Entschlossenheit (Adhiṭṭhāna)

Entschlossenheit (Adhitthana)
Entschlossenheit (Adhitthana)
Entschlossenheit (Adhitthana)

Adhiṭṭhāna: Entschlossenheit und Standhaftigkeit im Pali-Kanon

Eine Einführung in die grundlegende Bedeutung von Entschlossenheit für die buddhistische Praxis

Einleitung: Adhiṭṭhāna – Eine Einführung in Entschlossenheit und Standhaftigkeit

Adhiṭṭhāna (Pali: adhiṭṭhāna) stellt einen grundlegenden Begriff im Pali-Kanon dar, dessen tiefgreifende Bedeutung für die buddhistische Praxis von großer Relevanz ist. Dieser Begriff wird primär als „Entschlossenheit“ oder „Standhaftigkeit“ übersetzt und beschreibt eine feste Absicht sowie ein unerschütterliches Engagement, einen spirituellen Weg konsequent zu verfolgen und dabei auftretende Hindernisse zu überwinden. Diese Eigenschaft ist sowohl im alltäglichen Leben als auch auf dem Pfad zur Befreiung von Leid von entscheidender Bedeutung und bildet eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung heilsamer Geisteszustände.

Die etymologische Herkunft von Adhiṭṭhāna leitet sich von der Vorsilbe adhi, die „grundlegend“, „beginnend“ oder „höher“ bedeutet, und der Wurzel sthā („stehen“) ab. Dies weist auf eine „feste Stellung“, „Grundlage“ oder ein „höheres Stehen“ hin. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Übersetzungen etabliert, darunter „Entscheidung“, „Entschlossenheit“, „Selbstbestimmung“, „Wille“, „starke Entschlossenheit“ und „unerschütterliche Entschlossenheit“. Die Vielfalt der Übersetzungen spiegelt die facettenreiche Natur des Begriffs wider.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Adhiṭṭhāna im Pali-Kanon nicht ausschließlich eine positive, heilsame Qualität bezeichnet. Gelegentlich kann der Begriff auch eine negative Konnotation annehmen, insbesondere wenn er im Zusammenhang mit „Hartnäckigkeit“, „Vorurteil“ oder „Fixierung“ (adhiṭṭhāna-abhinivesa-anusayā) verwendet wird. Diese doppelte Bedeutung verdeutlicht, dass nicht jede Form von Entschlossenheit als heilsam im buddhistischen Sinne gilt. Die Qualität der Entschlossenheit hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Absicht und der rechten Ansicht ab.

Adhiṭṭhāna: Definition und Vielschichtigkeit im Pali-Kanon

Wie bereits erwähnt, bedeutet Adhiṭṭhāna wörtlich „höheres Stehen“ oder „Grundlage“ (basis, foundation, standpoint). Es impliziert eine feste mentale Haltung oder eine unerschütterliche Verpflichtung, die den Geist auf ein bestimmtes Ziel ausrichtet. Der Begriff kann auch die „Festlegung des Geistes auf etwas“ oder das „Bestimmen, Kontrollieren, Hervorbringen (durch übernatürliche Kraft)“ umfassen, was auf fortgeschrittene meditative Zustände hindeutet. Diese vielfältigen Bedeutungen zeigen, dass Adhiṭṭhāna sowohl eine grundlegende Tugend als auch eine fortgeschrittene Fähigkeit im buddhistischen Pfad sein kann.

Ein zentrales und wiederkehrendes Konzept im Pali-Kanon sind die „vier Arten der Entschlossenheit“ (caturādhiṭṭhānī). Diese werden in mehreren Suttas explizit als heilsame Qualitäten genannt und dienen als konkrete Anwendungsbereiche für die Kultivierung von Adhiṭṭhāna auf dem spirituellen Pfad. Die detaillierte Beschreibung dieser vier Arten hilft, den abstrakten Begriff mit praktischer Bedeutung zu füllen:

  • Paññā-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Weisheit/Einsicht): Dies ist die feste Absicht, tiefes Verständnis und Einsicht in die Natur der Realität zu entwickeln. Es geht darum, die wahren Ursachen von Leid zu erkennen und zu überwinden, was die Grundlage für den gesamten buddhistischen Pfad bildet.
  • Sacca-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Wahrheit): Hierbei handelt es sich um das unerschütterliche Festhalten an der Wahrheit und die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit in Wort und Tat. Dies schließt die Erkenntnis der Vier Edlen Wahrheiten und das Leben in Übereinstimmung mit ihnen ein.
  • Cāga-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Entsagung/Loslösung): Diese Entschlossenheit bezieht sich auf die feste Absicht, Anhaftungen, Gier und Egoismus loszulassen. Es ist die Kultivierung von Großzügigkeit (dāna) und Nicht-Anhaften, die zu innerer Freiheit führt.
  • Upasama-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Ruhe/Gelassenheit): Dies ist das Streben nach innerer Ruhe, Stille und dem Ende von Leid (nibbāna). Es beinhaltet die Entwicklung von Konzentration (samādhi) und die Beruhigung des Geistes, um einen Zustand tiefer Gelassenheit zu erreichen.

Die explizite Nennung dieser vier Arten der Entschlossenheit in frühen kanonischen Texten wie DN 33 und MN 140 zeigt, dass Adhiṭṭhāna nicht nur eine allgemeine Tugend ist, sondern spezifische, vom Buddha selbst empfohlene Anwendungsbereiche besitzt. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist es wichtig zu verstehen, dass Adhiṭṭhāna nicht immer positiv konnotiert ist. Es kann auch „Hartnäckigkeit“, „Vorurteil“ oder „Fixierung“ bedeuten, insbesondere im Ausdruck diṭṭhi-adhiṭṭhāna (Fixierung auf Ansichten). Eine unheilsame Entschlossenheit, die auf falschen Ansichten (diṭṭhi) oder Vorurteilen beruht, kann den spirituellen Fortschritt erheblich behindern. Dies betont die Notwendigkeit, dass jede Form von Adhiṭṭhāna von Paññā (Weisheit) geleitet sein muss.

Pali-Begriff Deutsche Übersetzung Kurze Erläuterung
Paññā-adhiṭṭhāna Entschlossenheit zur Weisheit Das unerschütterliche Streben nach tiefem Verständnis und Einsicht.
Sacca-adhiṭṭhāna Entschlossenheit zur Wahrheit Festhalten an der Wahrheit und Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit.
Cāga-adhiṭṭhāna Entschlossenheit zur Entsagung „Das Loslassen von Anhaftungen, Gier und Egoismus; Kultivierung von Großzügigkeit.“
Upasama-adhiṭṭhāna Entschlossenheit zur Ruhe „Das Streben nach innerer Stille, Gelassenheit und dem Ende von Leid.“

Adhiṭṭhāna in den Dīgha Nikāya (DN) Lehrreden

Der Dīgha Nikāya, bekannt als die „Sammlung der langen Lehrreden“, ist die erste der fünf Sammlungen des Sutta Piṭaka. Er umfasst 34 Suttas, die sich durch ihre umfassenden Darstellungen der buddhistischen Lehre auszeichnen. Innerhalb dieser Sammlung finden sich wichtige Bezüge zu Adhiṭṭhāna.

DN 33: Saṅgīti Sutta (Das Lehrgespräch über die Sammlung)

Dieses Sutra, das von Sariputta als eine systematische Zusammenfassung der Lehren des Buddha präsentiert wird, ist eine der primären Quellen für die „vier Arten der Entschlossenheit“ (caturādhiṭṭhānī). Es listet diese explizit auf: paññā-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Weisheit), sacca-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Wahrheit), cāga-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Entsagung) und upasama-adhiṭṭhāna (Entschlossenheit zur Ruhe). Die Einbettung dieser vier Adhiṭṭhānī in ein so umfassendes und systematisch strukturiertes Sutra wie DN 33, das als eine Art Kompendium der Lehren dient, unterstreicht ihre Rolle als grundlegende und integrale Bestandteile des vom Buddha gelehrten Pfades. Sie sind nicht nur allgemeine Tugenden, sondern feste Vorsätze, die den Praktizierenden auf dem Weg zur Befreiung leiten und als eine Art „Grundlagen“ für den spirituellen Fortschritt dienen.

Weitere relevante Bezüge zu Standhaftigkeit oder Entschlossenheit in DN

DN 16: Mahāparinibbāna Sutta (Das Lehrgespräch vom großen Verlöschen)

Obwohl der Begriff Adhiṭṭhāna in diesem Sutra nicht explizit als technischer Begriff im Sinne der vier Arten vorkommt, ist DN 16 von immenser Bedeutung für das Konzept der Standhaftigkeit. Dieses Sutra schildert die letzten Lebensjahre des Buddha und seine Anweisungen zur Aufrechterhaltung der Dhamma nach seinem Tod. Die Betonung der „fortgesetzten guten Traditionen“ und der „Praxis der Dhamma“ durch die Gemeinschaft erfordert eine tiefgreifende, kollektive Entschlossenheit. DN 16 zeigt, dass Entschlossenheit nicht nur eine individuelle Tugend ist, sondern auch eine kollektive Qualität, die für den Fortbestand und die Reinheit der Lehre entscheidend ist. Die im Sutra beschriebene Notwendigkeit, die Dhamma nach dem Ableben des Buddha zu bewahren, impliziert eine tiefe, über Generationen hinweg reichende Entschlossenheit der Sangha.

Adhiṭṭhāna in den Majjhima Nikāya (MN) Lehrreden

Der Majjhima Nikāya, die „Sammlung der mittel-langen Lehrreden“, ist die zweite der fünf Sammlungen des Sutta Piṭaka. Er umfasst 152 Suttas, die für ihre detaillierten Darstellungen der buddhistischen Praxis bekannt sind und oft einen tiefen Einblick in die Anwendung der Lehre geben.

MN 140: Dhātuvibhaṅga Sutta (Das Lehrgespräch über die Analyse der Elemente)

In diesem tiefgründigen Sutra, das die Analyse der Elemente behandelt, spricht der Buddha zu Pukkusāti und sagt: „Eine Person hat sechs Eigenschaften, sechs Sinneskontaktbereiche, achtzehn Betrachtungen und vier Entschlossenheiten (caturādhiṭṭhāno).“ Die vier Entschlossenheiten werden hier explizit als „Entschlossenheit zur Einsicht (paññā), zur Wahrheit (sacca), zur Entsagung (cāga) und zur Ruhe (upasama)“ aufgeführt. Diese vier Entschlossenheiten werden als „Grundlagen“ oder „Fundamente“ beschrieben, auf denen der Weise steht, um die „Ströme des Konstruierens“ (maññassavā) zum Stillstand zu bringen und „ein Weiser im Frieden“ (muni santo) zu werden. Dies unterstreicht die Rolle von Adhiṭṭhāna als eine feste Basis für die Befreiung von mentalen Verblendungen.

MN 20: Vitakkasaṇṭhāna Sutta (Die Beruhigung der Gedanken)

Dieses Sutra beschreibt fünf praktische Methoden zur Überwindung unheilsamer Gedanken (wie Begierde, Hass und Verblendung). Die Anwendung dieser Methoden erfordert eine starke mentale Disziplin und Standhaftigkeit. Das Sutra lehrt, wie man den Geist „innerlich gefestigt, beruhigt, auf Einpünktigkeit gebracht und konzentriert“ macht, indem man störende Gedanken aktiv angeht. Obwohl der Begriff Adhiṭṭhāna hier nicht explizit als eine der fünf Methoden genannt wird, ist die zugrunde liegende Qualität der Entschlossenheit und des unerschütterlichen Festhaltens an den heilsamen Praktiken offensichtlich. Die Darstellung in diesem Sutra verdeutlicht, dass Adhiṭṭhāna nicht nur ein passiver Vorsatz, sondern eine aktive und beharrliche Anstrengung (Vīriya) im Kampf gegen mentale Hindernisse ist.

Adhiṭṭhāna im Samyutta Nikāya (SN)

Der Samyutta Nikāya, die „Sammlung der verbundenen Lehrreden“, ist die dritte Sammlung des Sutta Piṭaka. Er ist nach thematischen Kapiteln (Saṃyuttas) geordnet, die Suttas zu einem bestimmten Thema zusammenfassen.

Untersuchung, ob ein eigenes Saṃyutta existiert

Basierend auf der Analyse der kanonischen Texte gibt es kein dediziertes Saṃyutta mit dem Namen Adhiṭṭhāna Saṃyutta im Samyutta Nikāya. Die Abwesenheit eines eigenen Adhiṭṭhāna Saṃyutta könnte darauf hindeuten, dass Adhiṭṭhāna in den frühesten Schichten des Kanons nicht als eigenständiges, umfassendes Lehrthema behandelt wurde, das ein ganzes Kapitel erforderte, sondern eher als eine unterstützende Qualität, die in verschiedenen Kontexten auftaucht.

Erläuterung der Verwendung des Begriffs im SN, insbesondere in seiner negativen Konnotation

Interessanterweise erscheint Adhiṭṭhāna im Samyutta Nikāya häufiger in einer negativen Bedeutung, insbesondere als „Fixierung auf Ansichten“ oder „Vorurteil“ (diṭṭhi-adhiṭṭhāna). In diesem Kontext wird es als ein Hindernis für die Befreiung betrachtet. In diesen Passagen beschreibt Adhiṭṭhāna das starre Festhalten an falschen oder spekulativen Ansichten, das den Geist bindet und den Fortschritt auf dem Pfad verhindert. Die prominente negative Verwendung von Adhiṭṭhāna im SN, im Gegensatz zu seiner positiven Rolle in DN 33 und MN 140 (als die vier Entschlossenheiten), ist ein wichtiger Aspekt der Begriffsvielfalt. Es zeigt, dass „Entschlossenheit“ allein nicht heilsam ist; sie muss auf „rechter Ansicht“ (sammā-diṭṭhi) basieren, um nicht zu einer Quelle von Leid zu werden.

Adhiṭṭhāna im Aṅguttara Nikāya (AN)

Der Aṅguttara Nikāya, die „Sammlung der numerischen Lehrreden“, ist die vierte Sammlung des Sutta Piṭaka. Er ist bekannt für seine Listen und Klassifikationen von Qualitäten, Personen und Praktiken.

Besonders berühmte und/oder viel zitierte Lehrreden, die Aspekte von Entschlossenheit, Anstrengung (Vīriya) und Standhaftigkeit behandeln

Obwohl kein Sutra explizit den Titel Adhiṭṭhāna Sutta trägt, finden sich im AN zahlreiche Lehrreden, die die Qualitäten von Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Anstrengung (Vīriya) thematisieren.

AN 4.194: Sāpūga Sutta (In Sāpūga)

Dieses Sutra beschreibt die „vier Faktoren zur Reinheit“ (padhāniyaṅga) in Ethik (sīla), Geist (citta), Ansicht (diṭṭhi) und Befreiung (vimutti). Für jeden dieser Faktoren wird betont, dass die „Begeisterung dafür – die Anstrengung, der Eifer, die Tatkraft, die Beharrlichkeit, die Achtsamkeit und das Situationsbewusstsein – als der Faktor der Reinheit“ bezeichnet wird. Dies stellt einen direkten und umfassenden Bezug zur praktischen Kultivierung von Adhiṭṭhāna als aktive Anstrengung (Vīriya) zur Reinigung des Geistes auf allen Ebenen des Pfades dar.

AN 6.20: Maraṇassati Sutta (Achtsamkeit des Todes)

In diesem Sutra wird die Achtsamkeit des Todes (maraṇassati) gelehrt, um die Dringlichkeit der spirituellen Praxis zu betonen. Der Buddha fordert die Mönche auf, „intensiven Enthusiasmus, Anstrengung, Eifer, Tatkraft, Beharrlichkeit, Achtsamkeit und Situationsbewusstsein“ anzuwenden, um unheilsame Qualitäten aufzugeben, da der Tod jederzeit eintreten kann. Die Erkenntnis der Vergänglichkeit (anicca) und der Dringlichkeit des Todes motiviert eine intensive Adhiṭṭhāna (Entschlossenheit/Beharrlichkeit) in der spirituellen Praxis.

Adhiṭṭhāna als Pāramī (Vollkommenheit)

Im Theravāda-Buddhismus wird Adhiṭṭhāna als eine der Zehn Pāramīs (dasa pāramiyo) aufgeführt, den „Vollkommenheiten“ oder „transzendenten Tugenden“, die auf dem Weg zur Erleuchtung kultiviert werden. Die Pāramīs sind edle Qualitäten, die für alle Aspiranten zur Erleuchtung als notwendig erachtet werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass die systematische Liste der zehn Pāramīs, einschließlich Adhiṭṭhāna, in der spätkanonischen Literatur des Pali-Kanons (wie Buddhavaṃsa, Cariyāpiṭaka, Apadāna) prominent wird und nicht in den frühesten Suttas als formalisierte Liste erscheint.

Die Adhiṭṭhāna-pāramī ist die unerschütterliche Entschlossenheit, die es dem Praktizierenden ermöglicht, den Pfad über viele Lebenszeiten hinweg zu verfolgen, insbesondere für Bodhisattvas, die das Ziel der vollen Buddhaschaft anstreben. Die Geschichte des Bodhisatta Sumedha im Buddhavaṃsa ist ein klassisches Beispiel für diese Vollkommenheit. Er erklärt seine Entschlossenheit zur Selbst-Erweckung, die so unerschütterlich ist wie ein Berg, der im Sturm nicht wankt.

Pali-Begriff Deutsche Übersetzung Kurze Erläuterung
Dāna-pāramī Großzügigkeit „Geben ohne Anhaftung, einschließlich materieller Güter, Furchtlosigkeit und Dhamma.“
Sīla-pāramī Sittlichkeit „Ethisches Verhalten und Einhaltung der Regeln, wie die fünf oder monastischen Vorschriften.“
Nekkhamma-pāramī Entsagung Loslösung von sinnlichen Freuden und weltlichen Bindungen.
Paññā-pāramī Weisheit „Tiefes Verständnis, Einsicht und Unterscheidungsvermögen.“
Vīriya-pāramī Energie/Tatkraft „Beharrliche Anstrengung, Fleiß und Ausdauer.“
Khanti-pāramī Geduld „Toleranz, Nachsicht und die Fähigkeit, Leid und Widrigkeiten zu ertragen.“
Sacca-pāramī Wahrhaftigkeit Ehrlichkeit und Treue zur Wahrheit in allen Aspekten.
Adhiṭṭhāna-pāramī Entschlossenheit „Unerschütterliche Entschlossenheit und fester Vorsatz, um ein Ziel zu erreichen.“
Mettā-pāramī Liebende Güte „Wohlwollen, Freundlichkeit und bedingungslose Liebe gegenüber allen Wesen.“
Upekkhā-pāramī Gleichmut „Gelassenheit und Unparteilichkeit angesichts von Gewinn und Verlust, Lob und Tadel.“

Fazit: Die praktische Bedeutung von Adhiṭṭhāna

Adhiṭṭhāna ist im Buddhismus eine facettenreiche und tiefgründige Qualität, die weit über bloße Willenskraft hinausgeht. Es handelt sich um eine tief verwurzelte, bewusste und heilsame Entschlossenheit, die stets auf Weisheit (paññā) und einer festen ethischen Grundlage (sīla) beruht. Der Begriff manifestiert sich konkret in den vier spezifischen Entschlossenheiten: Weisheit (paññā), Wahrheit (sacca), Entsagung (cāga) und Ruhe (upasama). Diese dienen als fundamentale Pfeiler der Praxis. Die gelegentliche negative Konnotation von Adhiṭṭhāna als „Fixierung auf Ansichten“ (diṭṭhi-adhiṭṭhāna) dient als wichtige Mahnung. Sie betont, dass Entschlossenheit stets von rechter Ansicht geleitet sein muss, um nicht zu einer Quelle von Leid oder einem Hindernis auf dem Pfad zu werden.

Praktische Anwendung und Kultivierung von Entschlossenheit im Alltag für Laien

Für Laien, die den buddhistischen Pfad beschreiten, bietet die Kultivierung von Adhiṭṭhāna eine wertvolle Unterstützung im Alltag. Es geht darum, bewusste, heilsame Vorsätze zu fassen und diese mit unerschütterlicher Beharrlichkeit zu verfolgen.

  • Bewusste Vorsätze fassen: Praktizierende können Adhiṭṭhāna kultivieren, indem sie klare, heilsame Vorsätze für ihren Alltag formulieren. Dies könnte die Verpflichtung zu einer täglichen Meditationspraxis sein, der Vorsatz, mit schwierigen Emotionen konstruktiv umzugehen, oder die Entschlossenheit, in allen Interaktionen wahrhaftig zu sein.
  • Verbindung zu den vier Entschlossenheiten: Weisheit (Paññā) kann durch regelmäßiges Studium der Lehren gefördert werden. Wahrheit (Sacca) bedeutet, ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein. Entsagung (Cāga) kann durch bewusste Großzügigkeit geübt werden. Ruhe (Upasama) wird durch Meditationspraktiken kultiviert.
  • Überwindung von Hindernissen: Adhiṭṭhāna ermöglicht es, Rückschläge und Schwierigkeiten auf dem spirituellen Weg nicht als Scheitern, sondern als Herausforderungen zu betrachten, die mit fester Absicht gemeistert werden können.
  • Inspiration durch Vorbilder: Die Geschichten von Bodhisattvas können als inspirierende Beispiele dienen, die zeigen, welche transformative Kraft in unerschütterlicher Entschlossenheit liegt.

Insgesamt ist Adhiṭṭhāna eine dynamische und transformative Qualität, die den Praktizierenden befähigt, den Pfad zur Befreiung mit Ausdauer und Klarheit zu beschreiten.

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