputta, dessen Geburtsname Upatissa war, stammte aus einem Brahmanendorf nahe Rājagaha. Er war von Jugend an eng mit Kolita (dem späteren Mahā Moggallāna) befreundet, dessen Familie seit Generationen mit seiner verbunden war. Beide suchten nach einem Weg zur Befreiung vom Leiden und wurden zunächst Schüler des Asketen Sañjaya. Unzufrieden mit dessen Lehre, vereinbarten sie, sich gegenseitig zu informieren, sollte einer von ihnen den wahren Weg finden. Sāriputta begegnete in Rājagaha dem Ehrwürdigen Assaji, einem der ersten fünf Schüler Buddhas. Beeindruckt von dessen Ausstrahlung, bat er um eine Unterweisung. Assaji fasste die Lehre Buddhas über das Entstehen und Vergehen der Dinge in einem berühmten Vers zusammen. Allein durch das Hören dieses Verses erlangte Sāriputta den Stromeintritt (Sotāpatti). Er teilte seine Entdeckung sofort Moggallāna mit, der ebenfalls den Stromeintritt verwirklichte. Gemeinsam mit 250 ehemaligen Anhängern Sañjayas suchten sie den Buddha in Veluvana auf und wurden von ihm ordiniert. Nur zwei Wochen nach seiner Ordination erreichte Sāriputta die höchste Stufe der Heiligkeit, die Arahatschaft, während einer Lehrrede des Buddha (überliefert im Dīghanakha Sutta, MN 74). Er starb noch zu Lebzeiten des Buddha, kurz vor Mahā Moggallāna, in seinem Heimatdorf Nalanda, wohin er zurückgekehrt war, um seine Mutter zu bekehren.

Rolle und Bedeutung: Sāriputta galt als der „rechte Hand“ des Buddha und wurde von diesem als der weisheitsmächtigste (mahāpaññā) seiner männlichen Schüler (aggasāvaka) bezeichnet. Diese herausragende Stellung wird im Aṅguttara Nikāya (AN 1.14) bestätigt. Seine Weisheit war tiefgründig, analytisch und umfassend. Er besaß die außergewöhnliche Fähigkeit, die Lehren des Buddha systematisch zu durchdringen und klar darzulegen. Es wird angenommen, dass seine analytischen Fähigkeiten die Grundlage für den späteren Abhidhamma Piṭaka legten. Der Buddha selbst lobte seine Weisheit in höchsten Tönen und betonte ihre verschiedenen Aspekte: umfassend, freudebereitend, schnellauffassend, scharfsichtig und durchdringend.

Sāriputta war nicht nur weise, sondern auch ein herausragender Lehrer. Der Buddha verglich ihn mit einer Mutter, die gebiert und zur ersten Stufe der Heiligkeit (Stromeintritt) führt, während er Moggallāna mit einer Amme verglich, die das Kind nährt und zum höchsten Ziel geleitet. Er war bekannt für seine Fähigkeit, komplexe Lehren zu erklären und andere anzuleiten. Er ermutigte Mönche, ihn bei Zweifeln zu befragen. Zusammen mit Moggallāna bildete er das ideale Schülerpaar, das als Maßstab und Vorbild für alle Mönche galt. Der Buddha vertraute ihnen wichtige Aufgaben an, wie die Wahrung der Einheit des Ordens oder die Ermahnung nachlässiger Mönche. Seine Bedeutung wird auch durch die Wertschätzung unterstrichen, die ihm von anderen entgegengebracht wurde, wie vom Laien Anāthapiṇḍika oder von Ānanda. Während er im Theravāda hoch verehrt wird, wird er in einigen Mahāyāna-Sutras manchmal als Vertreter des Hīnayāna kritischer gesehen.

Sutta-Referenzen: Sāriputtas Weisheit und Lehrfähigkeit kommen in vielen Suttas zum Ausdruck.

  • MN 74 (Dīghanakha Sutta): Die Lehrrede, während der Sāriputta die Arahatschaft erlangte.
  • MN 141 (Saccavibhaṅga Sutta): Der Buddha erläutert die Vier Edlen Wahrheiten und vergleicht Sāriputta mit einer Mutter.
  • MN 143 (Anāthapiṇḍikovāda Sutta): Sāriputta gibt dem sterbenden Laienanhänger Anāthapiṇḍika tiefgründige Unterweisungen über Nicht-Anhaften.
  • MN 24 (Rathavinīta Sutta): Ein Lehrgespräch mit Puṇṇa Mantāniputta über die sieben Stufen der Reinheit, das als wichtige Quelle für Buddhaghosas Visuddhimagga gilt.
  • DN 33 (Saṅgīti Sutta) & DN 34 (Dasuttara Sutta): Sāriputta legt auf Bitten des Buddha die Lehre systematisch in nummerierten Listen dar, was seine Fähigkeit zur Strukturierung und Analyse zeigt.
  • AN 4.173: Sāriputta verkündet seine Meisterschaft der vier analytischen Wissen (paṭisambhidā) und lädt zur Befragung ein.
  • SN 47.14: Der Buddha spricht über das ideale Schülerpaar Sāriputta und Moggallāna, das jedem Buddha erwächst.
  • AN 1.14: Der Buddha erklärt Sāriputta zum Vordersten in Weisheit.
  • AN 3.33 (Sāriputta Sutta): Der Buddha unterweist Sāriputta darin, wie man Vorstellungen von „Ich“ und „Mein“ überwindet.
  • Snp 4.16 (Sāriputta Sutta / Therapañha Sutta): Sāriputta stellt dem Buddha Fragen zum rechten Wandel eines Mönchs, die der Buddha ausführlich beantwortet.
  • SN 35.120 (Sāriputta Sutta): Sāriputta erklärt einem Mönch die Bedeutung der Sinnestorkontrolle, Mäßigung beim Essen und Wachsamkeit für das Führen des heiligen Lebens.
  • AN 10.7 (Mahācunda Sutta): Ein Gespräch mit Mahācunda über die Ursachen von Streitigkeiten im Orden und wie diese zu überwinden sind.

Mahā Moggallāna – Meister spiritueller Kräfte

Biografie: Mahā Moggallāna, geboren als Kolita im gleichnamigen Dorf nahe Rājagaha, war der zweite Hauptschüler des Buddha. Seine Familie war eine wohlhabende Brahmanenfamilie, und er war von Kindheit an eng mit Upatissa (Sāriputta) befreundet. Gemeinsam suchten sie nach spiritueller Wahrheit, wurden Schüler des Sañjaya, fanden dort aber keine Erfüllung. Nachdem Sāriputta durch Assaji zum Dhamma fand und den Stromeintritt erlangte, teilte er dies Moggallāna mit, der durch das Hören desselben Verses ebenfalls den Stromeintritt verwirklichte. Zusammen mit ihren 250 Anhängern traten sie dem Orden des Buddha bei. Moggallāna benötigte nur sieben Tage nach seiner Ordination, um die Arahatschaft zu erlangen. Dies geschah im Dorf Kallavāla, nachdem er während der Meditation von Schläfrigkeit befallen wurde und der Buddha ihm erschien, um ihn zur Anstrengung zu ermahnen. Er starb kurz nach Sāriputta und vor dem Buddha durch einen gewaltsamen Überfall von Mitgliedern einer rivalisierenden Sekte (Niganthas), die neidisch auf den Erfolg der Buddhisten waren. Dieser Tod wird im Kanon als karmische Folge einer früheren Tat erklärt, bei der er seine Eltern getötet haben soll.

Rolle und Bedeutung: Mahā Moggallāna war zusammen mit Sāriputta einer der beiden aggasāvaka (Hauptschüler). Während Sāriputta für seine Weisheit bekannt war, wurde Moggallāna vom Buddha als der Vorderste unter denjenigen bezeichnet, die über übernatürliche Kräfte (iddhimantu) verfügten (AN 1.14). Seine iddhi-Fähigkeiten waren legendär und umfassten die Fähigkeit, zahllose Gestalten zu erschaffen, sich beliebig zu verwandeln, durch die Luft zu fliegen, durch Wände zu gehen, andere Welten (Höllen-, Geister-, Götter- und Brahma-Welten) zu besuchen, die Gedanken anderer zu lesen und massive Objekte wie den Berg Sineru zu bewegen oder zu erschüttern.

Diese Kräfte setzte er nicht zur Schau, sondern im Dienste des Dhamma ein: zur Belehrung, zur Zurechtweisung von Stolz (wie bei Sakka oder Baka Brahmā), zur Überwindung von Hindernissen (wie Māra, der in seinen Bauch eindrang) und zur Unterstützung der Sangha (z.B. bei der Überwachung des Baus von Visākhās Kloster Migāramātupāsāda oder der Zurechtweisung undisziplinierter Mönche). Der Buddha verglich seine Rolle mit der einer Amme, die das von Sāriputta (der Mutter) geborene Kind nährt und zum höchsten Ziel führt. Obwohl seine Stärke in iddhi lag, war er auch weise und konnte tiefgründige Fragen beantworten und Lehrreden halten, etwa über die Jhanas oder die Befreiung von Begierden. Die enge Freundschaft und der gegenseitige Respekt zwischen ihm und Sāriputta waren ein zentrales Element der frühen Sangha. Die Kombination ihrer Fähigkeiten – Weisheit und Kraft – repräsentierte eine Vollständigkeit des Pfades. Seine dunkle Hautfarbe wird erwähnt und in späteren Legenden manchmal mit einem früheren Höllenaufenthalt in Verbindung gebracht.

Sutta-Referenzen: Moggallānas Fähigkeiten und Lehren sind in verschiedenen Suttas dokumentiert.

  • MN 37 (Cūḷataṇhāsaṅkhaya Sutta): Beschreibt ein Gespräch mit Sakka, dem Götterkönig, über die Auflösung des Verlangens.
  • MN 50 (Māratajjaniya Sutta): Erzählt von seiner Konfrontation mit Māra, dem Versucher, den er zurechtweist und an dessen eigene Vergangenheit erinnert.
  • MN 107 (Gaṇakamoggallāna Sutta): Ein Gespräch mit dem Brahmanen Gaṇaka Moggallāna (nicht er selbst) über die stufenweise Schulung im Buddhismus.
  • SN 44.7 (Moggallāna Sutta): Moggallāna beantwortet dem Wanderer Vacchagotta Fragen zu den vom Buddha unbeantworteten metaphysischen Problemen.
  • SN 40 (Moggallāna Saṃyutta): Eine ganze Sammlung ist ihm gewidmet und beschreibt seine Praxis der Vertiefungen (Jhanas) sowie seine Begegnungen mit Māra und verschiedenen Göttern und Geistwesen.
  • AN 7.61 (Moggallāna Sutta): Berichtet von seinem Besuch bei Sakka und wie er dessen Palast Vejayanta durch seine Kräfte erschütterte, um Sakkas Stolz zu brechen.
  • AN 4.85 (Pacala Sutta): Erzählt, wie der Buddha ihm half, Schläfrigkeit während der Meditation zu überwinden.
  • AN 1.14: Der Buddha ernennt ihn zum Vordersten in übernatürlichen Kräften.
  • Theragāthā Verse 1146-1208: Enthält seine eigenen Verse, darunter auch solche über den Tod seines Freundes Sāriputta.

Mahākassapa – Bewahrer der Ordensdisziplin

Biografie: Mahākassapa, mit bürgerlichem Namen Pippali, stammte aus einer wohlhabenden Brahmanenfamilie. Er erhielt den Namen Kassapa nach seinem Klan, und der Zusatz Mahā („der Große“) dient zur Unterscheidung von anderen Kassapas. Er und seine Frau Bhaddā Kāpilānī beschlossen beide, ein asketisches Leben zu führen und verließen ihr Zuhause, noch bevor sie dem Buddha begegneten. Mahākassapa traf den Buddha auf einer Reise zwischen Rājagaha und Nālandā. Beeindruckt von der Ausstrahlung des Buddha, erkannte er ihn als seinen Lehrer an. In einem bemerkenswerten Akt des Respekts tauschten sie ihre Roben. Acht Tage nach seiner Ordination erreichte Mahākassapa die Arahatschaft.

Rolle und Bedeutung: Mahākassapa wurde vom Buddha als der Vorderste (etadagga) unter den Mönchen bezeichnet, die strenge asketische Übungen (Dhutangas) praktizierten (AN 1.14). Er führte ein äußerst genügsames Leben: Er lebte im Wald, ernährte sich ausschließlich von Almosen, trug nur aus Lumpen zusammengenähte Roben, mied Gesellschaft und war stets zufrieden mit wenig. Selbst als der Buddha ihn im Alter bat, diese strenge Praxis aufzugeben und in seiner Nähe zu wohnen, lehnte Mahākassapa dies ab. Der Buddha schätzte ihn sehr und stellte ihn in seiner Fähigkeit, die Mönche zu ermahnen und die meditativen Vertiefungen (Jhanas) zu meistern, auf eine Stufe mit sich selbst.

Seine historisch bedeutendste Rolle spielte Mahākassapa nach dem Tod des Buddha. Als er auf dem Weg nach Kusinārā von dem Ereignis erfuhr und gleichzeitig die respektlosen Worte des Mönchs Subhadda hörte, der sich freute, nun von den Regeln des Buddha befreit zu sein, fasste Mahākassapa den Entschluss, ein Konzil einzuberufen, um die Lehre (Dhamma) und die Ordensdisziplin (Vinaya) authentisch zu bewahren. Er leitete dieses Erste Konzil in Rājagaha, an dem 500 Arahants teilnahmen. Während des Konzils befragte er den Ehrwürdigen Upāli detailliert zum Vinaya und den Ehrwürdigen Ānanda zu den Lehrreden (Suttas). Mahākassapa vertrat dabei eine konservative Haltung und bestand darauf, auch die geringfügigen Ordensregeln beizubehalten, um jeglicher Laxheit vorzubeugen und den Respekt der Laien zu wahren. Diese Rolle als Bewahrer der Ordensdisziplin und Organisator des Ersten Konzils sicherte ihm einen zentralen Platz in der buddhistischen Geschichte.

Im Zen-Buddhismus wird er aufgrund der Legende der „Blumenpredigt“, bei der er als Einziger das wortlose Lächeln des Buddha verstanden haben soll, als erster Patriarch verehrt.

Sutta-Referenzen: Mahākassapas asketische Haltung und seine Lehren sind im Saṃyutta Nikāya gut dokumentiert.

  • SN 16 (Kassapa Saṃyutta): Diese Sammlung ist ihm gewidmet und enthält zahlreiche Lehrreden und Dialoge. Themen sind u.a. die Bedeutung der Askeseübungen (Dhutangas), seine eigene Lebensweise, seine Krankheit und der Besuch des Buddha bei ihm (SN 16.2), seine Ablehnung von Bequemlichkeit (SN 16.5) und seine manchmal kritische Haltung gegenüber Ānanda und jüngeren, weniger disziplinierten Mönchen (SN 16.10, SN 16.11).
  • MN 32 (Mahāgosiṅga Sutta): Hier beschreibt er im Gespräch mit anderen führenden Mönchen, was den Gosinga-Wald erstrahlen lässt: ein Mönch, der die Dhutangas praktiziert und darüber spricht.
  • AN 1.14: Der Buddha ernennt ihn zum Vordersten in der Ausübung der asketischen Praktiken.
  • Vinaya Cullavagga XI: Detaillierter Bericht über das von ihm geleitete Erste Konzil.
  • Theragāthā Verse 1051-1090: Enthält seine Verse, die seine strenge Praxis und seine Einsichten widerspiegeln.

Anuruddha – Hellsichtiger Meditierender

Biografie: Anuruddha war ein weiterer Cousin des Buddha aus dem Sakya-Geschlecht, Sohn von Amitodana und Bruder von Mahānāma. Er wuchs in großem Luxus auf, mit drei Palästen für die verschiedenen Jahreszeiten, umgeben von Musik und Tanz. Ursprünglich zögerlich, das angenehme Leben aufzugeben, ließ er sich von seinem Bruder Mahānāma und seinem Cousin Bhaddiya überzeugen und trat zusammen mit Ānanda, Devadatta und dem Barbier Upāli dem Orden bei. Schon bald nach seiner Ordination entwickelte er das „Göttliche Auge“ (dibbacakkhu), eine Form der Hellsichtigkeit. Sein Lehrer Sāriputta gab ihm die „acht Gedanken eines großen Mannes“ als Meditationsthema. Als er Schwierigkeiten mit dem achten Gedanken hatte, besuchte ihn der Buddha persönlich im Pācīnavamsa-Wald im Land der Cetis und unterwies ihn. Daraufhin entwickelte Anuruddha tiefe Einsicht und erreichte die Arahatschaft. Er starb in hohem Alter (die Angaben schwanken zwischen 115 und 150 Jahren) im Dorf Veluvagama im Land der Vajjis.

Rolle und Bedeutung: Anuruddha wurde vom Buddha als der Vorderste (etadagga) unter den Mönchen bezeichnet, die das Göttliche Auge (dibbacakkhu) gemeistert hatten (AN 1.14). Diese Fähigkeit erlaubte ihm, weit entfernte Welten und Wesen zu sehen, ihre Wiedergeburten entsprechend ihrem Karma zu erkennen und sogar die Gedanken von Göttern wahrzunehmen. Er konnte angeblich tausend Weltsysteme (vergleichbar mit Galaxien) überblicken.

Anuruddha war ein Meister der Meditation und betonte immer wieder die zentrale Bedeutung der vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipaṭṭhāna), denen er seine Fähigkeiten zuschrieb. Er war bekannt für seine außergewöhnliche Ausdauer; es heißt, er habe 25 Jahre lang überhaupt nicht geschlafen und danach nur noch sehr wenig. Er war bei Buddhas Parinibbāna anwesend und konnte dank seiner Hellsichtigkeit die tiefen meditativen Zustände erkennen, die der Buddha vor seinem endgültigen Verlöschen durchlief, und so Ānandas voreilige Annahme, der Buddha sei bereits verstorben, korrigieren. Beim Ersten Konzil spielte er eine wichtige Rolle und ihm wurde die Bewahrung des Aṅguttara Nikāya anvertraut. Er galt als liebevoller und loyaler Mönch, der oft in Zurückgezogenheit lebte, manchmal zusammen mit seinen Freunden Nandiya und Kimbila.

Sutta-Referenzen: Anuruddhas Fähigkeiten und Lehren, insbesondere bezüglich Achtsamkeit und Hellsichtigkeit, sind gut belegt.

  • SN 52 (Anuruddha Saṃyutta): Eine ihm gewidmete Sammlung, die Gespräche über die Grundlagen der Achtsamkeit, das Göttliche Auge und die Überwindung von Hindernissen enthält.
  • MN 31 (Cūḷagosiṅga Sutta) & MN 32 (Mahāgosiṅga Sutta): In diesen Gesprächen mit anderen führenden Mönchen erklärt Anuruddha, dass es das gemeisterte Göttliche Auge ist, das den Gosinga-Wald erstrahlen lässt.
  • MN 128 (Upakkilesa Sutta): Der Buddha unterweist ihn ausführlich über die elf „Unvollkommenheiten“ oder Hindernisse, die bei fortgeschrittener Meditation (insbesondere bei der Wahrnehmung von Licht und Formen) auftreten können, und wie er selbst diese überwunden hat.
  • AN 8.30 (Anuruddha Sutta / Mahāvitakka Sutta): Enthält die „acht Gedanken eines großen Mannes“, die ihm als Meditationsthema dienten und zur Arahatschaft führten.
  • AN 8.46 (Vyagghapajja Sutta): Ein Gespräch Anuruddhas mit himmlischen Wesen (Devas) über die Bedingungen für eine günstige Wiedergeburt für Frauen.
  • AN 1.14: Der Buddha ernennt ihn zum Vordersten in der Beherrschung des Göttlichen Auges.
  • DN 16 (Mahāparinibbāna Sutta): Seine Anwesenheit und wichtige Rolle beim Tod des Buddha.
  • Theragāthā Verse 892-919 (Thag 16.9): Seine umfangreichen Verse beschreiben seinen Weg, seine Praxis, seine Fähigkeiten und Erinnerungen an frühere Leben, wie das als Annabhāra, der einem Pacceka Buddha Essen gab.

Upāli – Experte für Ordensregeln (Vinaya)

Biografie: Upāli stammte aus einer Barbierfamilie und stand im Dienste der Sakya-Prinzen in Kapilavatthu. Barbiere gehörten damals zu den niedrigeren, eher verachteten Berufsgruppen. Als sich mehrere Sakya-Prinzen, darunter Anuruddha und Ānanda, entschlossen, dem Buddha zu folgen und Mönche zu werden, schloss sich Upāli ihnen an. Auf ausdrücklichen Wunsch des Buddha wurde Upāli vor den adligen Prinzen ordiniert. Dies geschah, um den Stolz der Prinzen auf ihre hohe Herkunft zu brechen und die Bedeutung der Ordensdisziplin über soziale Hierarchien zu stellen. Der Buddha forderte die neu ordinierten Prinzen auf, ihrem ehemaligen Diener Upāli nun als ranghöherem Mönch Respekt zu erweisen. Upālis Lehrer (upajjhāya) im Orden war Kappitaka.

Rolle und Bedeutung: Upāli entwickelte sich zu dem herausragendsten Experten für die Ordensdisziplin (Vinaya) unter allen Schülern des Buddha. Der Buddha selbst ernannte ihn zum Vordersten (etadagga) unter den Kennern des Vinaya (vinayadharānaṃ) (AN 1.14). Er galt als der „Bewahrer der Disziplin“. Es heißt, der Buddha habe ihn persönlich im Vinaya unterwiesen. Upāli war bekannt für seine genaue Kenntnis aller Regeln des Pātimokkha (des Kerns der Ordensregeln) und der Umstände ihrer Entstehung sowie für seine Strenge bei deren Einhaltung. Andere Mönche konsultierten ihn häufig in disziplinarischen Fragen, und es galt als Privileg, den Vinaya unter seiner Anleitung zu studieren. Er fällte Entscheidungen in strittigen Fällen, wie dem der schwangeren Nonne oder des Mönchs Ajjuka.

Seine wichtigste historische Rolle spielte Upāli beim Ersten Konzil nach dem Tod des Buddha. Auf Befragung durch den Konzilsleiter Mahākassapa rezitierte Upāli den gesamten Vinaya Piṭaka, den Korb der Ordensregeln, aus dem Gedächtnis. Seine Rezitation bildete die Grundlage für die Kodifizierung und Tradierung der buddhistischen Ordensregeln bis heute. Upāli und seine zahlreichen Schüler (bekannt als sattarasavaggiyā) begründeten eine Linie von Vinaya-Meistern (vinayadharas), die für die Bewahrung dieser Regeln verantwortlich waren. In einigen späteren Traditionen, wie der chinesischen Vinaya-Schule, wird er sogar als Patriarch verehrt.

Sutta-Referenzen: Upālis Expertise kommt naturgemäß am stärksten im Vinaya Piṭaka zum Tragen, aber auch in den Suttas wird seine Bedeutung erwähnt.

  • Vinaya Piṭaka: Die gesamten Regeln und die Geschichten ihrer Entstehung sind das primäre Feld von Upālis Expertise. Insbesondere das Suttavibhaṅga (Analyse der Pātimokkha-Regeln) und die Khandhakas (Abschnitte über das Gemeinschaftsleben) spiegeln sein Wissen wider. Der Bericht über das Erste Konzil im Cullavagga (XI) beschreibt seine zentrale Rolle bei der Rezitation des Vinaya.
  • AN 1.14: Der Buddha ernennt ihn zum Vordersten unter den Kennern der Ordensdisziplin.
  • AN 10.31-40 (Upāli Vagga): Eine Gruppe von Suttas im Zehnerbuch des Aṅguttara Nikāya ist ihm gewidmet.
  • AN 10.31 (Upāli Sutta 2): Upāli fragt den Buddha nach dem Zweck der Ordensregeln und der Pātimokkha-Rezitation. Der Buddha nennt zehn Gründe dafür und zehn Gründe für die Aussetzung der Rezitation.
  • AN 10.38 (Upāli Sutta 3): Upāli äußert den Wunsch, sich in die Waldeinsamkeit zurückzuziehen. Der Buddha rät ihm davon ab, da sein Geist noch nicht gefestigt genug sei, und vergleicht dies mit einem Hasen, der im tiefen See eines Elefanten nicht bestehen könne. Der Buddha empfiehlt ihm, in der Gemeinschaft zu bleiben.
  • MN 56 (Upāli Sutta): Dieses Sutta handelt von der Bekehrung des Laienanhängers Upāli, eines reichen Hausvaters und Anhängers des Jainismus (Nigantha Nātaputta), nach einer Debatte mit dem Buddha. Es ist wichtig, diesen Laien Upāli nicht mit dem Mönch Upāli zu verwechseln.
  • Upāliparipucchā Sūtra (Toh 68): Ein Mahāyāna-Text, der einen Dialog zwischen dem Buddha und Upāli über Vinaya-Regeln und deren Verhältnis zu den Bodhisattva-Gelübden enthält.

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Frühere Lehrer
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Bevor Siddhartha Gautama zum Buddha erwachte, lernte er bei verschiedenen Meistern seiner Zeit. Begegne hier seinen beiden wichtigsten frühen Lehrern, Āḷāra Kālāma und Uddaka Rāmaputta. Erfahre, welche hohen meditativen Zustände (arūpa-jhāna) sie lehrten und warum der Bodhisatta erkannte, dass selbst diese tiefen Erfahrungen nicht zur endgültigen Befreiung (Nibbāna) führen und er seinen eigenen Weg jenseits davon finden musste.