
Die Vier Rechten Anstrengungen (Cattāro Sammappadhānā)
Ein Leitfaden zu den bewussten Bemühungen auf dem buddhistischen Pfad zur Befreiung
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Die Bedeutung der Rechten Anstrengungen auf dem Pfad zur Befreiung
- Cattāro Sammappadhānā: Definition und Erklärung
- Lehrreden aus dem Palikanon: Die Vier Rechten Anstrengungen in den Suttas
- Cattāro Sammappadhānā vs. Sammā Vāyāma: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Zugehörige Konzepte: Die 37 Faktoren des Erwachens (Bodhipakkhiyā Dhammā)
- Fazit: Die Relevanz der Rechten Anstrengungen für die Praxis
- Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
Einführung: Die Bedeutung der Rechten Anstrengungen auf dem Pfad zur Befreiung
Die Cattāro Sammappadhānā, in deutscher Übersetzung als „Vier Rechte Anstrengungen“ oder „Vier Rechte Bemühungen“ bekannt, stellen ein fundamentales und aktives Element der buddhistischen Lehre und Praxis dar. Sie beschreiben die bewusste, zielgerichtete und kontinuierliche Anstrengung, die ein Praktizierender aufwenden muss, um den Geist von unheilsamen Einflüssen zu reinigen und heilsame Qualitäten zu kultivieren. Sie sind somit ein Kernstück der mentalen Entwicklung auf dem buddhistischen Pfad. Ihre Bedeutung wird durch ihre Einbettung in die umfassenderen Bodhipakkhiyā Dhammā unterstrichen. Diese werden als die „37 Faktoren des Erwachens“ bezeichnet und umfassen Qualitäten, die zur Erlangung von Bodhi (Erwachen oder Verständnis) beitragen. Im Pali-Kanon werden diese Faktoren dem Buddha zugeschrieben. Die Cattāro Sammappadhānā sind dabei eine von sieben Gruppen innerhalb dieser 37 Faktoren. Die klare Verortung der Cattāro Sammappadhānā innerhalb der Bodhipakkhiyā Dhammā verdeutlicht, dass diese Anstrengungen keine willkürlichen Übungen sind, sondern systematisch in einen umfassenden, bewährten Pfad zur Befreiung integriert sind. Ihre Praxis ist somit eine direkte Ursache für den Fortschritt auf dem Weg zum Erwachen. Die Definition der Bodhipakkhiyā Dhammā als „Qualitäten, die zum Erwachen führen“ stellt eine direkte kausale Verbindung her: Die Ausübung der Cattāro Sammappadhānā ist ein Mittel zur Erlangung des Erwachens. Dies beleuchtet den Zweck der Anstrengungen und hebt ihre fundamentale Bedeutung im buddhistischen Kontext hervor.
Cattāro Sammappadhānā: Definition und Erklärung
Die Cattāro Sammappadhānā werden im Pali-Kanon, beispielsweise in SN 49.1 und AN 4.13, präzise definiert. Es handelt sich um vier spezifische, aufeinander aufbauende Arten von Anstrengung oder Bemühung, die ein Praktizierender kultivieren sollte:
- Die Anstrengung, noch nicht entstandene unheilsame Geisteszustände nicht aufkommen zu lassen (anuppannānaṁ pāpakānaṁ akusalānaṁ dhammānaṁ anuppādāya). Dies ist eine proaktive, präventive Anstrengung. Sie beinhaltet das bewusste Wachen über den Geist, um das Entstehen von negativen Tendenzen wie Gier, Hass, Verblendung, Neid oder anderen störenden Emotionen zu verhindern, bevor sie überhaupt Wurzeln schlagen können. Ein praktisches Beispiel hierfür ist, sich bewusst toxischen Gesprächen oder Medien fernzuhalten, die Negativität schüren könnten.
- Die Anstrengung, bereits entstandene unheilsame Geisteszustände zu überwinden oder aufzugeben (uppannānaṁ pāpakānaṁ akusalānaṁ dhammānaṁ pahānāya). Diese Anstrengung ist reaktiv und erfordert Achtsamkeit und die Fähigkeit, negative Zustände zu erkennen und aktiv loszulassen, sobald sie auftreten. Es geht darum, bereits vorhandene schlechte Gewohnheiten, Unzulänglichkeiten und mentale Hindernisse zu beseitigen. Wenn beispielsweise Irritation aufkommt, pausiert man, atmet tief durch und ersetzt Wut durch Geduld.
- Die Anstrengung, noch nicht entstandene heilsame Geisteszustände entstehen zu lassen (anuppannānaṁ kusalānaṁ dhammānaṁ uppādāya). Dies ist der aktive, kreative Aspekt der Anstrengung. Es geht darum, positive Qualitäten, die noch nicht im eigenen Geist etabliert sind, bewusst zu kultivieren und zu entwickeln. Dazu gehören Eigenschaften wie Liebende Güte (Mettā), Mitgefühl (Karuṇā), Freude (Muditā), Gleichmut (Upekkhā), Großzügigkeit, Geduld und Weisheit. Es bedeutet, „Samen der Güte im Garten des Geistes zu pflanzen“.
- Die Anstrengung, bereits entstandene heilsame Geisteszustände zu erhalten, zu festigen, zu mehren und zur Vollendung zu bringen (uppannānaṁ kusalānaṁ dhammānaṁ ṭhitiyā asammosāya bhiyyobhāvāya vepullāya bhāvanāya pāripūriyā). Dieser Punkt betont die Notwendigkeit kontinuierlicher Pflege und Entwicklung positiver Eigenschaften, damit sie nicht nur bestehen bleiben, sondern sich auch voll entfalten und zur Reife gelangen können. Es ist ein Streben nach Perfektionierung der bereits vorhandenen Tugenden.
Die Abfolge dieser vier Anstrengungen ist nicht zufällig, sondern spiegelt einen umfassenden, ganzheitlichen und dynamischen Ansatz zur Geistesentwicklung wider. Es ist ein aktiver Prozess der Selbstkultivierung, der sowohl das „Aufräumen“ (Verhindern/Aufgeben von Unheilsamem) als auch das „Aufbauen“ (Entstehenlassen/Pflegen von Heilsamem) umfasst. Die Betonung der „Vollendung durch Entwicklung“ im vierten Punkt zeigt, dass buddhistische Praxis über das bloße Erreichen eines Zustands hinausgeht und auf eine vollständige Entfaltung und Meisterschaft abzielt. Dies vermittelt ein tieferes Verständnis für die progressive Natur des Pfades.
Pali-Begriff | Deutsche Übersetzung | Erläuterung |
---|---|---|
Anuppādāya | Nicht-Entstehenlassen | „Verhindern, dass unheilsame Geisteszustände aufkommen, die noch nicht entstanden sind.“ |
Pahānāya | Aufgeben | Bereits entstandene unheilsame Geisteszustände überwinden und loslassen. |
Uppādāya | Entstehenlassen | Noch nicht entstandene heilsame Geisteszustände bewusst kultivieren und entwickeln. |
Ṭhitiyā | Erhalten und Mehren | „Bereits entstandene heilsame Geisteszustände festigen, vertiefen und zur Vollendung bringen.“ |
Lehrreden aus dem Palikanon: Die Vier Rechten Anstrengungen in den Suttas
A. Saṃyutta Nikāya (SN): Das Kapitel der Rechten Anstrengungen
Das Saṃyutta Nikāya (Sammlung der verbundenen Lehrreden) ist bekannt für seine thematische Gliederung von Suttas. Es enthält tatsächlich ein eigenes, den Cattāro Sammappadhānā gewidmetes Kapitel: das SN 49: Sammappadhānasaṃyutta (Die verbundenen Lehrreden über die Rechten Anstrengungen). In diesem Saṃyutta werden die Vier Rechten Anstrengungen in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Gleichnissen beleuchtet. Ein prominenter Abschnitt ist der SN 49.1–12: Gaṅgāpeyyālavagga (Abschnitt über die Ganges-Gleichnisse). Hier wird die Entwicklung und Kultivierung der Vier Rechten Anstrengungen mit dem natürlichen, unaufhaltsamen Fluss des Ganges verglichen, der unweigerlich nach Osten, zum Ozean hin, fließt. Dies symbolisiert, dass die konsequente und hingebungsvolle Praxis der Rechten Anstrengungen unweigerlich zum Nibbāna (Verlöschen, Befreiung) führt: „Ebenso strebt ein Mönch, der die vier rechten Anstrengungen entfaltet und kultiviert, dem Erlöschen zu – seine Ausrichtung, seine Neigung und sein Streben gehen in diese Richtung.“ Das Gleichnis vom Ganges ist mehr als eine bloße Erklärung; es ist eine tiefgreifende Metapher, die die Unvermeidbarkeit des Erfolgs bei konsequenter Praxis vermittelt. Es bietet Praktizierenden Vertrauen und eine starke Motivation: So wie der Fluss unaufhaltsam seinem Ziel zustrebt, führt die rechte Anstrengung unweigerlich zum Erwachen. Dies ist eine psychologisch wirksame Botschaft, die die Beständigkeit der Praxis fördert.
B. Aṅguttara Nikāya (AN): Eine berühmte Lehrrede
Der Aṅguttara Nikāya (Sammlung der numerischen Lehrreden) ist nach der Anzahl der besprochenen Punkte gegliedert. Eine besonders relevante Lehrrede, die die Cattāro Sammappadhānā in einem spezifischen Kontext hervorhebt, ist AN 9.82: Cetasovinibandhasutta (Die Lehrrede über die Fesseln des Herzens). In diesem Sutta wird erklärt, dass die Vier Rechten Anstrengungen entwickelt werden sollten, um die fünf „Fesseln des Herzens“ (cetasovinibandhā) zu überwinden. Diese „Fesseln“ umfassen tiefsitzende mentale Hindernisse wie Gier, Verlangen, Zuneigung, Durst und Verhaftung an sinnliche Freuden sowie andere unheilsame Geisteszustände. Die Lehrrede stellt somit eine direkte kausale Verbindung zwischen der Praxis der Rechten Anstrengungen und der Befreiung von konkreten mentalen Hindernissen her. Diese Lehrrede bietet eine konkrete und nachvollziehbare Anwendung der Cattāro Sammappadhānā. Sie zeigt auf, dass diese Anstrengungen keine abstrakten Konzepte sind, sondern direkte, wirksame Werkzeuge zur Bewältigung alltäglicher mentaler Herausforderungen und zur Befreiung von Leiden. Die „Fesseln des Herzens“ sind universelle Hindernisse, die jeder Praktizierende erfahren kann, und die Sutta bietet einen klaren „Was-tun-Ansatz“, der die Theorie direkt mit der Praxis verbindet.
C. Dīgha Nikāya (DN) und Majjhima Nikāya (MN): Kontext und Anwendung
Obwohl der Dīgha Nikāya (Sammlung der langen Lehrreden) und der Majjhima Nikāya (Sammlung der mittleren Lehrreden) keine Suttas enthalten, die ausschließlich den Cattāro Sammappadhānā gewidmet sind, sind diese Anstrengungen oft integraler Bestandteil umfassenderer Darstellungen des Pfades und implizit in vielen Praktiken enthalten. Ein zentraler Text ist DN 22: Mahāsatipaṭṭhāna Sutta (Die große Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit) und das weitgehend identische MN 10: Satipaṭṭhāna Sutta (Die Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit). Diese Suttas sind grundlegend für die Achtsamkeitspraxis und bilden die Basis der Vipassanā-Meditation. Obwohl die Cattāro Sammappadhānā hier nicht explizit als gesonderter Abschnitt aufgeführt werden, erfordert die in diesen Suttas beschriebene Praxis der Achtsamkeit die ständige Anwendung der Rechten Anstrengungen. Die Kultivierung von Achtsamkeit – „eifrig, klar bewusst, achtsam“ (ātāpī sampajāno satimā) – ist ohne die Anstrengung, unheilsame Geisteszustände zu überwinden und heilsame zu entwickeln, nicht denkbar. Die Anstrengung ist die treibende Kraft, die die Achtsamkeit aufrechterhält und vertieft.
Ebenso relevant ist MN 9: Sammādiṭṭhi Sutta (Die Lehrrede über die Rechte Ansicht). Dieses Sutta, gelehrt von Sariputta, erläutert die Rechte Ansicht als ersten Faktor des Edlen Achtfachen Pfades. Es beschreibt, wie ein edler Schüler das Unheilsame und seine Wurzeln (Gier, Hass, Verblendung) sowie das Heilsame und seine Wurzeln (Nicht-Gier, Nicht-Hass, Nicht-Verblendung) versteht und dadurch diese unheilsamen Zustände aufgibt und heilsame entwickelt. Obwohl die Cattāro Sammappadhānā hier nicht direkt als Liste erscheinen, ist das Verständnis und Aufgeben von Unheilsamem sowie das Entwickeln von Heilsamem, das als Ergebnis der Rechten Ansicht beschrieben wird, die praktische Anwendung der Rechten Anstrengungen. Die Rechte Ansicht ist die intellektuelle Grundlage, die Rechten Anstrengungen sind die aktive, energetische Umsetzung.
Cattāro Sammappadhānā vs. Sammā Vāyāma: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Sammā Vāyāma (Rechte Anstrengung oder Rechte Bemühung) ist der sechste Faktor des Edlen Achtfachen Pfades (ariya aṭṭhaṅgika magga), dem zentralen Weg zur Beendigung des Leidens, wie er in der Vierten Edlen Wahrheit des Buddhismus dargelegt wird. Das Präfix Sammā bedeutet „recht“, „vollkommen“ oder „ausgewogen“ und impliziert, dass die Anstrengung nicht zu Verkrampfung oder Burnout führen sollte, sondern von Mitgefühl, Klarheit und Weisheit inspiriert ist. Ein bemerkenswerter Punkt ist, dass die Definition von Sammā Vāyāma identisch ist mit der der Cattāro Sammappadhānā. Beide Begriffe umfassen genau die vier bereits ausführlich beschriebenen Anstrengungen: Unaufgestiegene unheilsame Zustände verhindern, aufgestiegene unheilsame Zustände aufgeben, unaufgestiegene heilsame Zustände entstehen lassen und aufgestiegene heilsame Zustände erhalten und mehren. Der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen liegt primär im Kontext und der spezifischen Betonung ihrer Funktion. Die scheinbare Redundanz zweier Begriffe mit identischer Definition ist tatsächlich ein wichtiger Hinweis auf die multidimensionale und vernetzte Struktur der buddhistischen Lehre.
Die Cattāro Sammappadhānā (Vier Rechten Anstrengungen) werden oft als eine eigenständige Gruppe von Qualitäten gelehrt oder als eine von sieben Gruppen innerhalb der Bodhipakkhiyā Dhammā. Sie repräsentieren das allgemeine Prinzip der aktiven, zielgerichteten Anstrengung zur Geisteskultivierung. Sammā Vāyāma (Rechte Anstrengung) ist hingegen spezifisch der sechste Faktor des Edlen Achtfachen Pfades. In diesem Kontext wird die Anstrengung als ein Glied in einer Kette von acht miteinander verbundenen Faktoren zur Befreiung betont. Sammā Vāyāma ist die Anwendung der Vier Rechten Anstrengungen innerhalb des strukturierten Pfades, insbesondere als die Energie, die die Faktoren der Sammlung (Samādhi), wie Rechte Achtsamkeit und Rechte Konzentration, unterstützt und vorantreibt.
Merkmal | Cattāro Sammappadhānā (Vier Rechte Anstrengungen) | Sammā Vāyāma (Rechte Anstrengung) |
---|---|---|
Definition | Identisch: Vier Aspekte der Anstrengung (Nicht-Entstehenlassen, Aufgeben, Entstehenlassen, Erhalten/Mehren) | Identisch: Vier Aspekte der Anstrengung (Nicht-Entstehenlassen, Aufgeben, Entstehenlassen, Erhalten/Mehren) |
Kontext | Eigenständiges Konzept; eine von sieben Gruppen der Bodhipakkhiyā Dhammā (37 Faktoren des Erwachens) | Sechster Faktor des Edlen Achtfachen Pfades |
Funktion/Rolle | Allgemeines Prinzip der aktiven Geisteskultivierung | Spezifische Anwendung dieses Prinzips als Glied des Pfades, insbesondere zur Unterstützung von Achtsamkeit und Sammlung |
Zugehörige Konzepte: Die 37 Faktoren des Erwachens (Bodhipakkhiyā Dhammā)
Die Bodhipakkhiyā Dhammā (Pali: „Qualitäten, die zum Erwachen führen“ oder „Aspekte der Erleuchtung“) sind eine umfassende und systematische Zusammenstellung von 37 Qualitäten, die im Pali-Kanon als förderlich für die Entwicklung des Geistes auf dem Weg zum Erwachen (Bodhi) beschrieben werden. Obwohl der technische Begriff Bodhipakkhiyā Dhammā selbst erst in den späteren Pali-Kommentaren explizit auftaucht, sind die darin enthaltenen sieben Gruppen von Qualitäten bereits im Sutta- und Abhidhamma-Pitaka des Kanons gesammelt und aufgeführt. Sie bilden einen systematischen Rahmen für die buddhistische Praxis. Die Cattāro Sammappadhānā bilden eine der sieben Hauptgruppen innerhalb dieser 37 Faktoren. Dies verdeutlicht, dass die Rechten Anstrengungen kein isoliertes Konzept sind, sondern untrennbar mit anderen wichtigen Aspekten der Praxis verbunden sind und in einem größeren, kohärenten System des Erwachens stehen.
Die sieben Gruppen der Bodhipakkhiyā Dhammā sind:
- Vier Grundlagen der Achtsamkeit (Cattāro Satipaṭṭhānā): Achtsamkeit auf den Körper, die Gefühle, den Geist und die Geistesobjekte.
- Vier Rechte Anstrengungen (Cattāro Sammappadhānā): Die in diesem Bericht detailliert besprochenen vier Anstrengungen.
- Vier Grundlagen der Geisteskräfte (Cattāro Iddhipādā): Wille (Chanda), Anstrengung (Viriya), Bewusstsein (Citta) und Untersuchung (Vīmaṁsā).
- Fünf Geistige Fähigkeiten (Pañca Indriya): Vertrauen (Saddhā), Anstrengung (Viriya), Achtsamkeit (Sati), Sammlung (Samādhi) und Weisheit (Paññā).
- Fünf Kräfte (Pañca Bala): Dieselben fünf Fähigkeiten, aber in ihrer Funktion als unerschütterliche, stabilisierende Kräfte.
- Sieben Faktoren des Erwachens (Satta Bojjhaṅgā): Achtsamkeit (Sati), Wirklichkeitsergründung (Dhamma Vicaya), Anstrengung (Viriya), Freude (Pīti), Ruhe (Passaddhi), Sammlung (Samādhi) und Gleichmut (Upekkhā).
- Edler Achtfacher Pfad (Ariya Aṭṭhaṅgika Magga): Rechte Ansicht, Rechte Absicht, Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechter Lebenserwerb, Rechte Anstrengung (Sammā Vāyāma), Rechte Achtsamkeit und Rechte Sammlung.
Die Tatsache, dass „Anstrengung“ (viriya) in mehreren dieser sieben Listen explizit als Faktor enthalten ist (Vier Grundlagen der Geisteskräfte, Fünf Fähigkeiten, Fünf Kräfte, Sieben Faktoren des Erwachens, Edler Achtfacher Pfad), unterstreicht die allgegenwärtige und unterstützende Rolle der Anstrengung auf dem gesamten Pfad. Sie ist die treibende Kraft, die die Entwicklung aller anderen heilsamen Qualitäten ermöglicht und vorantreibt.
Gruppe | Pali-Begriff | Faktoren |
---|---|---|
1. Vier Grundlagen der Achtsamkeit | Cattāro Satipaṭṭhānā | Achtsamkeit des Körpers (kāyānupassanā), Achtsamkeit der Gefühlstönungen (vedanānupassanā), Achtsamkeit der Geisteszustände (cittānupassanā), Achtsamkeit der Geistesobjekte (dhammānupassanā) |
2. Vier Rechte Anstrengungen | Cattāro Sammappadhānā | Unaufgestiegene unheilsame Dinge vermeiden, aufgestiegene unheilsame Dinge aufgeben, unaufgestiegene heilsame Dinge entstehen lassen, aufgestiegene heilsame Dinge festigen |
3. Vier Grundlagen der Geisteskräfte | Cattāro Iddhipādā | Wille (chanda), Anstrengung (viriya), Bewusstsein (citta), Untersuchung (vīmaṁsā) |
4. Fünf Geistige Fähigkeiten | Pañca Indriya | Vertrauen (saddhā), Anstrengung (viriya), Achtsamkeit (sati), Sammlung (samādhi), Weisheit (paññā) |
5. Fünf Kräfte | Pañca Bala | Vertrauen (saddhā), Anstrengung (viriya), Achtsamkeit (sati), Sammlung (samādhi), Weisheit (paññā) |
6. Sieben Faktoren des Erwachens | Satta Bojjhaṅgā | Achtsamkeit (sati), Wirklichkeitsergründung (dhamma vicaya), Anstrengung (viriya), Freude (pīti), Ruhe (passaddhi), Sammlung (samādhi), Gleichmut (upekkhā) |
7. Edler Achtfacher Pfad | Ariya Aṭṭhaṅgika Magga | Rechte Ansicht (sammā diṭṭhi), Rechte Absicht (sammā saṅkappa), Rechte Rede (sammā vācā), Rechtes Handeln (sammā kammanta), Rechter Lebenserwerb (sammā ājīva), Rechte Anstrengung (sammā vāyāma), Rechte Achtsamkeit (sammā sati), Rechte Sammlung (sammā samādhi) |
Fazit: Die Relevanz der Rechten Anstrengungen für die Praxis
Die Cattāro Sammappadhānā sind ein dynamisches und proaktives Element der buddhistischen Praxis, das über bloße Passivität oder reaktives Verhalten hinausgeht. Sie fordern eine bewusste und kontinuierliche Kultivierung des Geistes, indem sie aktiv unheilsame Zustände verhindern und überwinden, sowie heilsame Zustände entstehen lassen und pflegen. Ihre Definition ist identisch mit Sammā Vāyāma aus dem Edlen Achtfachen Pfad, was ihre universelle Anwendbarkeit und ihre Rolle als treibende Kraft innerhalb des gesamten Befreiungswegs unterstreicht. Als integraler Bestandteil der Bodhipakkhiyā Dhammā sind die Cattāro Sammappadhānā synergetisch mit allen anderen Faktoren des Erwachens verbunden und unerlässlich für die Entwicklung von Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit.
Für den Laienpraktizierenden bedeuten die Vier Rechten Anstrengungen eine klare und umsetzbare Handlungsanweisung: Es geht darum, das eigene mentale Terrain aktiv zu gestalten. Dies beinhaltet nicht nur das Reagieren auf negative Zustände, sondern auch deren präventives Management und die proaktive Förderung positiver Qualitäten. Dies ist der Kern der Selbstkultivierung im Buddhismus. Dabei ist es entscheidend, dass die Anstrengung ausgewogen ist – „nicht zu lax, nicht zu verkrampft“ – und von Mitgefühl und Klarheit inspiriert, frei von Anhaftung an Ergebnisse. Diese Haltung ermöglicht einen nachhaltigen und freudvollen Fortschritt auf dem Pfad zur Befreiung.
Referenzen & weiterführende Webseiten/Dokumente
- SuttaCentral: Eine umfassende Quelle für frühe buddhistische Texte mit Übersetzungen in vielen Sprachen.
- DhammaTalks.org: Bietet eine große Sammlung von Sutta-Übersetzungen und Dhamma-Vorträgen von Thanissaro Bhikkhu.
- Access to Insight: Eine wichtige Online-Bibliothek mit Texten aus dem Theravada-Buddhismus.
- Wikipedia – Bodhipakkhiyadhamma: Bietet eine gute Übersicht über die 37 Faktoren des Erwachens.
- Die 37 Faktoren der Erleuchtung (Dalai Lama): Ein PDF-Dokument mit Erklärungen zu den 37 Aspekten der Erleuchtung.
- Dhamma Wiki – 37 factors of enlightenment: Eine Wiki-Seite mit detaillierten Informationen zu den Faktoren der Erleuchtung.
- studybuddhism.com: Erklärungen zur Rechten Bemühung im Kontext des tibetischen Buddhismus.
- Spirit Rock Meditation Center: Artikel und Lehren zum Edlen Achtfachen Pfad.
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Die Vier Wege zur Geistigen Kraft (Cattāro Iddhipādā)
Diese Gruppe beschreibt vier Qualitäten, die zu übernatürlichen Kräften führen können, aber im Kontext der Erleuchtung vor allem die Entwicklung einer starken mentalen Fähigkeit zur Konzentration und zur Überwindung von Hindernissen bedeuten. Sie umfassen das Wünschen nach Entwicklung, die Anstrengung, die Geisteshaltung und die Untersuchung.